Das erste Mal traf es mich sehr unverhofft. Es war 7.30 Uhr, als ich verschlafen das Fenster in meinem Wohnzimmer öffnete. Auf der anderen Strassenseite steht ein Haus, das es in sich hat. Viele WGs, viele Partys, reges Kommen und Gehen und dann ist da noch dieser eine Typ, der alleine wohnt.
Von meiner Stube kann ich direkt in seine Küche und rechts davon in sein Schlafzimmer sehen. Er muss etwas über 30 sein, Single vermutlich, ein Gamer. Er sitzt sehr oft an der Konsole. Bis tief in die Nacht. Auch an Wochenenden. Besuch hat er selten.
Zurück auf Anfang. Eben, 7.30 Uhr vor einigen Wochen. Verpennt stehe ich am Fenster, lasse meinen Blick schweifen – und bleibe hängen. Im Fenster meines Nachbars sehe ich ihn. Auf seinem Bett liegend. Offene Jeans, Ständer, rubbelnde Hand. Ich kann mich nicht täuschen: Der Gute wixt.
Ist ja nix dabei. Ist ja auch ganz und gar nicht so, dass ich das nicht auch tun würde.
Trotzdem: Im ersten Moment irritiert mich der Anblick. Mehr noch: Ich bin Zeugin eines Geschehens, bei dem sich der Nachbar absolut unbeobachtet fühlt.
Hier kommt die Wende.
Je länger ich ihm zusehe, desto mehr turnt mich das Szenario an. Da ich aber etwas knapp dran bin, muss ich los, bevor ich mir selber ins Hösli fassen kann.
Ich habe den Wixer (ich schreibe das mit all my love) bereits wieder vergessen, als ich mich am nächsten Morgen in derselben Situation wiederfinde. Zur gleichen Zeit. Ich am Wohnzimmerfenster, er auf dem Bett, gespiegelt in seinem Fenster.
Und wieder ist es 7.30 Uhr.
So geht das nun jeden Morgen. Er wixt. Ich güggsle. Werde spitz. Und mach's mir seit da öfters auch vermehrt am Morgen. Nach einem Early-morning-Orgasmus lässt es sich schliesslich wunderbar in den Tag starten.
Hihi.
Eigentlich könnte diese Voyeur-Geschichte an dieser Stelle enden. Wären da nicht alle diese Begegnungen auf der Strasse, beim Veloständer, in der Supermarkt-Schlange. Ja, sogar in der Badi sehe ich den Guten.
Bevor ich wusste, dass er jeden Morgen wixt, habe ich ihn ausserhalb unserer Wohnungen nie gesehen. Oder er ist mir nicht aufgefallen. Was weiss ich.
Jetzt jedenfalls ist er überall. Und während ich ihn sehr wahrnehme, ja, sogar heiss finde, guckt er mich nicht mal mit seiner linken Po-Backe an. Ich gestehe mir ein, dass mich all das massiv kickt.
Habe also wahrscheinlich voyeuristische Züge.
Wusste ich gar nicht.
Hallo, Voyeurismus-Emma.
Ich fände es dennoch toll, mit dem Objekt meiner geheimen Fantasien zu flirten. Immerhin haben wir ja quasi irgendwie ein bisschen Sex. Also versuche ich alles, um des Wixers Aufmerksamkeit auf mich zu lenken.
Machen wir's kurz: Er reagiert nicht. Ich muss mir wohl oder übel eingestehen, dass er einfach nicht auf mich steht. Punkt.
Bevor ich mich aber ganz ergebe und weiterhin nur im Geheimen co-masturbiere: Lieber Nachbar, wie wär's mit einem Fenster-Date? Morgen, Freitag um 7.25 Uhr? Ein bisschen winken vor dem grossen Oh? Mich würde es freuen.
Ich bin die von schräg gegenüber von oben. Die, bei der manchmal relativ laut Mariah Carey und Celine Dion läuft. Hier und da auch Münchener Freiheit. Lass dich davon nicht beirren. Ich hab auch andere Seiten.
(Obwohl ich nicht verstehen kann, was man gegen Celine, Mariah und gegen die Münchener Freiheit haben kann.)
Ah ja, falls du denkst, ich bin ein dich stalkender Creep, dem ist auch nicht so: An mindestens 3 von 5 Mörgen (ja, Mörgen) komme ich entweder nicht zum schauen, verpasse den Zeitpunkt oder bin im Tiefschlaf. Emma-Ehrenwort.
Die anderen zwei Male Neighbourhood-Porn seien mir gegönnt.
PS: Eventuell würde es nicht schaden, wenn du etwas öfters deine Bettwäsche wechseln würdest.
Adieu,
bastardo
the_hoff
Binnennomade