Denn Japan entsorgt seine Porno-Entsorgungs-Boxen.
Es war 1963, als japanische Mütter in der Stadt Amagasaki dagegen protestierten, dass japanische Männer überall ihre Pornohefte in der Öffentlichkeit rumliegen liessen und unbesorgt an jedem Strassenrand entsorgten. Die Mütter fanden Pornohefte verständlicherweise ungeeignet für die Augen ihrer Kinder. Und sie initiierten, dass in den japanischen Städten kindersichere Entsorgungs-Boxen für pornografisches Material aufgestellt wurden.
Sie heissen Shiro posuto, weisser Briefkasten, und sehen tatsächlich auch so aus. Bereits 1968 gab es in Kyoto 500 weisse Briefkästen, die meisten davon ausserhalb von Bahnhöfen, wo die Männer nach einer Zugfahrt ihre Lektüre wegzuschmeissen pflegten.
Mit dem Aufkommen von Pornofilmen auf Videokassetten und DVDs wurden die Boxen immer wichtiger – doch jetzt werden immer mehr von ihnen abmontiert: Pornografie findet heute vorwiegend im Internet statt und die weissen Briefkästen, die früher von einem Beamten aus dem Erziehungsbereich in Begleitung eines Polizisten geleert werden mussten, werden von den Passanten als ganz normale Abfalleimer benutzt. In der Hauptstadt Tokyo gibt es noch einen einzigen Shiro posuto, im westjapanischen Fukuoka acht.
Der Konsum und die Herstellung von pornografischem Material steht in Japan in krassem Gegensatz zur Lebensrealität der Bevölkerung: Japan gilt als das Land, in dem die Menschen am wenigsten Sex miteinander haben. Allein die Hälfte der jungen Japanerinnen und Japaner behauptet, keinen realen Sex zu haben, die Suche nach einem Partner oder einer Partnerin sei zu anstrengend und Sex an sich zu umständlich. Kompensiert wird virtuell.
(sme)
Eine Frechheit gegenüber den Künstlern!