Es gibt wenig, das in Zürich so schwer zu finden ist wie die Liebe. Wohnungen gehören aber dazu. Wer sich hier mit dem Wohnungsmarkt auseinander setzt, merkt schnell: Entweder du musst ein Bonz sein, über sehr viel Vitamin B verfügen oder einfach nur verdammt viel Glück haben, um eine bezahlbare Wohnung zu bekommen, die nicht gerade in Schwamendingen oder Oerlikon steht.
Ich zum Beispiel habe eine sehr wunderbare Wohnung. 2,5 Zimmer. Knapp 1700 Stutz. Rund 55 Quadratmeter im Kreis 5. Mit Balkon und Geschirrspüler. Es gibt absolut keinen Grund zum Umziehen.
Ich will trotzdem unbedingt eine neue Bleibe. Biz frischen Wind ins Leben bringen. Und neue Möbel. Ich will all das jetzt sofort. Also renne ich zurzeit von Wohnungsbesichtigung zu Wohnungsbesichtigung. Was anstrengend klingt, ist super: Wohnungsbesichtigungen sind der Shit!
Sie sind nämlich das absolute Single-Mekka. Alle frisch Getrennten und Alleinstehenden treffen sich auf engem Raum in einer absoluten Nicht-Dating-Kulisse, die aber mehr als genug Intimität bietet, um sich kennenzulernen.
Da hat Tinder, mit Verlaub, keinen Stich.
Das Beste: Man trifft sich immer wieder. Kleine Wohnungen sind rar. Also lässt man möglichst keine Besichtigung von Wohnungen aus, die passen könnten. Es ist deswegen sehr easy, ins Gespräch zu kommen.
So wie Dominik und ich. Er fällt mir schon bei der ersten Begegnung auf. Ich ihm nicht. Dominik hat zurzeit nicht so viel Musse für Flirtereien. Der Arme ist frisch getrennt, wohnt aber noch mit der Ex unter einem Dach und will da einfach verdammt schnell raus.
Bei der dritten Besichtigung haue ich Dominik an. Er steht lange vor einem Bild des aktuellen Bewohners. Ich stelle mich daneben und starre ein bisschen mit, bevor ich irgendeinen Kunst-Bluff von mir gebe – und auffliege. Was Dominik lustig findet.
Zäck, Eis gebrochen. Die Wohnung, die zum Bild gehört, finden wir beide nicht sehr super, also verlassen wir das Haus gemeinsam. Ich verwickle Dominik so tief in ein Gespräch, dass wir entscheiden, noch ein Bier zu trinken.
Es werden dann fünf Biere. Und ein Besuch beim Döner, bevor ich mich verabschiede. Wohlwissend, dass wir uns an der nächsten Wohnungsbesichtigung wieder sehen.
Bis zu seiner Whatsapp dauert es dann aber gerade mal einen Tag. Bis der Chatverlauf etwa einen Kilometer lang ist, noch einen. Ich würde mir wünschen, ich könnte hier erfolgreiches Sexting vermerken, das ist es aber nicht.
Dominik friendzoned mich vorerst mal. Und kotzt sich bei mir über seine Trennung, die Ex und das noch gemeinsame Wohnen aus. Zur nächsten Besichtigung gehen wir als gute Freunde zusammen.
Um die Story abzukürzen: Wir landen danach bei mir. Nach einer Flasche Wein knutschen wir zwei Stunden durch. Mehr passiert nicht. Dominik ist noch nicht soweit. Was absolut easy und verständlich und vor allem wunderbar ist. Weil: Nur knutschen. Grossartig!
Das Beste ist, wir knutschen immer noch. Wir führen nun nämlich eine reine und sehr lockere Knutsch-Affäre. Und fühlen uns dabei wieder wie 16.
Dominik hat in der Zwischenzeit übrigens eine Wohnung gefunden.
Ich suche noch. Wer also von einer mindestens 2,5-Zimmer-Wohnung in den Kreisen 3, 4, 5 oder 10 hört, die folgendes zu bieten hat, möge sich melden: Mindestens 60 Quadratmeter, Balkon, Geschirrspüler, kein EG, Parkett, Badewanne, mega gerne eigene Waschmaschine und Täfer. Altbau. Erker wäre auch wunderbar. Oder so ein Rapunzel-Türmchen.
Und nachdem es mit meinem Nachbar, dem Wixer, nicht geklappt hat, würde ich mich über einen neuen, sehr scharfen Nachbarn freuen. Speaking of: Die Wohnung soll nicht hellhörig sein.
Das Wichtigste ist aber das Rapunzel-Türmchen.
All das gerne für maximal 1200 Stutz.
Haha. Kommt, ein bisschen Spass muss sein.
Adieu,
Absolut deiner Meinung, nur knutschen IST großartig.😍
Wenn ich Freitag Abends nach einer über 6 stündiger Anreise bei meiner Freundin ankomme habe ich null bock auf Sex, aber im Bett liegen und knutschen bis wir kuschelnd einschlafen ist einfach Weltklasse.👩❤️💋👩💕
Und da liegt auch scho die Krux des hippen Zürchers. Er ist nicht flexibel was Ort, aber was Wohnung angeht. Wie wenn jemand keine Lehrstelle findet, weil er unbedingt das KV machen möchte, wie alle anderen eben. Wer nur rund um den HB, Wiedikon oder im Seefeld wohnen möchte, ist doch irgendwie „Bünzli“, oder?