Das Brechen von Knochen, Zertrümmern von Schädeln, ja gar das Tapsen von Hundepfoten in Filmen entstammen (teils logischer-, teils überraschenderweise) eigentlich nie dem originalen Ton, der während der Performance zustande kam, da der Fokus bei der Aufnahme meist auf Dialogen liegt und die Geräusche ohnehin kaum vernünftig zu bearbeiten wären.
Alle Geräusche in einem Film, egal ob hinter- oder vordergründig, entstehen in der Post-Production und werden in Studios unter Mithilfe mannigfaltiger Requisiten synchron zum Film aufgenommen, editiert und gegebenenfalls verzerrt, um dem Film die passende Atmosphäre zu verpassen.
Diese Geräuschemacher heissen in Hollywood «Foley Artists», benannt nach Jack Foley, der die Kunst des Geräuschemachens 1927 für den Stummfilm «Show Boat» erfunden und in der Folge etabliert und perfektioniert hatte.
Foley Artists suchen teils Wochen nach dem perfekten Sound für eine bestimmte Szene, mittlerweile auch durch Manipulation der Tonspur. Das verlangt Kreativität, nicht nur bei Sci-Fi-Geräuschen, die erfunden werden müssen, sondern insbesondere auch bei alltäglichen Geräuschen, die fürs Kino aufgebessert, «verpsektakulärt» werden sollen. So ist ein simpler Boxschlag im Film oft ein ausgetüfteltes Übereinanderlegen verschiedenster Audio-Elemente.
Damit du vom Schein Hollywoods nicht länger gnadenlos hinters Licht geführt wirst, haben wir einige der überraschendsten «Foley Sounds» zusammengetragen.
Ob in Dokus über elegante Schneeleoparden oder in Spielfilmen über Ausgesetzte, die der eisigen Natur trotzen, der Sound von Schritten im Schnee entspringt keiner natürlichen Tonquelle.
Die gedämpften Schritte, die von dem für den Schnee charakteristische Knirschen durchsetzt sind, werden im Studio relativ simpel nachgeahmt.
Neben den Untergrundmaterialien spielt (wie bei allen Schrittimitationen) das Schuhwerk eine wichtige Rolle. Da das auditive Nachstellen von Schritten eigentlich das Grundhandwerk schlechthin für Foley Artists ist, besitzen alle professionellen Geräuschemacher ein sehr breites Arsenal an Schuhen.
Übrigens: Für das Knacken von Eis werden oftmals Tannenzapfen verwendet.
In Action-Filmen sind Knochenbrüche ja ziemlich gerne gehört. Möglichst roh und brutal. Klar, dass da nicht auf echte Knochen zurückgegriffen wird. Denn ein guter Foley Sound lässt sich möglichst präzise kontrollieren, was bei Knochen nicht zwingend der Fall ist. Plus (sind wir mal ehrlich): ein gebrochener Knochen im Film klingt ziemlich sicher spektakulärer, als dies im echten Leben der Fall wäre ...
Auch wenn sich Foley Artists in ihrer Arbeits- und Herangehensweisen unterscheiden, so ist das Utensil für Knochenbrüche bei den meisten Artists dasselbe.
Das Knicken von frischem Sellerie ist mutmasslich die Basis von jedem cineastischen Knochenbruch, der unter die Haut geht. Jedoch ist auch klar, dass ein gebrochenes Genick (zumindest im Kino) nicht dasselbe Geräusch wie eine gebrochene Nase macht. Für gebrochene Nasen oder beschädigte Knorpel wird daher ein anderer Gegenstand verwendet.
Getrocknete Cannelloni werden mit geschlossenem Mund verbissen und liefern so eine dumpfere Version berstender Knochen. Gängige Alternativen für Knochenbrüche jeglicher Art sind unter anderem Krabbenbeine, Sonnenblumestiele, Karotten oder Walnüsse.
Wir bleiben beim Action-Genre und widmen uns sogleich den quietschenden Reifen von Autos. Die Herstellung dieses Sounds hat sich gemäss der Emmy-nominierten Foley Artistin Caoimhe Doyle seit den 1960er-Jahren kaum mehr verändert.
Was wären Familienfilme schon ohne einen herzigen, loyalen Hund? Gut möglich, dass dieser dann zuweilen mal über den Parkett oder eine Strasse huscht (vermutlich um ein Kind zu retten oder so). Das ist der Moment, in dem unser Ohr in freudiger Erwartung eines ganz spezifischen Klangs ist.
Selbiges gilt natürlich auch für jegliche Mischwesen, die mit dem Hund verwandt sind. Wo Krallen im Spiel sind, sind Büroklammern nicht weit entfernt. Zumindest bei Foley Artists.
Zu einer bedrohlichen, mysteriösen oder spannungsgeladenen Szene gehört eine Zigarette (je nach Bad-Boy-Grad auch eine Zigarre). Close-Up aufs Gesicht, während ein intensives Ziehen einen orangen Punkt in der Dunkelheit erglühen lässt und das Szenenbild so mit der nötigen Symbolkraft erfüllt.
Doch was steckt dahinter? Müssen sich Geräuschemacher die Lungen aus dem Leib rauchen, ehe sie den perfekten Sound erzeugt haben? Natürlich nicht.
Womit wir wieder eher beim Action- und Thriller-Genre sind, das eine eigene Audio-Version von Messerangriffen und Schlägen gegen den Kopf (mit Schädelbruch als Folge) etabliert hat.
Dieses (sorry, falls etwas makaber) saftige, satte Geräusch hat in den meisten Fällen denselben auditiven Verursacher.
Wie viele bekannte, meist mit einer Form der Gewalt verbundene Geräusche aus einer Wassermelone herausgeholt werden können, siehst du hier.
Gerade bei Tier-Dokumentationen, bei denen Geräusche imitiert werden müssen, die keiner natürlichen menschlichen Bewegung entsprechen, ist Kreativität gefragt. So zum Beispiel bei Vögeln, die mit ihren Flügeln flattern.
Wer kennt ihn schon nicht, der Fall von Superman, Iron Man, Batman und Co. aus grosser Höhe auf den Boden (den sie dann obligat mit links wegstecken)? Imposant und letztinstanzlich heroisch.
Gerade in Historien-Dramen ein eminent wichtiger Bestandteil des Sounddesigns sind vorbeizischende Pfeile. Sei es der entscheidende Pfeil des Helden oder ein ganzes Heer von Soldaten, das den Angriff lanciert – ein Pfeil braucht schlicht diese pfeifende Untermalung.
Auch hier wäre der eigentliche Sound mit Pfeil und Bogen zu wenig imposant, weshalb er meist etwas anders zustande kommt.
Je nach Dicke der Stangen, Abstand zum Mikro und Tempo des Schwungs können unterschiedliche Sounds erzeugt werden. Natürlich auch hier wird die Tonspur gut und gerne mal passend justiert.