Vergangene Woche habe ich Testosteron-Tyler gedatet. Das war okay. Sehr Friendzone-mässig meinem Empfinden nach. Tyler, der Polizist, hat das anders gesehen. Tyler meinte, das ganz, ganz böse Mädchen in mir zu sehen, das er gerne in Handschellen flachlegen würde.
Ich sah das, eben, anders. Und bin ohne Sex mit einem Polizisten nach Hause. Obwohl dieser auf meiner Bucket List steht.
Anyhow.
Jedenfalls: Nachdem die Tyler-Story rund 2 Sekunden online auf Watson war, erreichte mich folgende Whatsapp-Nachricht: «Du könntest mir mal wieder das böse Mädchen machen.» Ich weiss, dass ihr wisst, wer der Absender ist.
Hoi, Suff-SMS-Sandro. Ich hoffe, es geht dir gut. Du kannst jetzt wieder abhauen. Ich hab dir schon oft gesagt, du sollst hier nicht ständig mitlesen.
Also ja, logo. Die Nachricht war von Sandro, meiner Dauer-On-Off-Affäre mit Herz, gutem Sex aber ohne Schmetterlinge im Bauch.
Jetzt ist es ja so, dass ich schon eine Weile keinen Sex hatte. Und ich habe sehr gerne Sex. Und ich habe sehr gerne Sandro. Und noch lieber habe ich Sex mit Sandro.
Wir sind ja zurzeit beide Single.
Und es ist Sommer.
Und die Vögel zwitschern gerade so schön.
Und ich war gerade im Waxing.
Und die Schweiz hatte es zumindest ins Achtelfinale geschafft.
Und ich hab diesen neuen hübschen BH, den er keines Blickes würdigen und einfach nur wegreissen wird.
Ich antworte Sandro postwendend. Das ist ja das Schöne. Keine Games. Kein sich rar machen oder so ein Seich. Keine Spielchen, keine Mätzchen, nix.
Da ich mal wieder Lust auf ein richtig gutes Date habe, frage ich, ob wir vor dem Vögeln noch dinieren können. In einem schönen Lokal. Mit sich hübsch machen. Findet Sandro super. Das Höschen unter dem Rock könne ich weglassen, findet er. So kenne ich SSMSS, so schätze ich SSMSS.
Im Lokal angekommen rückt mir Sandro den Stuhl zurecht. Sandro als Gentleman. Da muss ich immer lachen. Nicht, dass er keiner ist. Aber jetzt auch nicht so, dass er total einer ist.
Wir bestellen zuerst mal Drinks und eine Vorspeise. Unsere Gespräche drehen sich ums aktuelle Weltgeschehen, um Sex und um Dating mit anderen. Update: SSMSS vögelt seine Ex nicht mehr.
Gut.
Suff-SMS-Sandro vögelt zurzeit gar niemanden.
Sehr gut.
(Warum ich das sehr gut finde, hat glaubs was mit meinem Ego zu tun.)
Ich bumse ja auch gerade niemanden.
Findet Sandro gut. Obwohl er Max mochte.
Manchmal sagen wir ganz kurz nichts und kichern etwas im Zeugs rum. Das sind meine Lieblingsmomente.
Mir ist hier und jetzt an diesem Tisch mit diesem Mann mit den ungeschnittenen Haaren, seinem T-Shirt mit den obligaten Mottenlöchern und seinem Fünf-Tage-Bart einfach wohl. Hier bin ich ich. Ich überlege nicht, was ich wann sage. Ich filtere nichts.
Das ist Freiheit. Und Heimat.
Ich will jetzt übrigens keinen Grappa mehr. Ich will jetzt knutschen. Stundenlang.
Wir zahlen, steigen auf unsere Velos und fahren in Richtung Sandros Wohnung. Er muss aber noch husch Papes kaufen (das muss er immer!), dann will er noch husch Bier über die Gasse und da wir ja noch bei der Bar xy vorbeikommen, will er rasch seinen Kumpels Hallo sagen.
Und wenn wir schon dabei sind, muss er noch schnell Kondome rauslassen. Und beim 24 Stunden Beck einen Zopf kaufen. Und ein Wienerli im Teig. Für später.
Er ist anstrengend, dieser Sandro. Er ist der wahrscheinlich anstrengendste Kandidat, den ich je hatte.
Es ist weit nach Mitternacht, bis wir in Sandros Bett landen. Ich freu mich nun auf sehr guten Sex. Denke ich und irre mich. Als mein Kopf nämlich das Kissen berührt, merke ich, wie müde ich bin.
Nicht mal Sandros Bemühungen holen mich aus dem Tief.
Er lacht. Und nimmt mich in den Arm. Er streichelt über mein Haar, streift mein Kleid ab und gibt mir ein T-Shirt aus seinem Schrank.
Dann falle ich in den Tiefschlaf.
Am nächsten Morgen bin ich vor Sandro wach.
Normalerweise würde ich jetzt schnell abhauen. Das Bedürfnis habe ich jetzt aber nicht. Also mache ich Kaffee, schneide den Zopf und decke das Tischli auf dem Balkon.
Nach dem Zmorgen frage ich, ob ich gehen soll. «Nein», sagt Sandro. «Also vögeln wir jetzt?» – «Muss nicht sein.» Er habe etwas eine «Bimbe». Aber einfach so biz daliegen und Musik hören und reden, das fände er schön.
Wir sind ja nicht so gut im über Gefühle reden. Und nun gerate ich etwas unter Zugzwang, weil ich genau weiss, dass der Sack hier mitliest. Und ich gerne zugeben will, dass ich es sehr schön fand bei ihm.
HAU MAL AB, SANDRO!
Also. Es war wirklich ein toller Abend, eine schöne Nacht und ein sehr entspannter Sonntag. Mit dann doch noch lustigem Sex. Ich war schon unten beim Velo aufschliessen, als Sandro vom Balkon rief, dass ich was vergessen hab.
Ich rannte hoch und er öffnete nur in Boxershorts die Tür. Was ich denn vergessen hab? Er zog mich sehr an sich, küsste mich und schob das Höschen zur Seite. «Das» sagte er. «Wie konnte ich nur!?», erwiderte ich.
Dann war er wieder da.
Der schlichtweg ungeschlagene Sex meines Lebens. Sorry, alle anderen. Ihr wart keineswegs schlecht. Dieser Typ hier ist einfach unfassbar gut.
Und jetzt ohne Scheiss, HAU MAL AB, SANDRO!
Adieu,
Dazu mal vom Fomo abgesehen, es gibt in meinem Bekanntenkreis einige, welche auch ohne die mega Verliebtheit ein Paar sind und bleiben, sie haben einfach die Verliebtheitsphase, welche Hormongesteuert sowieso nicht ewig anhält, übersprungen. Die wahre Liebe geht sowieso darüber hinaus. Und das ist was Emma hier nun haben könnte, würde sie mal hinsehen.
Das ist wertvoller als Schmetterlinge im Bauch und dieses aufregende Kitzeln von Flirts. Das ist worauf man eine langfristige Beziehung mit tiefem Vertrauen aufbauen kann.