Endlich ist es so weit! June und ich treffen uns heute zum ersten Mal und ich bin schon ganz aufgeregt. Es ist Jahre her, seit ich zuletzt auf einem Date war; und mit einer Frau überhaupt noch nie.
Nachdem ich mich bestimmt fünf Mal umgezogen habe, um schlussendlich wieder beim ersten Outfit zu landen – schwarze Jeans, Sneakers, ein gelbes T-Shirt und eine Jeansjacke – schwinge ich mich aufs Fahrrad und radle ins Seefeld. June hat vorgeschlagen, dass wir uns einen Kaffee holen und dann im Pathumba-Park spazieren gehen. Für mich gerade eine gute Gelegenheit, um Zürich näher kennenzulernen – und June hoffentlich auch.
Als ich um die Ecke biege, steht sie schon vor dem Café und strahlt mich an, als würden wir uns schon seit Ewigkeiten kennen. «Hi Nina, wie schön, dich endlich zu sehen!», begrüsst sie mich und umarmt mich überschwänglich. Mein Herz macht einen kleinen Hüpfer.
Ihre weichen Locken riechen blumig, ihre Wange schmiegt sich sanft an meine, ihr zierlicher Körper fühlt sich in meinen Armen zerbrechlich an. Alles sehr ungewohnt und zugleich sehr schön. Ich versuche, mich dem Moment hinzugeben und nicht von vornherein alles zu Tode zu analysieren, wie ich das sonst so tue.
Beim Kaffeeholen machen wir gleich da weiter, wo wir zuletzt aufgehört hatten. Mit dummen Anmachsprüchen. June macht den Anfang:
Ich kichere doof und entgegne:
Ich war schon immer begabt darin, meine Nervosität mit Witzeleien zu überdecken. Bald ist das aber gar nicht mehr nötig, da das Gespräch von alleine fliesst und ich mich in Junes Gegenwart total wohl fühle. Sie stellt viele Fragen, hört aufmerksam zu und schaut mich dabei mit grossen erwartungsvollen Augen an.
Nach einer Weile erzähle ich ihr mehr von Valentin und davon, dass ich nicht weiss, wo ich in Bezug auf Frauen stehe. Sie bekräftigt mich darin, dass das total ok sei und sie viele Menschen kenne, die ihre Sexualität erst spät erkundet hätten.
Von ihr erfahre ich, dass sie ausschliesslich auf Frauen steht. Dabei schielt sie auf meine Hände und meint grinsend:
Bis jetzt kannte ich nur das Klischee, dass lesbische Frauen zum ersten Date einen Umzugswagen mitbringen. Den Witz erzählte mir meine Mutter, als ich ihr sagte, dass ich auf ein Date mit einer Frau gehe. Wie süss ist das bitte? Sie ahnte wohl schon, dass ich nicht erst seit gestern an Frauen interessiert bin und nahm das zur Kenntnis, als sei es das Natürlichste überhaupt. Was habe ich bloss für ein Glück.
Da wir sehr offen miteinander reden, fragte meine Mutter mich denn auch noch gerade heraus: «Ist es denn anders, mit einer Frau zu flirten?» «Ach Mom, das versuche ich doch eben auch gerade herauszufinden ... », erwiderte ich leicht angenervt.
«Und küssen Frauen anders als Männer?», wollte sie noch wissen. «Ja, ich finde, sie haben weichere Zungen.» Dabei beliessen wir es dann aber auch.
Was mich sehr interessiert, ist, wie sie die Polyamorie lebt. Sie erzählt ganz offen davon: «Für mich ist es total natürlich, dass ich mehrere Personen lieben kann. Ich finde es unrealistisch, dass ein einziger Mensch all meine Bedürfnisse erfüllen kann. Wir haben ja auch verschiedene Freundinnen und Freunde. Mit dem einen gehst du ins Museum, mit der anderen machst du Sport. Seit fünf Jahren lebe ich so und bin zufrieden. Natürlich werde ich auch eifersüchtig, wenn sie mit anderen etwas hat. Das finde ich normal. Wir erzählen uns aber alles und das hilft mir. Überhaupt ist für mich offene Kommunikation wahnsinnig wichtig, damit es klappt. Das braucht echt viel Zeit und Willen. Aber ich lerne so viel über mich und meine Beziehungen sind viel intensiver und lebendiger.»
«Ach so, du hast eine Freundin?», frage ich sie.
«Ja, Lisa. Sie ist meine Primärpartnerin.»
«Was bedeutet das?»
«Lisa und ich sind seit bald drei Jahren ein Paar. Sie kennt beispielsweise meine Familie und wir verbringen mehr Zeit zusammen, als ich das mit anderen Freundinnen tue.»
Ich weiss nicht, ob das für mich je in Frage kommen würde, finde es aber spannend, darüber nachzudenken. Worüber ich seit bald drei Stunden auch nachdenke: Alles fühlt sich so natürlich an mit June; so locker, so ungezwungen, so gut. Aber eben auch einfach so, wie mit einer Freundin. Darum kann ich es auch nicht lassen, die ganze Zeit in mich hineinzuhören, jede kleinste Gefühls- und physische Regung zu erkunden und zu hinterfragen. Fühle ich mich zu ihr hingezogen? Kann ich das jetzt schon wissen? Ist das nötig? Wisst ihr sowas gleich schon beim ersten Date? Bei Männern war es bei mir in der Vergangenheit so, dass ich immerhin einen Hauch einer Ahnung hatte, ob ich mich zu ihnen hingezogen fühlte. Ich finde June sehr hübsch, aber mein Bauchgefühl schweigt hartnäckig.
Nach mehr als drei Stunden verabschieden wir uns mit einer innigen Umarmung und sind uns einig, dass wir uns wiedersehen möchten. June kann es dann mit den Sprüchen nicht lassen und meint im Gehen noch:
Ich erröte, grinse dümmlich und winke ihr zu. Mal schauen, was unser nächstes Treffen bringen wird.
Süsse, frühlingserwachende Grüsse,
Dieser Satz bringt das ganze Dilemma auf den Punkt. Es geht ausschliesslich um Bedürfnisbefriedigung - eine echte Beziehung sollte, zumindest in meiner rosa Welt, einiges mehr beinhalten.
Sonst heisst es zwangsläufig irgendwann: Du kannst nicht mehr liefern? Dann bin ich weg!
Wer will schon ein austauschbares Konsumgut sein?
Traurig.
Letzte Woche war too much information und schon nah am rechtlich bedenklichen . Diese Woche ist die Alters Freigabe bei 8 Jahren .
Liebes Watson Team : habt Mut und sucht eine/n/es neuen Blogger/in .
Good luck
Polyamorie ist nur was für Leute, die nicht wissen was sie wollen (so wie du) oder einfach unreif sind und es einfach als Ausrede nehmen um "under em haag dure frässe" (so wie du). Du bist freilich zu jung um das zu wissen. Das merkt man im übrigen auch an deinem Schreibstil. The 1 wird dann imfall schon noch kommen. Weil als Single wirst du niemals vollkommen sein. Und bi sein, ist übrigens auch nur ein Trend aus der woke bubble (Scheiss Gendersternchen btw).
Das waren Vorurteile. Cheers