Ein 40-jähriger Belgier verstand die Welt nicht mehr, als er zwischen 2019 und 2022 dreimal wegen Trunkenheit am Steuer erwischt worden war – ohne aber Alkohol getrunken zu haben, wie er beteuerte.
Wieso aber zeigte der Blastest im April 2022 um 16 Uhr satte 2,09 Promille an? Und nur einen Monat später 1,63 Promille? Für 2 Promille hätte der Mann mindestens eine Flasche Wein trinken müssen. Doch alles, was er getrunken habe, seien zwei Biere gewesen – und das am Tag davor. Der Mann suchte verzweifelt nach Erklärungen, fand aber keine. Beide Male wurde ihm der Fahrausweis für 15 Tage entzogen, wie das flämische Nachrichtenmagazin VRT am Montag berichtete.
Er beschloss, sich untersuchen zu lassen, und staunte nicht schlecht, als bei ihm das seltene Eigenbrauer-Syndrom diagnostiziert wurde. Eine Erkrankung, bei der der Körper grosse Mengen an Alkohol selbst produziert. Nachdem der Mann im Rahmen einer Studie zuckerhaltige Nahrung zu sich genommen hatte, konnten zwei unabhängige Ärzte nachweisen, dass sein Körper die Kohlenhydrate «massiv» in Alkohol umwandelte.
Da er selbst nicht wusste, dass er unter diesem Syndrom leidet, entschied das Polizeigericht, dass höhere Gewalt im Spiel war, und sprach ihn frei.
Seine Anwältin Anse Ghesquière sagte gegenüber VRT über ihren Klienten:
Der Richter wies auch darauf hin, dass der Belgier trotz der hohen Promille keine Symptome einer Alkoholvergiftung gezeigt habe. Gemäss Studien ist es aber nicht unüblich, dass sich Betroffene betrunken fühlen. So konnte schon undeutliches Sprechen, der Verlust von motorischen Fähigkeiten, Herumstolpern und Schwindel beobachtet werden. Viel ist über die Erkrankung aber nicht bekannt, wie der Richter einräumt:
Der Richter lehnte den Vorschlag der Staatsanwaltschaft ab, den Mann für fahruntüchtig zu erklären, sprach aber eine Verwarnung aus. Da der Mann nun um seine Diagnose Bescheid weiss, muss er entsprechende Vorkehrungen treffen. Dazu gehört etwa eine spezielle Diät, bei der er mehr Proteine und weniger Kohlenhydrate zu sich nehmen muss. Zudem hat er sich bereits einer Stuhltransplantation unterzogen, bei dem ihm gesunde Bakterien in den Darm eingesetzt wurden, um seine Verdauung zu normalisieren. Wird der Mann erneut unter «Alkoholeinfluss» am Steuer erwischt, wird er gebüsst.
Fun Fact: Der Mann braut nicht nur in seinem Körper Alkohol, sondern arbeitet auch tatsächlich in einer Brauerei. Dies sei aber bloss ein unglücklicher Zufall, wie seine Anwältin vor Gericht betonte. (saw)
Das wären hier mindestens 3 Monate Fahrausweisentzug mit zusätzlicher Fahreignungsprüfung und regelmässigen Tests, ob keine Alkoholsucht (mehr) vorliegt.
Die haben aber sehr strenge Gesetze in Belgien ;-)