«John Wick: Kapitel 4»: 169 Minuten, «Avatar: The Way of Water»: 193 Minuten, «James Bond 007: Keine Zeit zu sterben»: 163 Minuten, «The Batman»: 177 Minuten – grosse Blockbuster scheinen immer länger zu dauern. Gerade im Kino, wo der Film nicht einfach schnell pausiert werden kann, um aufs WC zu gehen oder Popcorn-Nachschub zu holen, können solche Filme abschreckend wirken. Einer der längsten Filme, der dieses Jahr im Kino kommt, ist wohl «Killers of the Flower Moon» mit Leonardo DiCaprio, der eine Laufzeit von 206 Minuten hat.
Es sind aber genau diese Blockbuster, die die Leute in die Kinos zieht, während 100-minütige romantische Komödien oder Horrorfilme direkt auf einer Streaming-Plattform landen, schreibt CNN. Die durchschnittliche Laufzeit für einen Spielfilm beträgt zwischen 80 und 120 Minuten.
Przemysław Jarząbek, ein Datenwissenschaftler, wertete knapp 30'000 Filme von der IMDb-Datenbank aus und liefert eine klärende Antwort: Nein, Filme werden nicht länger. Jarząbek schreibt: «Die Unterschiede [in der Laufzeit] sind zu gering, um wahrgenommen zu werden. Wir können sagen, dass die Filme in den letzten 60 Jahren im Durchschnitt die gleiche Länge hatten. Egal, welche Kriterien wir berücksichtigen, das Ergebnis ist dasselbe».
Auf das gleiche Ergebnis kommt Randal Olson, ebenfalls Datenwissenschaftler. Er schreibt: «Mit der Einführung des Fernsehens in den 1930er und 1940er-Jahren hatte die Filmindustrie plötzlich einen Konkurrenten. Als Reaktion darauf waren die Filmproduzenten gezwungen, die Messlatte höher zu legen und mehr epische Filme zu produzieren, um die Zuschauer in den Kinos zu halten». Filme wurden deshalb um rund 30 Minuten verlängert. Dieser Standard bleibt bis heute bestehen.
Lange Filme von früher sind zum Beispiel «Vom Winde verweht» (1939, 233 Minuten), «Die zehn Gebote» (1956, 220 Minuten) und «Lawrence von Arabien» (1962, 216 Minuten).
In den 70er- und 80er-Jahren wurden Filme rund zehn Minuten kürzer, eine mögliche Erklärung ist die Zeitbegrenzung auf Video-Kassetten. Mit der Einführung von DVDs war die Laufzeit zurück auf die ursprüngliche Länge aus den 60ern und seither hat sich laut Olson nicht viel verändert.
Warum haben wir denn das Gefühl, dass Filme immer länger werden? Reines Marketing, schreibt «The Guardian». Das Publikum sei eher bereit, sich einen langen Film anzusehen, wenn dieser von der Kritik gelobt wird, viel Aufsehen erregt oder für einen Award nominiert ist, so CNN.
Schlussendlich ist das Produzieren eines Filmes keine exakte Wissenschaft. Es gibt keine Formel, die festlegt, wie lange es braucht, um eine spannende Geschichte zu erzählen, oder den genauen Zeitpunkt bestimmt, an dem eine Zuschauerin oder ein Zuschauer anfängt, sich zu langweilen.