6373 neue Filme haben sich heuer um einen Startplatz am Filmfestival Locarno beworben. Unter den 221, die gezeigt werden, befinden sich 99 Weltpremieren. Wenige andere wurden bereits an internationalen Festivals wie Cannes gezeigt, und in der Retrospektive «Great Expectations» über das britische Nachkriegskino sind Filme von 1945 bis 1960 zu sehen.
Schliesslich laufen auch noch Klassiker wie «The Shining» – zu Ehren der italienischen Kostümdesginerin und Oscarpreisträgerin Milena Canonero, die an der Presskonferenz am Mittwoch vom künstlerischen Direktor Giona Nazzaro als «Renaissance-Genie» bezeichnet wurde. Oder «Police Story» (laut Nazzaro «der ‹Citizen Kane› des Action-Kinos») mit Stargast Jackie Chan.
Neben Chan und Canonero werden auch Emma Thompson mit ihrem neuen Film «The Death of Winter», Lucy Liu mit «Rosemead» und der Regisseur Alexander Payne mit «The Descendants» und «Nebraska» anwesend sein.
Auf der Piazza Grande werden kaum Filmen von Frauen zu sehen sein, insgesamt stammt nicht einmal ein Drittel aller Filme von Regisseurinnen, besser ist es in den Wettbewerben: Im Concorso Internazionale sind 41,2 Prozent der Filme von Frauen, im Concorso Cineasti del Presente 60 Prozent, und bei den Pardi di Domani 42,6 Prozent.
Schweizerinnen und Schweizer findet man heute ausgesprochen wenige. Auf der Piazza Grande werden einzig zwei Folgen aus der Serie «The Deal» von Jean-Stéphane Bron gezeigt. Die fiktive Serie spielt im Jahr 2015 in Genf, während der angespannten Verhandlungen zwischen dem Iran und den USA, als der Iran verdächtigt wurde, heimlich an der Entwicklung von Atomwaffen zu arbeiten.
Im Concorso Inzernazionale läuft «Le Lac» von Fabrice Aragno, und schliesslich im Concorso Cineasti del Presente das von Nazzaro als Science Fiction angepriesene Drama «Don't Let the Sun» – der poetisch-dystopische erste Spielfilm der Zürcherin Jacqueline Zünd.
Am ersten Festivalwochenende könnte neben Emma Thompson und Jackie Chan auch noch Willem Dafoe in Locarno auftauchen, so geht das Gerücht. Er spielt in «The Birthday Party» einen Millionär, der seiner Tochter zum Geburtstag eine dekadente Party auf einer Privatinsel schenkt.
Die Festivalleitung beschloss die Pressekonferenz mit ihrem Credo: «Das Festival soll dem Film mehr helfen als der Film dem Festival» und dass man vielleicht, mit viel Glück, kritischen Perspektiven und internationalem Engagement, «Film um Film» zur Rettung der Welt beitragen könne.
(sme/sda)