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The Idol mit Lily-Rose Depp und The Weeknd versinkt im Chaos

The Idol mit Lily-Rose Depp und The Weeknd
Lily-Rose Depp und The Weeknd in «The Idol».Bild: hbo

Die kontroverseste Serie des Jahres mit The Weeknd und Lily-Rose Depp versinkt im Chaos

Sie soll düsterer und verrückter als «Euphoria» werden: «The Idol». Die HBO-Serie kommt vom gleichen Regisseur und sorgt noch vor der Veröffentlichung für Kontroversen – wegen den Bedingungen am Set.
18.04.2023, 20:2004.07.2023, 09:07
Corina Mühle
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In «The Idol» spielt Lily-Rose Depp einen problembehafteten Popstar, der sich in der zwielichtigen Unterwelt der Musikindustrie zurechtfinden muss. Dort trifft sie auf einen schleimigen Sektenführer und Besitzer eines beliebten Nachtclubs, der von R&B-Sänger The Weeknd (bürgerlicher Name Abel Tesfaye) gespielt wird.

Eigentlich hätte «The Idol» bereits letzten Herbst erscheinen sollen, und den Sendeplatz von «House of the Dragon» übernehmen sollen, der im Oktober mit dem Serienfinale von HOTD frei wurde. Nach monatelangen vagen Angaben von HBO steht nun das Startdatum fest: 5. Juni. In der Schweiz läuft die Serie auf Sky Show.

Erst im März schrieb Rolling Stone noch, dass die Mitarbeitenden der Show im Dunkeln tappen und noch wenig Ahnung davon hätten, wie die endgültige Version aussehen würde: «Es wird eine Shitshow», zitiert Rolling Stone eine anonyme Quelle. Die erste öffentliche Andeutung von Problemen kam im April 2022, als der Grossteil der Folgen bereits fertiggestellt war und die Regisseurin Amy Seimetz plötzlich ausstieg,

The Idol mit Lily-Rose Depp
Lily-Rose Depp am Set von «The Idol».Bild: hbo

Drei Mitglieder der Crew behaupten jedoch, dass Seimetz’ Arbeit von Anfang an zum Scheitern verurteilt schien. Wenige Wochen vor Drehbeginn wurde sie mit halbfertigen Drehbüchern konfrontiert, hatte einen extrem strikten Zeitplan und die Erwartungen von HBO waren nahezu unmöglich, zu erreichen. «Ehrlich gesagt, ich glaube, HBO hat ihr einen Haufen Scheisse vorgesetzt», sagt ein Crew-Mitglied. Trotz des begrenzten Budgets erwartete HBO angeblich, dass Seimetz ein «Euphoria»-ähnliches Ergebnis liefert, komplett mit Musikvideos, teuren Villen, Nachtclubs und Stadien als Kulissen.

Neuer Regisseur, neue Story, gleiche Probleme

Nach Seimetz übernahm Sam Levinson die Regie, verwarf das rund 54 Millionen Dollar teure Projekt und schrieb das Ganze neu. Levinson schwächte die Botschaft der Serie über die abgefuckte Musikindustrie ab, indem er die verstörenden Inhalte und Nacktheit seiner Erfolgsserie «Euphoria» übertrifft.

LOS ANGELES, CALIFORNIA - JANUARY 05: Sam Levinson attends HBO's "Euphoria" Season 2 Photo Call at Goya Studios on January 05, 2022 in Los Angeles, California. (Photo by Jeff Kravitz/Fi ...
Sam Levinson an der Premiere der 2. Staffel «Euphoria».Bild: Jeff Kravitz/ getty images

«Ich habe mich für eine düstere Satire über Ruhm und das Erfolgsmodell im 21. Jahrhundert verpflichtet», erklärt ein Crew-Mitglied gegenüber Rolling Stone. Allerdings «wurde die Serie von Satire zu dem, was sie verspottet». Nun drehe sich die Serie nicht mehr um einen geplagten Pop-Star, der einem räuberischen Industrievertreter zum Opfer fällt und darum kämpft, die eigene Freiheit wiederzuerlangen, sondern eher um eine entwürdigende Liebesgeschichte mit einer hohlen Botschaft. Einige Crewmitglieder beschreiben die neue Story als beleidigend:

«Es war wie jede Vergewaltigungsfantasie, die jeder toxische Mann in der Show haben würde – und dann kommt die Frau zurück, um mehr zu bekommen, weil es ihre Musik besser macht.»

Es gibt kaum Erklärungen für den Abgang von Seimetz, ausser Berichten, dass Tesfaye, der Mitschöpfer der Serie, das Gefühl hatte, dass die Serie zu sehr auf einer ‹weiblichen Perspektive› ausgerichtet war. Er sei unglücklich darüber gewesen, dass sich die Geschichte zu sehr auf Depps Figur konzentrierte. «Es war, als ob The Weeknd eine Serie wollte, in der es nur um ihn geht – Sam [Levinson] war damit einverstanden», sagt eine Quelle dem Rolling Stone.

An verschiedenen Stellen enthielten Levinsons Drehbücher verstörende sexuelle und körperlich gewalttätige Szenen zwischen Depp und Tesfayes Figuren, so drei verschiedene Quellen. In einem Skript soll es eine Szene gegeben haben, in der Tesfaye auf Depps Gesicht einprügelt, woraufhin ihre Figur lächelt und darum bittet, weiter geschlagen zu werden, was bei Tesfaye zu einer Erektion führt. Die Szene wurde nie gedreht.

Unter neuer Leitung haben sich die Arbeitsbedingungen auch nicht wirklich verbessert. Ein Grossteil der Crew kam für die «neuen» Dreharbeiten gar nicht erst zurück. Auch Levinson war anfangs nicht anwesend am Set. Er widmete seine Zeit stattdessen den Dreharbeiten zur zweiten Staffel von «Euphoria», die auf dem Grundstück nebenan gedreht wurde.

Lily Rose Depp und The Weeknd in The Idol
Von einer Serie über sexuelle Freiheit zu Vergewaltigungsszenen.Bild: hbo

Aus drei Monaten geplanten Dreharbeiten wurde ein halbes Jahr: «Es herrschte immer ein Gefühl von Chaos, weil [wir] nie einen Plan hatten, was heute oder morgen oder in der nächsten Szene passieren würde», erklärt ein Crewmitglied. Was schlussendlich in die finale Fassung schafft, sei ein Mysterium. Szenen wurden ständig geändert und neu gefilmt.

Levinson hat angeblich aufgehört, Drehbücher an HBO und bestimmte Abteilungsleiter zu schicken, wie zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen berichten: «Ich hatte das Gefühl, dass die Stimmung am Set war: ‹Was wird HBO tun, den Stecker ziehen? Ja, klar. Wenn sie eine dritte Staffel von ‹Euphoria ›wollen, werden sie mir geben, was ich will … Wir werden einfach drehen, was wir wollen, und wenn [die HBO-Manager] ein Problem damit haben, ist das ihr Problem›.»

Die Produktion hat laut Rolling Stone viele davor zurückschrecken lassen, noch einmal mit Levinson zusammenzuarbeiten, in Anbetracht, wie er seine Mitarbeiter behandelt.

Depp hingegen sagt in einem Statement, dass Levinson der beste Regisseur ist, mit dem sie je gearbeitet hat. Sie hat sich noch nie «in einem kreativen Umfeld mehr unterstützt oder respektiert gefühlt, mein Input und meine Meinung sind noch nie mehr geschätzt worden».

54 Millionen das Klo runter

Während der Produktion von Seimetz sei das Budget von 54 Millionen US-Dollar auf 75 Millionen aufgestockt worden. Wie hoch die Kosten für die zweite Produktion von «The Idol» effektiv waren, ist nicht bekannt.

Über 50 Millionen das Klo runterzuspülen, scheint aber doch sehr verschwenderisch zu sein. Ein Crewmitglied sagt, dass es in der Unterhaltungsindustrie zwar viele übertriebene Ausgaben gibt, aber Seimetz' Version von «The Idol» wegzuwerfen, um dieselbe Show komplett neu zu drehen, wahrscheinlich «das Ungeheuerlichste, was ich je in diesem Geschäft erlebt habe» war.

Die Entscheidung ist besonders überraschend, wenn man bedenkt, dass die Muttergesellschaft von HBO, Warner Bros., im vergangenen Jahr Hunderte von Arbeitsplätzen gestrichen hat und plant, Kosten in Höhe von vier Milliarden Dollar zu senken.

Den Trailer kannst du hier schauen:

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16 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Antigone
18.04.2023 23:06registriert November 2018
Wieder so eine übersexualisierte Serie, ohne jegliche Botschaft, welche nur Aesthetics zeigt. Nein, danke.
Da bleibe ich lieber bei meinen chinesischen und koreanischen Serien und Filmen.
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