«Das Ausgehverhalten der Jungen hat sich seit Corona deutlich verändert. (...) Die Einnahmen an der Bar sind seit etwa einem Jahr um bis zu 30 Prozent gesunken.» Das sagte ein Mitbetreiber des Zürcher Traditionsclubs Mascotte zum «Tages-Anzeiger». Das Mascotte hat seinen Betrieb Mitte Juni eingestellt.
Auch Alexander Bücheli, Sprecher der Zürcher Bar- und Club-Kommission, bestätigt gegenüber watson: «Von 2018 bis 2024 ist der Umsatz pro Club-Gast um 40 Prozent eingebrochen. Die Herausforderungen für Bars und Clubs waren noch nie so gross.»
Doch wie steht es wirklich um das Ausgehverhalten der jungen Menschen in der Schweiz? Trinken sie generell weniger Alkohol oder tun sie dies einfach vermehrt zu Hause statt in Bars und Clubs? Spielen die Preise eine Rolle oder der generelle Trend zu einem gesünderen Lebensstil?
Diesen Fragen ging watson mit einer repräsentativen Umfrage auf den Grund. Die Erhebung führten wir gemeinsam mit dem Sozialforschungsinstitut Demoscope zwischen dem 4. und 10. Juni durch. Teilgenommen haben 7863 Personen. Die Umfrage ist repräsentativ für die Deutsch- und Westschweiz (mehr zur Methodik am Ende des Artikels).
Das sind die Ergebnisse:
Im vergangenen Jahr tranken fast 80 Prozent der 16- bis 30-Jährigen höchstens ein- bis zweimal pro Woche Alkohol. Über alle Alterskategorien betrachtet, beträgt dieser Wert 63 Prozent.
Die Auswertung des Trinkverhaltens zeigt mehrere deutliche Unterschiede zwischen jüngeren und älteren Menschen. Fast jede zehnte Person über 55 Jahre trank einmal täglich Alkohol. Bei den 16- bis 30-Jährigen (1195 Befragte) sind es nur 55 Personen, die angaben, im letzten Jahr einmal oder mehrmals täglich Alkohol konsumiert zu haben. Das sind 4,6 Prozent.
Augenfällige Unterschiede treten auch zwischen den Geschlechtern auf. Mehr als jede dritte Frau (36 Prozent) trank im letzten Jahr seltener als einmal im Monat Alkohol, bei den Männern war es nur jeder Sechste. 46 Prozent der Männer konsumierten drei- bis viermal pro Woche oder öfter Alkohol, bei den Frauen sind es 21 Prozent.
Der Trend ist deutlich: Über alle Alterskategorien hinweg haben die Teilnehmenden einen reduzierteren Alkoholkonsum als früher. Fast ein Drittel gibt an, deutlich weniger als in der Vergangenheit zu konsumieren. Fast jede und jeder Zehnte ist mittlerweile abstinent. Nur sechs Prozent der Befragten geben an, heute deutlich mehr Alkohol zu trinken als früher.
Hat sich das Trinkverhalten in der subjektiven Empfindung verändert? Diese Frage stellten wir sowohl den Angehörigen der Generation Z (Jahrgänge 1996 bis 2010) als auch den über 30-jährigen Personen (nächster Punkt).
70 Prozent der 16- bis 30-Jährigen sind überzeugt, dass ihre Generation verglichen mit früheren Generationen im selben Alter etwas weniger (54 Prozent) oder viel weniger (16 Prozent) Alkohol trinkt.
Diese Ansicht deckt sich mit der Feststellung der Betreiber des Clubs Mascotte, wonach die Bareinnahmen deutlich zurückgegangen sind.
Befragt man die über 31-Jährigen zum Trinkverhalten der jüngeren Generation, zeigen sich ähnliche Muster wie bei der Selbsteinschätzung.
62 Prozent der Umfrage-Teilnehmenden vertreten die Ansicht, dass die heutige Jugend etwas weniger (41 Prozent) oder viel weniger (21 Prozent) Alkohol konsumiert.
Am stärksten ausgeprägt ist diese Ansicht bei den 31- bis 54-jährigen Personen, der Generation also, die unmittelbar folgt. In dieser Kohorte sind 71 Prozent überzeugt, dass die Jüngeren etwas oder viel weniger trinken, als sie es in diesem Alter taten. Die über 55-Jährigen sind diesbezüglich etwas kulanter.
Dass fehlende Bareinnahmen nicht ausschliesslich mit dem zurückgehenden Alkoholkonsum bei jüngeren Menschen zusammenhängen müssen, zeigt die nächste Grafik.
Bei den 16- bis 30-jährigen Menschen, der Generation, die man intuitiv am ehesten mit Bar- und Club-Besuchen in Verbindung bringt, ist die Bilanz aus Sicht der Gastrobetriebe ernüchternd: 50 Prozent der Umfrageteilnehmenden gaben an, sich höchstens einmal monatlich in Bars oder Clubs aufzuhalten. 16 Prozent tun dies gar nie. Über alle Altersgruppen hinweg gehen sogar 83 Prozent maximal einmal pro Monat in eine Bar oder einen Club.
55 Prozent der Befragten gaben an, sich lieber im privaten Rahmen mit Freunden und Bekannten zu treffen, anstatt Bars und Clubs zu besuchen. Bei der jüngsten und der mittleren Altersgruppe liegt dieser Wert sogar bei 60 Prozent.
Der am zweithäufigsten genannte Grund (53 Prozent) bei den Jungen ist das Geld: Bar- und Clubbesuche sind ihnen schlicht zu teuer. Zudem fühlen sich die 16- bis 30-Jährigen von der Musik und der Atmosphäre nicht angesprochen (34 Prozent) oder sie haben kein Interesse, sich in Bars und Clubs aufzuhalten (29 Prozent).
Auch der Altersgruppe der 31- bis 54-Jährigen sind Bar- und Club-Besuche zu teuer und eine Frage der Zeit (je 33 Prozent). Den über 55-Jährigen fehlt das Interesse (42 Prozent), fast jede und jeder Dritte fühlt sich zudem zu alt (31 Prozent).
watson hat die Teilnehmenden auch gefragt, was Bars und Clubs bieten müssten, damit sie öfter oder überhaupt hingehen würden. Die am meisten genannten Antworten waren eine gute Atmosphäre (36 Prozent), günstige Preise (29 Prozent), einen Aussenbereich / Terrasse (29 Prozent) und freundliches Personal (28 Prozent).
Bei den Antworten «Gute Erreichbarkeit mit ÖV» und «Sicherheit» zeigte sich ein starker Geschlechtergraben.
Über alle Alterskategorien hinweg trinken 53 Prozent der Umfrageteilnehmenden ein bis vier alkoholische Standardgetränke pro Ausgeh-Abend. Als Standardgetränk gelten etwa ein kleines Bier, ein Glas Wein, ein Longdrink oder ein Cocktail.
Je höher die Anzahl konsumierter Gläser Alkohol, desto grösser die Differenz zwischen den einzelnen Altersgruppen. Fast jede fünfte Person im Alter von 16 bis 54 trinkt fünf bis sechs Getränke pro Abend, bei den über 55-Jährigen sind es lediglich acht Prozent. Fast jede zehnte Person von 16 bis 30 konsumiert an einem Abend mehr als zehn alkoholische Getränke.
Was die Auswertung wie zahlreiche vorherige Erhebungen auch zeigt: Männer trinken deutlich mehr als Frauen.
«Gesünder leben – nicht mehr durchfeiern.» Das sei das Motto der Jungen, so die Ansicht der Betreiber des Clubs Mascotte. Deswegen würden sie weniger Alkohol trinken, als es die Generationen vor ihnen im gleichen Alter getan hätten.
Und tatsächlich: 53 Prozent der Befragten begründen ihren derzeitigen Alkoholkonsum mit gesundheitlichen Bedenken. Zusätzlich scheinen die Menschen kein Bedürfnis nach mehr Alkohol zu verspüren (40 Prozent), sie wollen die Kontrolle nicht verlieren (39 Prozent) und lieber fitter und leistungsfähiger sein (31 Prozent).
Fast ein Viertel der 16- bis 30-Jährigen gibt an, schlechte Beispiele dafür gesehen zu haben, was Alkohol anrichten kann.
Weniger zu trinken ist in. Unter anderem in den sozialen Medien wird ein gesunder Lebensstil propagiert. Dieser Trend soll aber nur gerade bei sechs Prozent der Befragten eine Rolle gespielt haben, dass sie heute weniger Alkohol trinken. Die grosse Mehrheit lässt sich nicht davon beeinflussen (57 Prozent) oder nimmt den Trend zu einem gesünderen Lebensstil gar nicht wahr (27 Prozent).
Nur mal nebenso…
1) viel zu laut (wir konnten kein Wort miteinander sprechen
2) total überfüllt (wir konnten gar nicht tanzen ohne einander auf die Füsse zu treten)
3) ein Bier kostete 8 Stutz, ein Drink 16 Stutz
Also wieso sollte man überhaupt noch in einen Club gehen?
Selber Schuld sind die Betreiber, meine Meinung …