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Filmfestival Locarno

Filmfestival Locarno: Teenie-Model-Drama «Akiplėša» aus Litauen gewinnt

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Toxisches Teenie-Model-Drama gewinnt in Locarno den internationalen Wettbewerb

17.08.2024, 15:4317.08.2024, 17:28
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Ein Mädchen beschafft sich im Darknet eine Wunderpille: Sie enthält Bandwurm-Eier, wer sie schluckt, züchtet sich einen Bandwurm im Darm und der hilft – was sonst? –, beim Abnehmen. Spoiler: Der Bandwurm schlüpft tatsächlich und das ist eine sagenhaft schlechte Idee. Willkommen in den bitteren Abgründen der Model-Industrie.

Die kennen wir natürlich, und auch die Idee mit dem Bandwurm ist nicht neu, aber die 30-jährige Regisseurin Saulė Bliuvaitė aus Litauen entwirft in «Akiplėša (Toxic)» zum Glück eine Teenie-Welt, in der das Toxische nicht nur toxisch ist, sondern, wie Drogen und Träume es halt so an sich haben, immer wieder auch berauschend und eine kleine Flucht aus der fast unvorstellbar deprimierenden Tristesse einer Industriestadt, die sich und alle, die sie bewohnen, aufgegeben hat.

Es ist nicht alles so deprimierend in «Akiplėša» wie auf diesem Bild, versprochen.
Es ist nicht alles so deprimierend in «Akiplėša» wie auf diesem Bild, versprochen.bild: locarno77

«Akiplėša» hat etwas Märchenhaftes, verlorene Kinder müssen eine Prüfung um die andere bestehen, die Rettung liegt im Zwischenmenschlichen, und jedes Mädchen möchte die schönste Prinzessin sein. Und das Monströse zeigt sich, als kurz nach einer Bandwurmdiskussion Dutzende von Mädchen von oben gefilmt wie ein menschlicher Tausendfüssler (nein, nicht an den Horrorfilm mit dem entsprechenden Titel denken, echt nicht!) vor einer Model-Mamma paradieren, gegen deren Zwielichtigkeit Heidi Klum ein reiner Engel ist.

Locarno77, Red Carpet, "Akiplėša (Toxic)" delegation, 16.08.2024
Die siegreiche Regisseurin Saulė Bliuvaitė (rechts) aus Litauen.bild: Locarno77

Dieser Film hat nun den Goldenen Leoparden im Concorso Internazionale in Locarno gewonnen. Und dazu gleich auch noch den Preis für den besten Erstlingsfilm, denn Saulė Bliuvaitė hat zuvor nur Kurzfilme gedreht.

Ebenfalls im Concorso Internazionale gewann «Mond» von Kurdwin Ayub (Österreich) den Spezialpreis der Jury, während der Leopard für die beste Regie an Laurynas Bareiša (Litauen/Lettland) für «Seses (Drowning Dry)» ging. Die Preise für die beste schauspielerische Leistung wurden an Gelminė Glemžaitė, Agnė Kaktaitė, Giedrius Kiela und Paulius Markevičius für «Seses» sowie an Kim Min-hee, die Hauptdarstellerin von Hong Sang-soos (Südkorea) «Suyoocheon (By the Stream)», vergeben. Der Pardo d’Oro im Concorso Cineasti del Presente wurde an «Holy Electricity» von Tato Kotetishvili (Georgien/Niederlande) verliehen.

225 Filme in über 300 Vorstellungen waren in den letzten zehn Tagen in Locarno gezeigt worden. Ehrengäste wie der Regisseur Alfonso Cuarón («Gravity», «Roma») und die Regisseurin Jane Campion («The Piano», «The Power of the Dog») oder der indische Superstar Shah Rukh Khan und «Star Wars»- und «Indiana Jones»-Sounddesigner Ben Burtt führten zu Standing Ovations und Tränen der Ergriffenheit im Publikum.

(sme)

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Video: watson/Alina Kilongan
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21 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Macca_the_Alpacca
17.08.2024 17:01registriert Oktober 2021
Und die Regisseurin sieht genau so aus... aber lassen wir das.
2823
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Zum Kommentar
21
    Hilfe!!! Ich bin seriensüchtig und ertrinke im Überfluss der Streamer (plus 21 Tipps)
    Dies ist ein Versuch, für euch alles einigermassen Lohnenswerte zu ordnen, was ich in den letzten 15 Monaten auf Netflix, Apple+, Sky Show etc. gesehen, aber nicht darüber geschrieben habe. Und ein historischer Rückblick.

    Es war einmal eine unschuldige, übersichtliche Zeit. Es gab noch kein watson und es gab auch noch keinen einzigen Streamer in der Schweiz. Wie watson ging bei uns nämlich auch Netflix 2014 als Streaming-Anbieter ins Netz. 2018 folgten Sky Show und Amazon Prime Video. 2019 Apple TV+. Und 2020 Disney+. So jung ist unsere visuelle Überflussgesellschaft erst.

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