Landro heisst natürlich nicht Landro. Landro habe ich erfunden. Also den Namen, den Mann nicht. Obwohl der echt erfunden sein könnte, so super, wie er ist. Landro hat sein Leben einfach im Griff – im Gegensatz zu Sandro. Deshalb Landro – das «L» steht hier für «Leben-im-Griff». Okay, etwas weit hergeholt. Aber nun gut, es ist jetzt so, wie es ist!
Fangen wir von vorne an. Landro ist Sandros Cousin. Landro checkt neulich drei Nächte bei Sandro ein, weil er eine Fortbildung in Zürich hat. Landro hat einen geilen Job. Ich verstehe ihn zwar nicht ganz, aber es tönt wichtig und sexy und mit viel Verantwortung.
Landro führt 20 Leute und nimmt seine Aufgabe sehr ernst.
Ich lerne Landro zum ersten Mal kennen. Ist er in der Schweiz, wohnt er im Tessin. Landro spricht natürlich alle Landessprachen fliessend. Er kann logischerweise auch englisch und spanisch und portugiesisch. Dass er nicht japanisch träumt, grenzt an ein Wunder.
Am ersten Abend bin ich bei Sandro, als Landro klingelt. Ich mach auf und bin Zaggbumm VERLIEBT! Der sieht aus wie Sandro. Einfach in etwas gepflegter. Während Sandro sich die Haare seit Jahren selber (!) schneidet, sitzt Landros Frisur wie zufällig perfekt.
Sein Dreitagebart ist ebenfalls meliert. Seine Haut glänzt, seine Muskeln sind definiert, seine Stimme tief, seine Zähne schneeweiss. Landro spricht langsam, sehr angenehm. Er hat krassen Wein und geile Zutaten dabei.
Dann stellt er sich in die Küche und kocht für uns. Seine Pasta ist perfekt. Sein Wein ist perfekt. Alles ist perfekt.
Das ist er also: Sandro in perfekt.
Landro hat keine Bierdosen auf seinem Balkon. Landro kifft nicht, raucht nicht und trinkt nur selten über den Durst. Landro steht auf Natur, Surfen und gutes Essen.
Lustig ist er auch. Nicht ganz so lustig wie Sandro, aber genug lustig. Vor allem aber ist Landro sehr organisiert und hat sein Leben voll im Griff.
Am nächsten Tag kocht Landro wieder. Dieses Mal hat er noch einen Blumenstrauss für mich dabei. Er hat sich gemerkt, dass ich am Vorabend von Lilien schwärmte.
Woow.
Ich entdecke den Ring an seinem Finger. Wie lange er schon verheiratet ist, frage ich. Er lacht. Nicht verheiratet. «Verlobt.»
Seine Verlobte Cinzia ist Pilatestrainerin. Und leidenschaftliche Bergsteigerin.
Jetzt grinst mich Sandro an. Er weiss genau, dass der Zauber nun etwas von Landro abfällt.
Ich kanns nicht abstreiten. Menschen, die ihre Partner «meine Verlobte» oder «mein Verlobter» nennen, sind mir suspekt. Man ist doch einfach Freund und Freundin, bis man von mir aus Mann und Frau ist, nicht? Aber dieses Gedöns um die Verloberei find ich anstrengend.
Landro erzählt von ihrer perfekten Wohnung, die sie neulich bezogen haben. Neubau. Mit Gartensitzplatz und viel grün rundherum. So konnte Cinzia auch ihre Büsis mitnehmen. Mario und Luigi heissen die zwei Racker, sagt Landro und lacht verschmitzt.
Sandro beobachtet mich und wir wissen beide, was ich denke. Und was Sandro denkt. Und welche Sprüche ich mir später anhören darf.
Nur eine Sache sei an der neuen Wohnung scheisse. Die Waschküche müssen sie sich mit zwei anderen Parteien teilen. Neulich grad haben die Nachbarn Landros Wäsche rausgenommen. Da sei dann also sehr fertig luschtig gewesen.
Zaggbummpeng! Da bröckelt die Fassade nun schön weiter.
So einer ist Landro. Einer, der sein Leben im Griff hat. Aber auch einer, der Waschküchen-Zettel schreibt.
Ich will mein Leben, egal, wie offiziell dieses perfekt wäre, nicht mit jemandem verbringen, der Waschküchen-Zettel schreibt.
Ich blicke auf Sandros Balkon. Zum ersten Mal wird mir beim Anblick der Bierdosen und dem vollen Aschenbecher daneben warm ums Herz.
Ich mag es im Alltag manchmal vergessen (wollen), aber mein perfektes Leben, das ist jede dieser Dosen hier, Sandros miserabel geschnittene Haare und der Fakt, dass er nicht mal weiss, ob es in seiner Waschküche überhaupt Regeln gibt, an die er sich rein theoretisch halten müsste.
Anforderungen zum Vögeln:
Gutaussehender Typ. Cap, dunkle Haare, Hoodie.
Wir lernen:
Anforderungen zum Schockverlieben:
perfekt sitzende Frisur, glänzende Haut, definierte Muskeln, tiefe Stimme, schneeweisse Zähne. krasser Wein und geile Zutaten als Mitbringsel.
Wir lernen:
Weitere Wünsche:
hat Leben im Griff und spricht viele Sprachen
hat geilen Job mit Verantwortung den man zwar nicht versteht, der aber viel einbringt
kifft und raucht nicht,
No Go's:
sich verloben
Waschküchen-Zettel schreiben
mein Fazit:
war Emma eigentlich schon immer so langweilig und oberflächlich?