Kinder sind teuer. Bereits vor der Geburt müssen etliche Dinge angeschafft werden: Vom Kinderwagen über die ersten Kleider bis hin zum Wickeltisch. Doch nach der Geburt steigen die Ausgaben für ein Kind nur noch mehr. Als Beispiel sei die Investition in einen Krippenplatz genannt. Dieser kostet mindestens 100 Franken pro Tag – in vielen Fällen sogar noch mehr. Hinzu kommen die kostspieligen Hobbys der Kinder und Kosten für Schule und Nachhilfe etc.
Wie die «NZZ am Sonntag» schreibt, kostet ein Kind durchschnittlich 819 Franken pro Monat. Rechnet man das bis zum 20. Lebensjahr hoch, kommt man auf sagenhafte 200'000 Franken. Die Zahlen stammen von vor 10 Jahren, neuere Erhebungen gibt es nicht. Es ist anzunehmen, dass die Ausgaben heute noch höher sind.
Doch was am Meisten ins Gewicht fällt, sind Einkommenseinbussen. Und diese betreffen vor allem die Mütter. Die Universität Neuenburg hat dazu eine Studie in Zusammenarbeit mit der Organisation Pro Familia durchgeführt. Demnach kostet eine Frau der Unterbruch ihrer Karriere für das Kind ganze 900'000 Franken Lohneinbusse.
In der Schweiz nehmen sich gemäss «NZZ am Sonntag» rund die Hälfte aller 270'000 Mütter mit Kindern im Vorschulalter eine berufliche Auszeit. Sind die Kinder 10 Jahre alt, sind noch 25 Prozent in einer Auszeit. Die durchschnittliche Dauer einer Babypause beträgt 9,2 Jahre oder 6,7 Jahre bei Frauen mit Hochschulabschluss. Diese 6,7 Jahre kosten eine Mutter zwischen 400'000 bis 450'000 Franken.
Doch die finanziellen Verluste hören auch nach der Rückkehr ins Berufsleben nicht auf: Mütter haben schlechtere Karrierechancen und dadurch auch ein tieferes Salär. Gemäss der «NZZ am Sonntag» sinkt das Einkommen pro Jahr des beruflichen Unterbruchs um 3,2 Prozent. Für eine Mutter mit Hochschulabschluss, die einen beruflichen Unterbruch von 6,7 Jahren hat, verschlechtert sich das Einkommen um 22 Prozent. In Zahlen ausgedrückt sind das 480'000 Franken – unberücksichtigt ist dabei noch der Rückgang der beruflichen Vorsorge.
Alexandra Kis von der Universität Neuenburg findet gemäss «NZZ am Sonntag» klare Worte: «Junge Mütter sollten sich bewusst sein, dass eine Babypause erhebliche finanzielle Folgen hat.» Es sei rein ökonomisch gesehen deutlich sinnvoller, bei reduziertem Pensum weiterzuarbeiten. Derzeit ist es jedoch noch so, dass viele Frauen unfreiwillig aus dem Berufsleben scheiden. Kis dazu: «Es braucht bessere Rahmenbedingungen, damit jede Frau völlig frei entscheiden kann, ob sie nach der Geburt weiterarbeiten will oder nicht.»
Der Bund stuft die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der Schweiz aufgrund einer Analyse als ungenügend ein. Aus dieser Untersuchung geht zudem hervor, dass sieben von zehn Frauen damit rechnen, dass sich eine Geburt negativ auf die Karriere auswirkt.
Neben dem Bund fordert auch der Schweizerische Arbeitgeberverband eine Verbesserung der beruflichen Unterstützung von Müttern. Der Chefökonom Simon Wey erklärt in der «NZZ am Sonntag»: «Bei den Frauen besteht nach wie vor ein grosses ungenutztes Potenzial an gut qualifizierten Arbeitskräften. Andere Länder sind uns hier deutlich voraus.» Weiter sagt Wey, dass durchaus ein Interesse der Wirtschaft besteht, dass es weniger Karriereunterbrüche bei Müttern gebe.
Auch Jahre nach der Geburt arbeiten viele Frauen noch bei reduziertem Pensum, teilweise sogar bei weniger als 50 Prozent. Es sollte gemäss Wey daher daran gearbeitet werden, dass eine Erhöhung des Pensums attraktiver gestaltet wird: «Solche Mini-Pensen sind zu stark verbreitet, eine Erhöhung wäre sowohl für die Beschäftigten wie auch für die Firmen von Vorteil.»
Wey fordert ausserdem die Männer dazu auf, sich mehr zu engagieren, sei dies im Haushalt oder der Erziehung. «Viele Väter erhöhen ihr Pensum sogar, statt eine Teilzeitstelle zu prüfen. Das steigert den Druck auf die Frauen», wie er in der «NZZ am Sonntag» sagt. In anderen Worten: Es muss ein gesellschaftliches Umdenken stattfinden.
Ein Ausbau der Betreuungsangebote ist eine weitere wichtige Voraussetzung dafür, dass Mütter die Babypause kurz halten können. Simon Wey spricht sich für eine Einführung von Tagesschulen aus. Besonders in grossen Städten ist die Nachfrage nach solchen Angeboten hoch – in ländlichen Gebieten ist sie deutlich tiefer.
Mütter sind gemäss Patricia Widmer – sie leitet das Program «Women Back to Business» von der Universität St.Gallen (HSG) – mit weiteren Nachteilen konfrontiert: «Ein Problem sind zum Beispiel computerisierte Bewerbungsprozesse, welche Frauen mit Berufsunterbruch automatisch aussortieren.»
Das Programm der HSG soll Frauen helfen, nicht irgendwelche Teilzeitjobs mit tiefem Arbeitspensum anzunehmen. Durch Coachings und einem Praktikum werden die Mütter gezielt gefördert. «Nebst dem fachlichen Know-how geht es darum, das Selbstbewusstsein der Teilnehmerinnen zu stärken. Zudem können sie ein Kontaktnetz in die Firmenwelt aufbauen.»
Das Angebot ist jedoch kostspielig: Ganze 24'000 Franken kostet das Förderprogramm. Widmer ist jedoch überzeugt, dass sich die Investition durchaus lohnt. Die Zahlen sprechen für sich – 75 Prozent der Absolventinnen finden nach Abschluss eine Stelle. «Auch hier haben Mütter, die nicht arbeiten, ein Handicap: Während sie ihre Schulung selber finanzieren müssen, profitieren viele Angestellte von einer kostenlosen Weiterbildung.»
Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen, ist eine enorm grosse Herausforderung, wie die 140'000 Frauen beweisen, die den Wiedereinstieg ins Berufsleben suchen. Die Analyse des Bundes deckte ausserdem auf, dass weitere 260'000 Frauen zwar in einem Arbeitsverhältnis sind, jedoch gerne in einem höheren Pensum arbeiten würden.
Die Gleichstellung hinkt noch in vielen Punkten hinterher. Besonders bei der Kinderbetreuung und -erziehung dominieren noch alte gesellschaftliche Muster. Sehr zum Leid etlicher Frauen und Familien, die hohe finanzielle Einbussen verkraften müssen.
Das Jammern hat durchaus seine Berechtigung. Einverstanden. Es sind hihe finanzielle Einbussen.
Aber es gibt noch unzählige Familien, in der Schweiz, wo sie und er (ohne Aka - Hintergrund) , sich und die Kinder imit miesen Jobs durchbringen müssen. Beide krüppeln 100% und Ende Monat ist alles Geld aufgebraucht.
Nix HSG - Weiterbildung für 24'000.-
Dem möchte ich per se widersprechen. Wenn man eine Grossfamilie und Verwandschaft hat und guten Kontakt zu diesen hat, dann bekommt man immer von Leuten gebrauchte Ware. Bei uns gibt es kleider die sind von den 1. Eltern danach allen durchgereiht worden. Den ehrlich. Babys brauchen warme kleidung und kein Style.
Mein Mann und ich arbeiten beide je 80% und die damit einhergehenden Lohneinbussen sind uns schon ziemlich egal.
Geld ist doch nicht das Einzige dass zählt. Hauptsache man hat genug davon um sich keine Gedanken darüber zu machen.