wechselnd bewölkt
DE | FR
Leben
Film

«Zombieland 2»-Kritik: Lohnt sich die Fortsetzung für den Gang ins Kino?

«Zombieland 2» ist ein bisschen wie «Star Wars». (Nein, niemand hat ein Lichtschwert)

07.11.2019, 19:55
Mehr «Leben»

Achtung: In diesem Text gibt es keine Twinkies. Dafür einige Spoiler zum ersten Teil. Wer den also nicht gesehen hat, sollte sich jetzt ausklinken.

Ich mag keine Zombiefilme. Das liegt aber nicht daran, dass ich Zombies dämlich finde, sondern schlicht, weil ich ein bisschen zu zart besaitet bin und zu viel Blut nicht ertrage. Und dennoch gehört «Zombieland» zu einem meiner absoluten Lieblingsfilme. Das geht sogar so weit, dass mein mobiles W-Lan «Gut gemacht, Schwein» heisst.

Guck:

Nein, das ist natürlich nicht mein richtiges Passwort. Vielmehr ein Easter Egg für euch.
Nein, das ist natürlich nicht mein richtiges Passwort. Vielmehr ein Easter Egg für euch.bild: watson

Selbst wenn du «Zombieland» nicht kennst (und ich mich dann frage, warum du diese Review liest), hast du vielleicht schon einmal vom Film profitiert. Denn es ist «Zombieland», dem wir dieses wundervolle GIF zu verdanken haben:

Animiertes GIFGIF abspielen
Bild: Sony Pictures

Und dann wäre da ja noch einer der wirklich besten Cameos der Filmgeschichte: Bill Murray als eine fiktive Version von sich selbst, der es geschafft hat, zu überleben, weil er sich als Zombie ausgibt. Für ihn als Schauspieler mit entsprechender Schminke natürlich kein Problem.

Animiertes GIFGIF abspielen
Bild: Sony Pictures

Ihr seht, «Zombieland» liegt mir wirklich am Herzen. Umso gemischter waren meine Gefühle, als vor etwa zwei Jahren eine Fortsetzung angekündigt wurde. Oder eher definitiv angekündigt wurde, denn zuvor gab es schon jahrelang Bestrebungen in diese Richtung.

Braucht es wirklich eine Fortsetzung zu «Zombieland»? Natürlich nicht. Ist eine Fortsetzung möglich? Durchaus. Aber die Skepsis blieb:

Pro / Kontra

Sie haben sich zehn Jahre Zeit gelassen, um wirklich ein gutes Drehbuch zu schreiben.
Oder sie hatten zehn Jahre lang keine Ideen und haben jetzt etwas zusammengewurstelt.
Die Original-Drehbuchautoren Rhett Reese und Paul Wernick haben auch das Script für die Fortsetzung geschrieben.
Die haben 2013 aber auch «G.I. Joe 2» geschrieben. Und der war so mies, dass es keinen dritten Teil mehr gab.
Ruben Fleischer, der Regisseur des Originals, führt erneut Regie.
Ruben Fleischer war Regisseur bei «Venom». Und der war höchstens optisch ein Hit.
Die Originalbesetzung ist wieder dabei.
Das muss doch einen Haken haben.
Das Budget war vermutlich grösser als beim ersten Teil.
Grössere Budgets machen Filme selten besser.

Nun habe ich den Film hinter mir und eines kann ich euch schon einmal vorab verraten: «Zombieland: Doppelt hält besser» ist kein Fail.

Puh!

Doch beginnen wir von Anfang an

«Zombieland: Doppelt hält besser» spielt einige Jahre nach dem ersten Teil. Das merkt man vor allem daran, dass Little Rock nun gar nicht mehr so little ist, was Tallahassee allerdings noch nicht wirklich begriffen hat. Vielmehr sieht er sich als Vaterfigur für die junge Frau, die aber statt Knarren und Autos lieber etwas mehr Nähe zu Gleichaltrigen hätte.

Zombieland 2
Die kleine Schwester will die Welt entdecken.Bild: Sony Pictures

Schliesslich gabelt Little Rock einen pazifistischen Musiker auf und brennt mit ihm durch, um das legendäre Babylon zu finden. Ein Ort, der nicht nur frei von Zombies, sondern auch von Waffen sein soll. Columbus, Tallahassee und Wichita nehmen die Verfolgung auf. Wichita weil sie sich um ihre kleine Schwester sorgt, Tallahassee, weil er grundsätzlich etwas gegen pazifistische Musiker hat. Columbo, weil er nicht allein sein will. Auch sie haben inzwischen eine neue Bekanntschaft gemacht: Die strohdumme Klischeetussi Madison. Sie hatte die Zombieapokalypse überlebt, indem sie sich im Kühllager eines Einkaufszentrums versteckte. (Und weil Zombies Leute nun mal wegen ihrer Gehirne töten).

Eine Hommage an den ersten Teil

Da es nicht mehr nötig ist, die Figuren einzuführen, müssen die Macher die übrige Zeit mit neuem Material füllen. Dazu dienen unter anderem die zwei neuen Nebenfiguren Madison und Berkeley. Beide sind wandelnde Klischees, was aber nicht etwa ein Versehen ist, sondern gezielt eingesetzt wird.

Zombieland 2
Nein, Madison passt mit ihrem Outfit so überhaupt nicht in die Post-Apokalypse.Bild: Sony Pictures

Vor allem die Tussi Madison muss für so manchen Witz herhalten und Regisseur Ruben Fleischer treibt die Situationskomik teilweise ordentlich auf die Spitze. Leute, die mit dem ganzen Insta-Influencertum nichts anfangen können, dürften hier ihrer Schadenfreude freien Lauf lassen.

Vor allem ist «Zombieland 2» aber eine Hommage an den ersten Teil. Das zeigt sich nur schon im Titel, der eine Referenz zu Columbus' umfangreichem Regelwerk ist. So besagt Regel Nummer 2: Doppelt hält besser! Ihr solltet euch vorher also unbedingt noch einmal den ersten Teil anschauen, selbst, wenn ihr denkt, ihr habt ihn noch präsent.

Zugute halten muss man den Machern auch, dass sie sich nicht zu schade sind, sich über den ersten Teil, respektive ihre Figuren lustig zu machen. Das artet teilweise in fast schon absurd komische Situationen aus, bei denen man stellenweise etwas versucht ist, sich fremdzuschämen. Aber irgendwie kriegt die Story im letzten Moment doch immer wieder die Kurve.

Zombieland 2
Bild: Sony Pictures

Was «Zombieland 2» mit «Star Wars» gemein hat

Wer nach «Zombieland 2» aus dem Kino geht, wird vermutlich feststellen, dass sich die grobe Geschichte nicht sehr vom ersten Teil unterscheidet. Erneut werden vier Freunde auf eine Reise geschickt, fallen teilweise in alte Muster zurück, müssen sich aber auch mit neuen Situationen arrangieren.

Das kann man jetzt sehen, wie man möchte. Die einen finden das in Ordnung, andere werden kritisieren, dass man sich nichts Neues getraut hat. Schlussendlich ging man beim Script wohl auf Nummer sicher. Als Zuschauer hat man so die Garantie, dass man zumindest nicht masslos enttäuscht wird, denn innerhalb der mehr oder weniger bekannten Storyline haben sich die Macher ausgetobt.

Zombieland 2
Bild: Sony Pictures

Selbst eine Liebesgeschichte ist dabei, die nur einmal etwas gar kitschig wird. Am ehesten könnte man die beiden «Zombieland»-Filme wohl mit «Star Wars» vergleichen: Wäre «Zombieland 2» das Äquivalent von «Das Erwachen der Macht», ist «Zombieland» «Eine neue Hoffnung».

Das grosse Plus des Films? Die Darsteller!

2013 wollte Sony eine Fortsetzung in Serienform produzieren. Es wurde sogar eine Pilotepisode gedreht – natürlich nicht mit den Darstellern des Films. Glücklicherweise ging das Projekt baden und in der Fortsetzung ist der Original-Cast wieder dabei. Und das ist nicht unbedingt selbstverständlich, denn weder Woody Harrelson, noch Emma Stone oder Jesse Eisenberg hätten es karrieretechnisch nötig gehabt. Allerhöchstens vielleicht Abigail Breslin, die den Sprung vom Kinderstar zur anerkannten Erwachsenendarstellerin noch nicht ganz geschafft hat.

Der Trailer zur Serie:

Alle vier haben in «Zombieland 2» mitgemacht, weil sie Lust darauf hatten. Auf den Film, aber auch, um gemeinsam wieder vor der Kamera zu stehen. Sowas gibt es nicht oft und diese Freude am Projekt sieht man dem Schauspiel der Vieren an. Oftmals wirken Szenen fast schon improvisiert und nicht gescriptet, ganz so als hätte tatsächlich jemand vier Freunde gefilmt, die in einem von Zombies verseuchtem Land abhängen. Einige Szenen waren vermutlich sogar tatsächlich improvisiert, denn die Chemie zwischen den Vieren hat einfach gestimmt.

Schade ist höchstens, dass durch den Fokus auf die Beziehung von Columbus und Wichita die Dynamik zwischen Columbus und Tallahassee etwas flöten geht. Tallahassee ist oftmals nur noch dazu da, um sich über das ganze Geturtel und Madison aufzuregen.

Ist die Fortsetzung nun also richtig geil?

Nein. Die Fortsetzung ist solide, eigentlich sogar etwas mehr als das, aber kein grosser Wurf. Die Story ist grundsätzlich nichts Neues und erinnert vor allem gegen Schluss immer mehr an den ersten Teil. Auch ist ein wesentlicher Plot-Twist sehr voraussehbar, was einen doch etwas enttäuscht.

Dennoch ist es keinesfalls so, dass der Film für Fans des ersten Teils eine Enttäuschung wäre. «Zombieland: Doppelt hält besser» bietet vergnügliche 99 Minuten Unterhaltung, mit einem guten Mass an Humor, einigen sehr lustigen Einfällen und wird nie langweilig. «Zombieland 2» ist damit ein Film, der wie so viele Fortsetzungen nicht an den ersten Teil heranreicht, aber durchaus seine Existenzberechtigung hat.

«Zombieland: Doppelt hält besser» läuft ab dem 7. November in den Schweizer Kinos. Der Film ist ab 16 Jahren freigegeben.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet um die Zahlung abzuschliessen)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Ein Auto für eine Zombie-Apokalypse
1 / 8
Ein Auto für eine Zombie-Apokalypse
Für alle, die es kaum erwarten können, Zombies niederzumähen.

Bild: Imgur
quelle: imgur
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Die Schweiz ist auf die Zombie-Apokalypse gut vorbereitet
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
15 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
eselhudi
07.11.2019 21:36registriert Januar 2018
Little Rock: Who's Bill Murray?
Tallahassee: I've never hit a kid before. I mean, that's like asking who Gandhi is.
Little Rock: Who's Gandhi?
1042
Melden
Zum Kommentar
avatar
Red4 *Miss Vanjie*
07.11.2019 20:32registriert Mai 2017
Bin schon seit dem Erscheinen des Trailers ganz aus dem Häuschen. Zombieland ist einer meiner Lieblingsfilme
584
Melden
Zum Kommentar
avatar
BlueRose
07.11.2019 21:29registriert November 2015
Auch ich mag Zombie Filme normalerweise gar nicht!

Aber Zombieland ist echt der Hammer!
Lache mich immer wieder kugelig 🤣

Freue mich schon auf Teil 2
Werde ich mir ganz sicher reinziehen!

Regel Nr 1! Cardio - Fitness
Regel Nr 2! Double Tab - Doppelt hält besser
und auch anschnallen ist seeehr wichtig!
390
Melden
Zum Kommentar
15
1974 wurde eine der einflussreichsten Bands der Rock-'n'-Roll-Geschichte gegründet. 50 Jahre später sind The Ramones so beliebt wie eh und je.

Mögt ihr euch noch erinnern? 2016 – dieses Jahr wurde zum Punk-Jubiläums-Jahr gekührt. Dies, weil am 26. November 1976 die Sex Pistols ihre Debut-Single «Anarchy in the UK» veröffentlicht hatten:

Zur Story