Da wurde ich kürzlich angewiesen, per Video ein paar ganz dringende Fragen zum Tod der Queen und zur Thronbesteigung von Charles zu beantworten. Was passiert mit den Geldscheinen etwa? Den roten Briefkästen? Den Corgis? (Ja, auch Letzteres musste ich erklären, ... aber Aya vergass, den Aufnahmeknopf zu drücken. Die Corgis kommen zu Prince Andrew. Die armen Viecher.)
Und mitunter wurde die Frage gestellt, ob nun King Charles III. Schwan essen dürfe.
Was ich mit «ja» quittierte.
Was theoretisch stimmt.
Essen, ja. Aber eine Lizenz zum Schwäne töten im Namen seiner Majestät gibt's trotzdem nicht ... ach, ich muss ein wenig ausholen:
Vieles im Vereinigten Königreich ist in Besitz der Krone. Liegenschaften und Ländereien, etwa: Die bewohnten Paläste Buckingham Palace, St. James's Palace, Kensington Palace und Windsor Castle (die Paläste bei Balmoral und Sandringham waren im Besitz der Queen als Privatperson – ob Charles diese behalten will, ist noch nicht bekannt). Zudem insgesamt 120'000 Hektar Agrarland.
Und, ach ja, der Meeresboden um die britischen Inseln bis zu einer Entfernung von 12 nautischen Meilen (22 Kilometer) gehört ebenfalls der Krone. Die Statuten enthalten mitunter einige ziemlich archaische Gesetze. So darf der König explizit Besitzanspruch auf sämtliche Wale, Delfine oder Störe erheben, die an der britischen Küste angeschwemmt werden.
Womit wir beim Tierreich wären: Ebenfalls der britischen Krone gehören seit dem Mittelalter «alle nicht gekennzeichneten Höckerschwäne auf offenen Gewässern». Der König hat dabei den Titel «His Majesty The King, Seigneur of the Swans» inne.
Der Bestand der wild lebenden Schwäne wird seit dem 13. Jahrhundert während des alljährlichen Swan Upping auf der Themse überwacht. Dabei werden die erwachsenen Tiere gezählt, die Jungschwäne auch gewogen. Heute dient dieser Prozess dazu, den Gesundheitszustand der Schwan-Population zu untersuchen.
Früher sollte diese Zeremonie vor allem sicherstellen, dass die Schwanpopulation nicht durch hungrige Untertanen dezimiert wurde. Denn Schwan galt tatsächlich als Delikatesse, die dem Adel vorbehalten war. Dies, notabene, obwohl Schwanfleisch eher «ölig» schmecken soll (dazu unten mehr). Das Renommee als edle Speise war einzig durch die Exklusivität gesichert. So war Schwan im Spätmittelalter und in der Renaissance oft das Herzstück königlicher Festmahle. Es wird berichtet, dass der englische König Henry III. 1251 für sein Weihnachtsbankett 125 Schwäne benötigte.
Meist wurde der Vogel so präpariert, dass ihm nach dem Braten das eigene Federkleid wieder übergestülpt und der Schwan mit Draht wieder in seine natürliche Form gebracht wurde.
Darf nun der König als Einziger im Vereinigten Königreich Schwan essen? Die Queen durfte dies noch in den Anfangsjahren ihrer Regentschaft (obwohl nicht verbrieft ist, dass sie dieses Recht je in Anspruch nahm). Doch bald einmal wurde ein Gesetz verabschiedet, das wild lebende Höckerschwäne als bedrohte Tierart einstuft und somit unter Schutz stellt.
Deshalb: Obwohl die Schwäne immer noch ihm gehören, ist es auch für den König heute illegal, diese zu töten.
Aaaaaber ... ein sonstwie verendetes Tier *dürfte* er verspeisen. Theoretisch.
Doch wie erwähnt: Das Fleisch soll sehr zäh und tranig schmecken aufgrund der natürlichen Nahrung des Tiers (für einen schmackhaften Schwan müsste dieser ein spezielles Futter erhalten). Im Übrigen stellt die natürliche Ernährung des Schwans ein Gesundheitsrisiko für den Menschen dar, da Schwäne oft in abgestandenen Gewässern mit hoher Keimbelastung leben. Charles, lass' es lieber bleiben!
(Schwan, in seiner Haut samt Gefieder gehüllt)
Aus: «Le Viandier de Taillevent», gemeinhin dem französischen Hofkoch Guillaume Tirel (1312–1395) zugeschrieben.
Ross Murray, Verfasser von Haushaltshandbüchern für viktorianische Hausfrauen, schrieb 1870 sein Rezept als humoristisches Gedicht:
Ich habs schon gemacht. In anderen Breitengraden
Entscheidend ist, den eine knappe Woche hängen zu lassen. Wie beim Murmeli.
Schmeckt nach Wild und wird idealerweise lange eingekocht.
Denn: Bei ihnen zu Hause würden diese garantiert alle gejagt und gefangen werden – und natürlich im Koch-Topf landen... 🦆🙈😂
Dies ist wirklich KEIN Witz, Touristen-Guides berichten dies immer wieder.
Ich habe jedoch einmal gelesen, dass die hier freilebenden Enten nicht gut (tranig?, muffig?, "algig"?) schmecken würden – also nicht so, wie im China-Restaurant, wo spezielle Zucht-Enten (meistens aus Frankreich) verwendet werden.