«Der TV-Sender ProSieben hat Influencer mit einem Preis ausgezeichnet. Anja Rützel hat sich das angeschaut, sich furchtbar fremd geschämt – und trotzdem noch einen Text abgegeben, zum Glück.» So beginnt ein Spiegel-Artikel, der am Wochenende veröffentlicht wurde und am Anfang einer ausufernden Eskalationsspirale steht.
In dem Artikel beschreibt die deutsche Journalistin Anja Rützel acht Beobachtungen, die ihr bei den Influencer Awards aufgefallen sind. Unter anderem schreibt sie:
Für Amani, auf Wikipedia beschrieben als «deutsch-iranische Komikerin, Schauspielerin und Moderatorin» ist das zu viel des Guten. Ihrem Frust lässt sie auf Instagram freien Lauf. Sie schreibt: «Bei der Art Charakteren der Ihrige sich abzeichnet, könnte man den Literaturnobelpreis, den Pulitzerpreis und den Oscar gleichzeitig erhalten und Sie würden aus persönlicher Antipathie auf das Schuhwerk eingehen.»
— Anja Rützel (@aruetzel) 21. April 2019
Die Instagram-Stories von Amani ruft ihre Fans auf den Plan. Der Stand-up-Comedian folgen über 500'000 Personen. In der Folge beginnen sie die Spiegel-Journalistin mit virtuellem Dreck zu bewerfen.
Daraufhin fluteten ihr knapp 500.000 Follower mein Profil mit Beleidigungen gegen mich und meinen Hund, der auf den meisten Fotos zu sehen ist. Das fand ich in seiner Dämlichkeit zuerst noch lustig, dann aber doch schnell lästig, und stellte mein Profil auf privat.
— Anja Rützel (@aruetzel) 21. April 2019
Sein Ende hatte diese Geschichte damit allerdings nicht gefunden. Im Gegenteil. Der AfD-Politiker Andreas Winhart schaltet sich in die Diskussion ein. Der Landtagsabgeordnete von Bayern machte in der Vergangenheit vermehrt mit rassistischen und antisemitischen Äusserungen auf sich aufmerksam. («Die Wahl der AfD bietet die Chance die Soros-Flotte mit den ganzen Rettungsbooten im Mittelmeer zu versenken.»)
Zwischen Winhart und Amani herrscht seit längerem ein heftiger Streit. Ersterer hatte die Deutsch-Iranerin kürzlich angezeigt, weil sie ihn als «Bastard» bezeichnet hatte. Die Spiegel-Kritik an Amani kommt Winhart darum gerade gelegen: Er postet den Artikel ebenfalls auf Instagram und bedankt sich bei Rützel über die gelungene Kritik.
Rützel distanziert sich daraufhin von dem AfD-Mann Winhart, sagt aber, dass sie nach wie vor hinter ihrem Artikel stehe. Wer diesen liest und für «seine ekligen Zwecke instrumentalisiert», könne sie sich allerdings nicht aussuchen.
Da eskaliert der Streit zwischen den beiden Frauen vollends. Amani empört sich darüber, dass sich Rützel nicht einmal bei ihr entschuldigte. Schliesslich fordere sie ja metaphorisch dazu auf, dass Amani das Land verlassen solle. «Kein Wunder, dass so ein Winhart Sie unterstützt, wenn Sie sich solche Aussagen erlauben», schreibt sie. Amanis Fans doppeln nach und verunglimpfen Rützel als Nazi-Steigbügelhalterin.
Mehrere Tage nach dem Influencer-Award, die Schlammschlacht zwischen Journalistin, Stand-up-Comedian, Instagrammern und AfD-Politiker ist noch immer in vollem Gange, bilanziert Rützel: «Bis jetzt habe ich mir solche komplett wahnsinnigen Eskalationen ja immer nur als faszinierter Gaffer angeschaut. Mittendrin zu stehen ist extrem unangenehm.»
Bis jetzt habe ich mir solche komplett wahnsinnigen Eskalationen ja immer nur als faszinierter Gaffer angeschaut. Mittendrin zu stehen ist extrem unangenehm.
— Anja Rützel (@aruetzel) 21. April 2019
(sar)
1. Amani hat mit einer Komikerin wirklich nichts zu tun. Komiker sollen ja lustig sein und nicht schon mit ihrer Stimme allen auf die Nerven gehen.
2. Wenn mich etwas noch fast mehr nervt als Rassisten, dann sind es Leute, die jegliche Kritik als Rassismus bezeichnen. Einen anderen Grund für Kritik an ihnen kann es ja nicht geben.
3. Die AFD hat weiterhin nichts besseres zu tun als sich bei jedem Müll irgendwie ins Gespräch zu bringen.
4. Das Dschungelcamp wurde wohl als sinnloseste Sendung abgelöst.