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Gen-Z-Trend: Junge Menschen gehen in Mikro-Rente – das steckt dahinter

Gen-Z-Trend: Junge Menschen gehen in Mikro-Rente – das steckt dahinter

Die Zahl der Pensionierten steigt, gleichzeitig rücken immer weniger junge Menschen nach. Und nicht alle von ihnen wollen 40 Jahre warten, bis sie in Pension gehen.
06.04.2025, 17:1706.04.2025, 17:17
Lukas Armbrust / watson.de
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Kurz nach dem Studium oder der Lehre starten viele junge Menschen mit grosser Motivation ins Berufsleben. Endlich ein geregelter Alltag, die Möglichkeit sich selbst zu finanzieren und im Idealfall einer Beschäftigung nachzugehen, die einen erfüllt – davon träumen manche jahrelang.

Doch wenn man dann erst mal ein, zwei Jahre gearbeitet hat, stellt sich bei einigen schon die Ernüchterung ein. Unter der Woche kommt man nach Feierabend zu nichts, weil man zu müde ist. Und das Wochenende fühlt sich jedes Mal zu kurz an, um den Haushalt, Finanzen und alle übrigen To-dos zu meistern.

Entspannung oder Erholung stellt sich da erst recht nicht ein. Einige junge Arbeitnehmende sehen sich deshalb in einem Hamsterrad gefangen. Zeit, sich frei zu entfalten, scheint es frühestens nach der Pensionierung zu geben. Aber mit diesen trostlosen Aussichten will sich die Gen Z offenbar nicht zufriedengeben.

Hängematte Haengematte hammock
Hängematte für die Mental Health?Bild: imago

Gen Z: Micro Retirement soll Burn-out verhindern

Denn statt jahrzehntelang auf die Pensionierung mit 65 zu warten, starten einige Menschen schon früher eine «Mikro-Rente». Ähnlich wie bei einem Sabbatical nehmen sie dabei eine berufliche Auszeit von mehreren Monaten oder sogar Jahren. Die Zeit nutzen viele, um sich um Mental Health zu kümmern oder lang ersehnte Herzensprojekte umzusetzen.

Wie unter anderem die Frankfurter Rundschau berichtet, will die Gen Z dadurch verhindern, dass man zu früh ausbrennt oder gar ein Burn-out entwickelt.

«Ich hab’ mich noch nie besser gefühlt», sagt die TikTokerin Anaïs in einem viralen Video. Ihr Fazit nach sechs Monaten «Micro Retirement», wie es auf Englisch heisst: «Ich habe mich noch nie gesünder oder mehr ausgeruht gefühlt.»

@anaisfelt

If you can swing it, totally worth it imo. I should note I paid off my 70k in student debt and saved a sizeable chunk of $$ before taking the leap. I also am childfree. I come from a low income background and am the first person in my family to go to college and do this….so it is possible with the rught strategy, grit and resilience.

♬ original sound - Anaïs

Zusätzlich zu den Mental-Health-Benefits erhoffen sich manche junge Menschen, in den arbeitsfreien Monaten Lebenserfahrung dazuzugewinnen. Wer sich im Ausland beispielsweise bei sozialen Projekten engagiert, erlernt womöglich Skills, die später auch im Lebenslauf nützlich sein können.

«Mikro-Rente»: Das ist der Unterschied zum Sabbatical

Und das ist vielleicht auch nötig, denn anders als bei einem Sabbatical kehrt man nach der Mikro-Rente nicht zu seinem alten Job zurück. Vielmehr wird die Kündigung auch als Möglichkeit gesehen, sich beruflich neu zu orientieren. Das kann allerdings auch Nachteile mit sich bringen.

Ohne die Möglichkeit, nach ein paar Monaten wieder beim alten Arbeitgeber einzusteigen, kann sich nämlich schnell Druck aufbauen, einen neuen Job zu finden. Ausserdem muss man über ausreichend finanzielle Rücklagen verfügen, um sich die unbezahlte Auszeit überhaupt leisten zu können. Ein Privileg, das nicht viele junge Arbeitnehmende haben.

Und: Langfristig kann sich die Mikro-Rente bei der regulären Pensionierung bemerkbar machen. Immerhin fehlen je nach Länge der beruflichen Auszeit Beiträge aus mehreren Monaten oder einem ganzen Jahr.

Zusätzlich zur Rentenlücke müssen sich die Mikro-Rentner on top noch mit einer Lücke im Lebenslauf auseinandersetzen. Auch wenn sich die Arbeitswelt in der Hinsicht allmählich verändert, kann einen die Auszeit in manchen Vorstellungsgesprächen womöglich in Erklärungsnot bringen.

Die Tiktokerin Anaïs scheint dieses Problem jedenfalls nicht zu haben. Sie erzählt von ersten Bewerbungsgesprächen bei grossen Tech-Unternehmen, bei denen sich niemand an ihrer Auszeit gestört habe. Für sie hat sich das «Micro Retirement» gelohnt, am Ende muss aber wohl jeder selbst entscheiden, ob und in welchem Umfang man daraus Vorteile für sich ziehen könnte.

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62 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Fred_64
06.04.2025 18:27registriert Dezember 2021
Was heisst hier Generation Z, das Gleiche haben wir vor 30 Jahren schon gemacht!
Berg- oder Alpsommer, lange Reisen im Ausland, Teilzeit gearbeitet, Ausbildungen oder Arbeit nebenan und nun trotzdem genug Geld um mit 61 in die Pension gehen, wenn man möchte.
Aber eben das Auto war nur zum fahren, der Alkoholkonsum war zu Hause, die besten Ferien waren eher günstig und keiner von uns musste etwas der Umwelt beweisen.
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Xicotencatl Axayacatl
06.04.2025 21:50registriert August 2024
Was für ein Unsinn. Das ist keine „Pensionierung“, das ist einfach eine Auszeit. Eigentlich nichts neues oder aussergewöhnliches, aber ein hipper englischen Terminus, „Mental Health“ darf natürlich auch nicht fehlen, und tadaaaa schon hat Social Media man das Rad -pardon- „Wheel“ neu erfunden. Die Idee an sich finde ich übrigens gut, aber nennt das Kind doch einfach beim Namen.
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Madison Pierce
06.04.2025 18:50registriert September 2015
Gleichzeitig zu kündigen und sich in der freien Zeit bewerben zu müssen, finde ich nicht ideal.

Aber unbezahlter Urlaub kann neue Erfahrungen und neue Energie bringen. Zwei Kollegen haben ein halbes Jahr frei genommen, um ihre Häuser weitgehend selbst zu bauen. Einer hat sich einen Bubentraum verwirklicht und eine Saison als Skilehrer gearbeitet. Das ist kein neues Phänomen.
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