Rund zwei Monate nach der Entlassung aus britischer Haft hat Ex-Tennisstar Boris Becker die aus seiner Sicht schwierige Rolle in seinem Heimatland betont. «Gerade in Deutschland wird das oft nicht zugelassen, dass der jüngste Wimbledon-Sieger aller Zeiten erwachsener geworden ist», sagte der 55-Jährige während der Berlinale. «Ich habe es noch nie allen recht machen können.»
Die Premiere des ersten von zwei Teilen der Produktion «Boom! Boom! The World vs. Boris Becker» von Alex Gibney war am Sonntag im Programm der Internationalen Filmfestspiele in Berlin. Oscar-Preisträger Gibney («Taxi zur Hölle») schildert darin den sportlichen Aufstieg und Fall Beckers.
«Ich bin ein grosser Fan von Boris», sagte Gibney. Einen Film über ihn zu machen, habe einen weiteren Reiz gehabt: «Er ist auch ein Storyteller, der seine eigene Geschichte erzählen kann.»
Becker bezeichnete die Dokumentation über Höhen und Tiefen seines Lebens als Herzenssache. «Es war ein Privileg und eine Herausforderung, den Film zu machen», sagte er.
Becker wurde auch auf seine Tablettensucht während seiner Profizeit angesprochen. «Das Leben als eine gewinnende Tennismaschine ist viel härter als es aussieht», sagte Becker. Man müsse immer funktionieren. Es sei unmöglich, als Tennisprofi ein normales Leben zu führen. «Jeder Spieler hat einen Weg, damit umzugehen, mit diesen Erwartungen. Wenn ich nicht gewinne, versuchen besonders Deutsche, mich zu kreuzigen.»
Gleichzeitig betonte Becker, er sei «der letzte, der sich über sein Leben beschwert». Er habe Fehler gemacht, wie vermutlich jeder andere in seinem Leben. Er habe versucht, sein Leben immer zu kontrollieren, aber es seien einige Fehler passiert. Die vergangenen fünf Jahre seien lang und anstrengend gewesen.
Becker war Ende April 2022 in London zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Er hatte seinen Insolvenzverwaltern Vermögenswerte in Millionenhöhe verschwiegen. Mitte Dezember war er nach 231 Tagen hinter Gittern freigekommen, Grund war eine Sonderregelung für ausländische Häftlinge.
«Ich bin froh, dass ich nach acht Monaten und sechs Tagen heil aus dem Gefängnis kommen konnte und sehe das Leben heute mit ganz anderen Augen», sagte Becker. Es fühle sich gut an, wieder in Frieden und Freiheit zu sein. «Wir sollten uns alle bemühen, bessere Menschen zu sein. Gelingt uns das jeden Tag? Ich glaube nicht. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt, sagt man.» Mit dem Film hoffe er auf «eine neue Sichtweise auf den Menschen Boris Becker». (sda/dpa)