Meine Lust, Libido, Testosteronkonzentration, you name it, ist unverändert. Meine Berichterstattung über Sex deshalb auch.
Denke ich noch viel über Lara nach? Versuche ich zu verstehen, was da passiert ist? Fühle ich mich, als hätte ich die vergangenen Monate meinen Kopf in der Waschmaschine gehabt, weshalb all meine Erinnerungen blurry und durchweicht sind? Ja, ja und ja.
Habe ich mich bei Lara gemeldet? Nein.
(Will ich Applaus dafür? Ihr kennt die Antwort.)
Es ist nicht so, dass ich mich nicht melden will. Vor allem würde ich sehr gerne verstehen, was da passiert ist, und habe deshalb ein paar Fragen an sie. Aber ich weiss, dass es nichts bringt. Jedes Mal, wenn wir uns unterhalten, endet unser Gespräch im Streit und ich bin noch nie klarer gewesen danach. Meine Verwirrung wurde eigentlich jedes Mal nur grösser. Auch lässt mein Ego eine Kontaktaufnahme nicht zu.
Was also tut Mann in so einer Situation? Er nutzt seine Zeit für interessante, sinnvolle, clevere, lebensverändernde, wichtige neue Dinge.
Das habe ich die letzten Wochen getan, wenn ich mich davon abhalten musste, mich bei Lara zu melden.
1. Ich habe Mozzarella selber gemacht. Falsch. Ich wollte Mozzarella selber machen. Hab auch welches gemacht. War es Mozzarella? Naaahja. Da ich aktuell sehr viel Zeit auf Instagram verbringe, habe ich ein Reel von einem Hobbykoch geschaut. Der Typ darin macht Mozzarella, ganz locker, cool, bisschen Milch, bisschen Essig, Salz zusammenschütten, warten, wärmen, kneten, finito, sah so simpel aus. Und er hatte einen fucking Mozzarella selber gemacht. Sah mein Mozzarella wie Mozzarella aus? Eher wie Fusspilz. Schmeckte er wie Mozzarella? Eher wie ... okay, ich weiss nicht, wie Fusspilz schmeckt. Aber es war widerlich.
2. Habe dann entschieden, Sourdough selber zu machen. Auch ein Reel gesehen, yes. Sah ebenfalls total easy aus. Mein Teig, aus dem dann ganz viele Sauerteigsbabys werden sollten, war aber schnell zu Ende. Aktion abgebrochen.
3. Entschieden, selber Müesli zu machen. Für so die nächsten Wochen. Vorbereiten. Das Leben in den Griff kriegen. Kiloweise Zutaten gekauft, alles richtig gemacht. Auf ein Blech mit Honig und so in den Ofen. Aktion durchgezogen! Erfolg auf ganzer Länge! Nach einem Tag habe ich das ganze Müsli gegessen gehabt. Überlegt, Aktion zu wiederholen. Mich dagegen entschieden.
4. Hanna hat vom Meditieren geschwärmt. Also habe ich meditiert. 30 Sekunden lang. Dann hat mein Handy geklingelt.
5. Hanna hat erneut geschwärmt. Ich müsse es zur Gewohnheit machen. Sonst nütze es nichts. In den Alltag integrieren. Habe ich ein Buch über Gewohnheiten gelesen. Okay, das stimmt nicht. Habe die Zusammenfassung auf ChatGPT gelesen. Danach zweimal zwei Minuten meditiert. Steigerung: 600%. Ich meine, hallo! Riesen Erfolg!
6. Habe Yoga gemacht. Mit so einer übermotivierten Amerikanerin auf Youtube. Die Übungen waren leider oft zu schwierig für mich, bin ja Anfänger, habe ihr aber gut zugeschaut. Für wenn ich dann so beweglich bin. Damit ich dann mitmachen kann. Zukunftsplanung und so.
7. Habe entschieden, dass ich beweglicher werden muss. Bei der Recherche nach mehr Beweglichkeit wurden mir lauter Reels von Leuten, die den Handstand lernen, gezeigt. Jetzt will ich den Handstand lernen. Bin aber auch hier noch in der Recherche-Phase.
8. Bin 19 Kilometer gerannt. An einem random Samstag. Jogge ich gewöhnlich? Nein. Hatte ich Spass? Naja. Sind meine Knie jetzt komplett im Arsch? Ja.
9. Habe mir ein Tagebuch gekauft. Um sogenanntes Journaling zu betreiben. Hanna hat auch davon geschwärmt. Man müsse seine Gedanken niederschreiben. Für mehr Klarheit. Die Stimmung. Psyche. Alles. Sei gut für mich. Gerade jetzt. Wie oft ich schon «gejournalt» habe, seit ich ein Tagebuch besitze? Ihr wisst die Antwort.
10. Habe das Buch über Gewohnheiten gekauft.
Bald bin ich ein neuer Mensch. Bald bin ich Big Ben 2.0.
So long,
Ben