Kommen wir zum Punkt. Oder, weil Weihnachten ist, erlaube ich mir ein schlechtes Spässli: Zum Höhepunkt. Den hatte ich nämlich. Mehrfach. Dank Jules. Treue Wegbegleiter kennen Jules, den kiffenden Kindergärtner, der neun Jahre jünger ist als ich. Ich dachte ursprünglich, es seien nur sechs. Aber es sind deren quasi ein Jahrzehnt.
Jules und ich kennen uns schon lange. Wir hatten auch schon öfters Sex. Und danach dann teilweise bis zu einem Jahr keinen Kontakt. Was für beide total okay ist. Zumal wir abseits der Matratze gar nicht so viel gemeinsam haben.
Vor drei Tagen treffe ich Jules jedenfalls zufälligerweise am Weihnachtsmarkt. In seinen Mundwinkeln klebt Zucker von zwei Berlinern, die er verdrückt hat. Kifferhunger. Ich erinnere mich vage daran. Hatte ich zuletzt vor ca. zehn Jahren.
In der linken Hand hält er einen Becher Glühwein. In der rechten eine selber gedrehte Zigi. Er lacht sein charmantestes Lachen, als sich unsere Blicke treffen. Schon bei der Begrüssung weiss ich: Den schenke ich mir zu Weihnachten.
«Wollen wir noch pro forma hier ein bisschen rumhängen oder gehen wir zu mir?», frage ich.
«Gehen.»
Im Tram habe ich bereits meine Hand in seiner Hose vergraben. Er küsst meinen Hals. Noch 15 Minuten bis wir nackt sind. Denke ich und irre mich. Er braucht noch Papes. Und biz Fressalien. Chips, Schokolade, Kekse. Und Bier. Im 24-Stunden-Shop merkt er, dass er sein Portemonnaie verloren hat.
Macht Jules nichts aus. Jugendliche Leichtigkeit. Oder Suff. Oder Geilheit. Mir ists jedenfalls recht.
Bei mir angekommen, will ich gleich zur Sache kommen. Jules will aber noch rasch eine Tüte rauchen, das Lichtkonzept optimieren und die Hintergrundmusik auswählen. Der Gute verliert sich völlig in der Welt des Streamings, während sein Joint meinen Teppich abfuckt.
Ich bin slightly genervt, aber immer noch zu spitz, um mich ernsthaft aufzuregen.
Also ziehe ich mich, nachdem ich das Joint-auf-Teppich-Malheur behoben habe, aus. Und friere. Aber was tut man nicht alles, um gevögelt zu werden. Jetzt kommt Jules auch in Fahrt.
Während irgendein Getrommle aus meinen Boxen dröhnt, dreht und wendet mich Jules im Zwei-Minuten-Takt. Hie und da rammelt er ein bisschen zu ambitioniert. Um dann abrupt aufzuhören und am Joint zu ziehen und an der Bierdose zu nippen. So wie das viele Jungs mit 27 Jahren halt so machen.
Ich döse auch wirklich nur einmal während so einer Joint-Bier-Pause ein. Es ist Jules Gesang, der mich aus dem Sekundenschlaf holt. Ich bin sofort wieder hellwach. Auch weil mich sein Tanz mit Latte in meinem Wohnzimmer sehr amüsiert.
Die nächsten Stunden verbringen wir mit Sex, Schlummerschlaf, Zigaretten, Tüten, Chips und Bier und Wein. Erst gegen Mittag am nächsten Morgen hole ich uns Croissants und freue mich auf Me-Time mit Netflix-Weihnachtsfilmen später.
Daraus wird aber so schnell nichts. Der verhängte Jules hat nicht nur sein Portemonnaie, sondern auch seinen Schlüssel verloren. Sein Mitbewohner ist in den Ferien. Sonst hat niemand einen Schlüssel.
Jules bleibt also noch eine Nacht. Danach kann er wenigstens zu seinen Eltern, die dann aus Frankreich zurück sind. Wir kochen Spaghetti und schauen Dokus. Den Rest der Zeit vögeln wir.
Jetzt habe ich eine Blasenentzündung, etwas wunde Brustwarzen und einen Haufen Wäsche, weil ich den ganzen Grasduft aus Vorhängen und Bettwäsche eliminieren will. Ausserdem prangt auf meinem beigen Teppich ein riesig schwarzes Brandloch. Und die eine Bratpfanne, in der Jules Spaghettisauce gemacht hat, ist zerstört.
Alles scheissegal. Ich habe alles andere als zwei stille, geschweige denn heilige Nächte hinter mir. Das war vielleicht mein bestes XXX-mas-Fest ever.
So. Jetzt Bettflasche und Cranberry-Saft für die Blase. Und «A Christmas Prince 3: The Royal Baby» auf Netflix für meine sehr befriedigte Seele.
Spoiler für nächste Woche: Das mit der befriedigten Seele ist bald Geschichte. Ich versuche, am 1. Januar das Rauchen zu lassen.
I already miss you, Zigi!
Adieu,
PS: 27+9=Emmas Alter?