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Big Ben: Lasst uns über Animal Play reden!

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Lasst uns über Animal Play reden!

Es gibt Leute, die verkleiden sich als Tiere, wenn sie Sex haben wollen. Das hat nichts mit dem zu tun, was ich erlebt habe, aber ich will gerne davon ablenken.
05.09.2025, 10:0205.09.2025, 10:02
Big Ben
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Kürzlich habe ich von einem Freund erfahren, dass entfernte Bekannte von uns sogenannte Furrys sind. Habe ich natürlich recherchieren müssen. Vor allem für euch, Leute. Ich will euch hier ja etwas bieten. Wir sind ja nicht zum Gspass hier, nein, wir wollen auch etwas lernen. Furrys sind also Menschen, die verkleiden sich gerne als Tier. Das Tier muss nicht, wie von mir ursprünglich angenommen, ein Fell haben, Furry, Fell, you know, man könnte auch ein Fisch sein, wenn man gerne ein Fisch sein will, aber ich gehe jetzt mal davon aus, dass der Fisch eine weniger beliebte, Achtung, Fursona ist.

Kleine Infobox für euch: Eine Fursona, kommt von «Furry» und «Persona», ist ein Tiercharakter, den sich jemand in der Furry-Community als Alter Ego oder kreative Identität erschafft.

So verkleidet hat man dann Sex. Das nennt man Animal Play. Oder Pet Play. Man kann auch nur zuhause rumhängen. Oder damit einkaufen gehen, obwohl ich glaube, dass man das nicht so oft macht, weil es auffällt.

Okay, ich gebe es zu, ich will ablenken.

Für einmal hoffe ich, dass ihr nun aufgehört habt, zu lesen und zu den Kommentaren geht, denn was ich zu berichten habe, nun, ich bin weder stolz, noch mag ich die Story.

Lara und ich haben uns ja, wie letztes Mal angekündigt, getroffen. Zum Spazierengehen. Macht man so Ü30. Man spaziert. Wir waren um 20 Uhr verabredet, bei uns in der Nähe beim Waldeingang. Sie war zehn Minuten zu spät, hat sie aber um zwei vor fünf angekündigt. Aber da war ich längst beim Treffpunkt und habe versucht entspannt zu sein.

Sie sah aus, wie sie immer aussah. Vielleicht etwas «kaputter», als ich es in Erinnerung hatte, obwohl kaputt, so ausgeschrieben und auf Hochdeutsch, viel härter klingt, als ich es meine. Ich meine das kaputt auf Schweizerdeutsch. Oder anders: Sie sah so aus, als hätte sie gerade sehr viel gefeiert, was sie, wie sie mir sagte, auch tat. Sie war wieder mal ohne Job. Oder zwischen Jobs, wie sie es nannte. Ein Projekt zu Ende, ein anderes noch nicht in Sicht.

Wir spazierten los, unterhielten uns, als wäre alles okay, ich entspannte mich. Wir erzählten uns die letzten paar Monate, als wären es äussere Umstände und nicht wir gewesen, die dafür sorgten, dass wir uns in dieser Zeit nicht trafen. Lara redete schnell und viel, ob sie Single war und wie es ihr nach der Trennung ging, all das war aber kein Thema. Ihr Liebesleben klammerte sie völlig aus.

Diesen Teil würde ich gerne überspringen, weil ich gerne jemand wäre, der nicht so schnell seine Vorsätze über den Haufen wirft, aber: Wir gingen zu ihr und hatten Sex. Einmal, dann noch einmal. Der Sex war so gut wie früher, obwohl er sich auch etwas merkwürdig anfühlte. Als würden wir uns beide schämen, dass wir Sex haben.

Danach tranken wir Rotwein im Bett und assen Paprikachips, auch wie früher, und ich hatte einen kurzen klaren Moment, in dem mir einfiel, dass ich vor allem auch wissen wollte, wie es ihr wegen uns erging und wo sie steht, also fragte ich sie, was mit dem Unicorn passiert sei. Unverfänglicher Einstieg, dachte ich. Zum Deep Shit kommen wir gleich.

Sex mit dem Unicorn war keine einmalige Sache

Zum Deep Shit kamen wir nie. Lara erzählte, dass sie und das Unicorn eine Beziehung anfingen, als wir unsere beendet haben, kompliziert sei es gewesen, von Anfang an, sie hätten viel gestritten, nicht richtig Tritt gefunden, hätten ihre Dynamik mehrmals ändern müssen. Kein Wort, dass es ihr schlecht ging, weil ich weg war. Sie redete nur von den Schwierigkeiten mit dieser Frau.

«Und jetzt?», fragte ich.

«Jetzt haben wir entschieden, dass wir uns zwei Wochen Luft zum Atmen geben, mal kurz Pause machen, alles setzen lassen und dann schauen wir weiter.»

Fünf Minuten später war ich auf dem Heimweg. Ich sagte, ich müsse los. Früh aufstehen. Arbeit und so.

Ich habe mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Die Alte wollte sich nur ablenken! Sie war nicht mal Single! Sie hat kein bisschen gelitten wegen unserer Trennung! Sie war schon busy mit einer neuen Beziehung!

Ich weiss, was ihr denkt – und in den Kommentaren schreiben werdet –, dass ich einfach so dumm bin. Dass ich es deshalb nicht habe kommen sehen. Und Leute, ich glaube sogar, ihr habt recht ...

So long,

Ben

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bild: watson
Big Ben ist ...
... Mitte 30 und lebt in einer WG. Sein Job ist in den Top 10 der Berufe, die Frauen sexy finden – je nach Umfrage. Er spielt Fussball, macht aber so gut wie nie ein Goal (weil Goalie), er hat viele Schwestern, sehr viele, und wurde logischerweise total verwöhnt, aber auch (viel zu früh) aufgeklärt. Er hasst Verkleidungspartys, aber wenn er müsste, würde er sich als Gandalf verkleiden. Ben ist Single und hat kein Interesse daran, dies zu ändern.
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149 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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El_Chorche
05.09.2025 10:31registriert März 2021
«Jetzt haben wir entschieden, dass wir uns zwei Wochen Luft zum Atmen geben, mal kurz Pause machen, alles setzen lassen und dann schauen wir weiter.»

Ist es ein Klischee, dass Frauen in Beziehungspausen jeweils ihren Rückstau an Verehrern wegvögeln, weil es technisch gesehen kein Betrug ist?
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Snowy
05.09.2025 10:18registriert April 2016
Warum Katastrophe, Ben?

Ganz ehrlich: Finde diese Kolumne eine gute, weil herrlich ungeschönt und halt einfach menschlich.

Hast Du und vor allem sie sich "richtig" verhalten?
Nein, wahrscheinlich nicht zu 100%.

Ist euer Verhalten - wenn auch "falsch" - irgendwie nachvollziehbar und menschlich: Ja, leider schon.

Wenn man das Haar in der Suppe suchen möchte: Warum bist Du unter einem Vorwand gegangen? Hättest ihr auch kurz und knapp sagen können, dass Dich ihr Verhalten schmerzt, und dass Du darum nun lieber wieder nach Hause gehst
Ist doch viel schwieriger so, wie Du's jetzt "gelöst" hast.
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bokl
05.09.2025 10:06registriert Februar 2014
NEIN!
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