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Dann steht plötzlich die «perfekte» Version von Sandro vor der Türe

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bild: shutterstock / watson
Emma Amour

Dann steht plötzlich die «perfekte» Version von Sandro vor der Türe

Ich bin ja total happy mit Sandro. Nur manchmal bin ich unhappy mit Sandro. Wann und warum, wird mir bewusst, als Landro* vor Sandros Türe steht. Landro ist Sandros Cousin. Landro ist auch die perfekte Version von Sandro.
02.08.2024, 10:06
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Landro heisst natürlich nicht Landro. Landro habe ich erfunden. Also den Namen, den Mann nicht. Obwohl der echt erfunden sein könnte, so super, wie er ist. Landro hat sein Leben einfach im Griff – im Gegensatz zu Sandro. Deshalb Landro – das «L» steht hier für «Leben-im-Griff». Okay, etwas weit hergeholt. Aber nun gut, es ist jetzt so, wie es ist!

Fangen wir von vorne an. Landro ist Sandros Cousin. Landro checkt neulich drei Nächte bei Sandro ein, weil er eine Fortbildung in Zürich hat. Landro hat einen geilen Job. Ich verstehe ihn zwar nicht ganz, aber es tönt wichtig und sexy und mit viel Verantwortung.

Landro führt 20 Leute und nimmt seine Aufgabe sehr ernst.

Ich lerne Landro zum ersten Mal kennen. Ist er in der Schweiz, wohnt er im Tessin. Landro spricht natürlich alle Landessprachen fliessend. Er kann logischerweise auch englisch und spanisch und portugiesisch. Dass er nicht japanisch träumt, grenzt an ein Wunder.

Sandro mag Gras, Landro die Natur

Am ersten Abend bin ich bei Sandro, als Landro klingelt. Ich mach auf und bin Zaggbumm VERLIEBT! Der sieht aus wie Sandro. Einfach in etwas gepflegter. Während Sandro sich die Haare seit Jahren selber (!) schneidet, sitzt Landros Frisur wie zufällig perfekt.

Sein Dreitagebart ist ebenfalls meliert. Seine Haut glänzt, seine Muskeln sind definiert, seine Stimme tief, seine Zähne schneeweiss. Landro spricht langsam, sehr angenehm. Er hat krassen Wein und geile Zutaten dabei.

Dann stellt er sich in die Küche und kocht für uns. Seine Pasta ist perfekt. Sein Wein ist perfekt. Alles ist perfekt.

Das ist er also: Sandro in perfekt.

Landro hat keine Bierdosen auf seinem Balkon. Landro kifft nicht, raucht nicht und trinkt nur selten über den Durst. Landro steht auf Natur, Surfen und gutes Essen.

Lustig ist er auch. Nicht ganz so lustig wie Sandro, aber genug lustig. Vor allem aber ist Landro sehr organisiert und hat sein Leben voll im Griff.

Am nächsten Tag kocht Landro wieder. Dieses Mal hat er noch einen Blumenstrauss für mich dabei. Er hat sich gemerkt, dass ich am Vorabend von Lilien schwärmte.

Woow.

Ich entdecke den Ring an seinem Finger. Wie lange er schon verheiratet ist, frage ich. Er lacht. Nicht verheiratet. «Verlobt.»

Seine Verlobte Cinzia ist Pilatestrainerin. Und leidenschaftliche Bergsteigerin.

Jetzt grinst mich Sandro an. Er weiss genau, dass der Zauber nun etwas von Landro abfällt.

Ich kanns nicht abstreiten. Menschen, die ihre Partner «meine Verlobte» oder «mein Verlobter» nennen, sind mir suspekt. Man ist doch einfach Freund und Freundin, bis man von mir aus Mann und Frau ist, nicht? Aber dieses Gedöns um die Verloberei find ich anstrengend.

Waschküchenzettel-Verfasser find ich doof!

Landro erzählt von ihrer perfekten Wohnung, die sie neulich bezogen haben. Neubau. Mit Gartensitzplatz und viel grün rundherum. So konnte Cinzia auch ihre Büsis mitnehmen. Mario und Luigi heissen die zwei Racker, sagt Landro und lacht verschmitzt.

Sandro beobachtet mich und wir wissen beide, was ich denke. Und was Sandro denkt. Und welche Sprüche ich mir später anhören darf.

Nur eine Sache sei an der neuen Wohnung scheisse. Die Waschküche müssen sie sich mit zwei anderen Parteien teilen. Neulich grad haben die Nachbarn Landros Wäsche rausgenommen. Da sei dann also sehr fertig luschtig gewesen.

Zaggbummpeng! Da bröckelt die Fassade nun schön weiter.

So einer ist Landro. Einer, der sein Leben im Griff hat. Aber auch einer, der Waschküchen-Zettel schreibt.

Ich will mein Leben, egal, wie offiziell dieses perfekt wäre, nicht mit jemandem verbringen, der Waschküchen-Zettel schreibt.

Ich blicke auf Sandros Balkon. Zum ersten Mal wird mir beim Anblick der Bierdosen und dem vollen Aschenbecher daneben warm ums Herz.

Ich mag es im Alltag manchmal vergessen (wollen), aber mein perfektes Leben, das ist jede dieser Dosen hier, Sandros miserabel geschnittene Haare und der Fakt, dass er nicht mal weiss, ob es in seiner Waschküche überhaupt Regeln gibt, an die er sich rein theoretisch halten müsste.

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bild: watson
Emma Amour ist ...
... mittlerweile 40 Jahre alt, hat es nach tausend Jahren des Hin und Hers tatsächlich geschafft, eine Beziehung mit Suff-SMS-Sandro nicht nur einzugehen, sondern sie sogar mehr oder weniger stabil zu führen! Emma wohnt im Zürcher Kreis 5 (wahrscheinlich für immer) und Sandro im Kreis 3. Zusammenziehen wollen sie nicht, aber sag niemals nie – ausser zu seinem Bierdosenberg, dazu sagt Emma ganz klar «nie in meiner Hütte». In diesem Blog nimmt euch Emma mit in ihr Beziehungsleben und plaudert alles aus, selbst die schlechten Seiten – wohl wissend, dass Sandro mitliest. I love you, SSMSS! Also lehnt euch zurück und geniesst die etwas *erwachsenere Emma!

*Ein bisschen Spass, ihr wisst schon …!
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Wenn die Nachbarschaft über Zettel kommuniziert ... 😂
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Wenn die Nachbarschaft über Zettel kommuniziert ... 😂
Muss schon eine verdammt gute Torte sein.
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Endlich sagt mal jemand, wie's ist: Waschen in der Schweiz ist sch*****
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199 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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maylander
02.08.2024 10:33registriert September 2018
Ein Neubau im oberen Preissegment mit geteilter Waschküche existiert ebensowenig wie dieser Landro.
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recherchierenbitte!
02.08.2024 10:58registriert Mai 2023
Wir wissen:
Anforderungen zum Vögeln:
Gutaussehender Typ. Cap, dunkle Haare, Hoodie.

Wir lernen:
Anforderungen zum Schockverlieben:
perfekt sitzende Frisur, glänzende Haut, definierte Muskeln, tiefe Stimme, schneeweisse Zähne. krasser Wein und geile Zutaten als Mitbringsel.

Wir lernen:
Weitere Wünsche:
hat Leben im Griff und spricht viele Sprachen
hat geilen Job mit Verantwortung den man zwar nicht versteht, der aber viel einbringt
kifft und raucht nicht,

No Go's:
sich verloben
Waschküchen-Zettel schreiben

mein Fazit:
war Emma eigentlich schon immer so langweilig und oberflächlich?
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Statler
02.08.2024 11:02registriert März 2014
Ich hab kürzlich einen Waschküchenzettel geschrieben . Wenn die Wäsche stinkt, weil die Kids im Haus nicht wissen, wie man die Maschine bedient, muss man was machen. Zettel schreiben ist zwar passiv-aggressiv, aber beim Hausmeister petzen find ich noch viel doofer.
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    «Mein Kind hat eine uh schlimme Sprache aus der Schule angenommen»

    Hallo!

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