Ein französisches Déjà-vu
Als Big Ben noch Small Ben war, oder sagen wir Benny Boy, wow, das klingt irgendwie sehr falsch, egal, was ich sagen will: Nach dem Studium habe ich ein Jahr in Paris gelebt. Ausgewachsen war ich natürlich, aber noch sehr jung. Und verwirrt. Bin ich ja jetzt nicht mehr. (Haha.)
Grund für mein Jahr in Paris war einerseits, dass ich Französisch lernen musste. Gehört beruflich zu den Dingen, die ich anbiete, jawohl, finde es auch erstaunlich, aber hab ich im Repertoire, und andererseits war ich noch in der Trotzphase. Meine Freunde gingen nach Australien, Costa Rica, Backpacking, cool sein, die Früh-Spirituellen, das war ja damals noch nicht so im Trend wie jetzt, die wurden schräg angeschaut, jedenfalls, die gingen nach Indien oder Bali. Nach Frankreich ging nur, wer an der Atlantikküste surfen gehen wollte. War auch total im Trend. Alle marschierten mit ihren Surfboards umher.
Surfen ist nicht meins. Ich bin irgendwie zu lang dafür. Oder der Geduldsfaden zu kurz. Die Erfolgskurve ist mir jedenfalls nicht steil genug, ich habe es nach einer Lektion aufgegeben. Und deshalb ging ich nach Paris. Fanden meine Freunde jetzt nicht ultra spannend, weshalb ich es umso cooler fand.
Mimimimi, warum schreibt er nicht über Sex?! Der soll gefälligst auf Dates gehen! Vögeln soll er! Was interessiert uns seine failed Surf-Karriere.
Ohne Sex keine Sex-Storys
Nun, liebe Leute: Es gibt gerade keinen Sex, von dem ich euch berichten kann. Gen Z Gina ist ja, wie wir alle erwartet haben, nicht mehr aktuell. Der After-Soundhealing-Sex war unser letzter. Danach haben wir uns nicht mehr gehört. Sie hat sich nicht gemeldet, ich mich auch nicht.
Aber, ABER, vielleicht ist bald alles anders, denn, und jetzt macht die ganze Einleitung Sinn, jawohl, bear with me, people, in Paris gab es eine Frau namens Sandrine. Und mit Sandrine hatte ich une aventure. Eine Affäre. Fling. Techtelmechtel. Gschleik. You name it.
Ich lernte Sandrine in einer Bar kennen. Und da, wie das in Paris öfter passiert ist, sprach sie mich an. Dass Frauen auf Männer zugehen, ist dort nichts Aussergewöhnliches. Frauen sagen auch direkt, wenn sie nur eine Nacht mit dir verbringen wollen. Ich will damit nicht sagen, dass die Frauen hier sich eine Scheibe absch... Doch genau das will ich sagen: Nehmt euch gefälligst ein Vorbild!
Die Geschichte mit Sandrine dauerte sieben Monate, dann musste ich zurück in die Schweiz. Tschüss Rotwein und Zigaretten, hallo Stundenplan und Pausenglocke.
Eine Weile sahen wir uns so etwa zweimal im Jahr. Sie kam für eine Nacht nach Zürich. Oder ich ging nach Paris. Ein paar Gläser Wein am Abend, eine gemeinsame Nacht, ein Croissant am Morgen, fertig. Dann hatte sie einen Freund, als sie sich einige Jahre später trennte, sahen wir uns für eine Weile wieder hie und da. Die letzten Jahre war sie erneut in einer Beziehung. Sie war sogar verlobt, das ist es, hat sie mir einmal geschrieben. War's wohl doch nicht. Denn: Seit drei Monaten ist Sandrine Single. Weiss ich, weil sie es mir geschrieben hat.
Jetzt will sie mich in Zürich besuchen kommen. Nicht nur für eine Nacht, nein, für zwei Wochen. Sie brauche Abstand. Eine Auszeit. Einmal richtig durchatmen. Zwei Wochen finde ich natürlich lang. Aber in Paris haben wir auch viel Zeit miteinander verbracht und es war immer entspannt mit ihr. Und sie will ohnehin Ausflüge machen, die Schweiz erkunden, mit dem Zug rumreisen. Ich sei eher so die Homebase, schrieb sie.
Und, liebe Leute, was kann schon schiefgehen, wenn man nur die Homebase ist? Eben.
So long,
Ben
