Diese Geschichte enthält ein Gebet und ein Gefängnis. Dazwischen wird gegessen.
Aber bevor die Geschichte beginnt, die zwei wichtigsten Infos zuerst, wir wollen ja hier strukturiert vorgehen, nicht, dass die Kommentarschreiber, die jeweils meine Kolumnen in wenigen Sätzen zusammenfassen, nicht, dass die dann ein Durcheinander bekommen, das wollen wir ja nicht, oh nein.
Also. Erstens. Die Spirale ist zurück. Das ganze Rechnen und Rausziehen wurde Lara irgendwann doch zu blöd. Oder sie fand die Vorstellung vom «herzigen Baby» nicht mehr so toll. Oder die Kondome dazwischen blöd. Keine Ahnung, was der Hauptgrund war. Jedenfalls ist wieder alles beim Alten.
Fast alles.
Denn wir sind nun exklusiv. Also monogam. (Glaubt mir, ich finde es auch verrückt.)
Wir waren bei Laras Vater zu Besuch. Der Vater mit italienischen Wurzeln, der im tiefen Thurgau sitzt und dort so gute Gerichte kocht, dass Lara jeden Sonntag nach Hause fährt. Also nicht nach Hause. Sie ist nicht dort aufgewachsen. Ihre Mutter wohnt auch anderswo. Aber die kocht anscheinend nicht halb so gut wie der Vater, weshalb Lara deutlich seltener zu ihr geht.
Ich dachte auch, Lara mag einfach ihren Vater lieber. In meiner Vorstellung war er ein entspannter, lustiger Typ, immer in einem Topf mit Pasta rührend, Wein trinkend, eventuell ein Schnurrbart tragend, sicher mit einer tiefen Stimme und einem lauten Lachen, so habe ich mir das vorgestellt.
Weit gefehlt.
Wir fuhren letzten Sonntag in den Thurgau. Das heisst, ich fuhr, Lara redete. Sie redet generell viel. Auf dieser Autofahrt redete sie noch viel mehr. Als wir ankamen, meinte sie: «Mein Papa kann etwas einschüchternd sein, aber er meint es eigentlich total lieb.» Hätte man mir vorher sagen können, aber okay.
Der Vater schaute mich schon streng an, als wir zur Tür reinkamen. Meinen mitgebrachten Rotwein stellte er auf ein Regal, wo schon andere Weinflaschen standen. Er würde gerne eine Flasche öffnen, sagte er. Aber ich müsse ja noch fahren. Und Lara trinke ja ohnehin nicht viel.
Ich schaute Lara an. Lara schaute weg. Nicht viel? Lara trinkt nicht viel??? Ich kenne wenig Frauen, die so trinkfest sind wie sie, aber nun gut. Flunkern ist ja okay. Ich kenne auch viele Männer, die ihren Eltern nicht sagen, dass sie seit eh und je rauchen. Obwohl sie selbst eigene Kinder haben.
Item.
Das Essen, das muss man sagen, war himmlisch. Das Rundherum? Eine Katastrophe. Zuerst gab's ein Tischgebet. Ein kurzes. Aber hallo, ein Tischgebet? Der Vater sei streng katholisch aufgewachsen, erfuhr ich auf der Heimfahrt. Hätte man mir auch vorher sagen können.
Nach dem Beten wurde ich gelöchert. Ich musste meinen ganzen Lebenslauf rauf und runter rattern. Für jede Lücke darin einen Grund nennen. Ich musste erklären, warum ich noch nicht verheiratet war und was meine Absichten mit Lara waren. Wie religiös ich war, fragte er immerhin nicht. Er hat wohl gemerkt, dass ich nicht mal «Amen» am Ende seines Gebets sagte.
Lara hatte wohl Mitleid. Oder ein schlechtes Gewissen. Auf der Rückfahrt sagte sie wenig, sie wiederholte nur ein paarmal, ich hätte mich wirklich wacker geschlagen, ihr Ex hätte das nie so gut gemacht, ihr Vater würde mich total lieben, ich hätte ihm sicher Eindruck gemacht, oder jedenfalls einen guten Eindruck hinterlassen.
Sie strich mir übers Knie, als wollte sie mich milde stimmen. Ich schwieg. Wusste auch gar nicht, was sagen. Also schwieg ich. Was hätte ich auch sagen sollen?
Irgendwann lehnte sie sich rüber und öffnete meine Hosen. Bekam ich zum ersten Mal. Einen Blowjob. So im Auto. Während der Fahrt.
Jetzt alle ganz entspannt bleiben: Ich hatte während der ganzen Zeit (fast) alles unter Kontrolle. Es war eine Überlandstrasse. Null Verkehr, weil Sonntagabend. Und ich fuhr extra langsam.
Aber ja, ich bezweifle, dass ihr Vater das gutgeheissen hätte. Oder die Polizei, hätte sie uns erwischt. Vielleicht wäre ich nicht gerade ins Gefängnis gekommen. Aber in die Hölle komme ich nun mit Sicherheit ...
So long,
Ben