Die Digitalisierung setzt ihren Siegeszug ungebrochen fort. Um Zeit, Materialien und Personal zu sparen, baut quasi die gesamte globale Wirtschaft auf die Transformation. Dabei bleiben oft Menschen auf der Strecke, die weniger digitalaffin sind, und Arbeitnehmende, die durch verschlankte Prozesse ihre Jobs verlieren.
Vor allem dort, wo besonders eingefleischte Traditionen von Apps und Software-Programmen geschluckt werden, macht sich darüber oft Ärger breit. Unsicherheit herrscht unter anderem bei Fluggästen, die statt eines handfesten Tickets plötzlich auf einen digitalen Barcode umsteigen müssen.
In der Flugbranche gilt vor allem Ryanair als Treiber «disruptiver» Prozesse. Nun hat die irische Billig-Airline eine weitere Neuerung angekündigt. Künftig soll es demnach nicht mehr möglich sein, am Schalter für einen Flug einzuchecken.
Die Nachricht kommt für Kunden von Ryanair und Branchenkenner nicht überraschend. Denn bereits seit Jahren steht die Fluglinie sinnbildlich für schlankere Prozesse und Einsparungen bei Service und Personal.
Wie der Vorsitzende von Ryanair, Michael O'Leary, verkündete, soll die Abfertigung von Passagierinnen und Passagieren künftig ausschliesslich digital ablaufen. Flughafenschalter sollen dann der Vergangenheit angehören. Die Neuerung greift bereits ab dem 1. Mai 2025, wie O'Leary auf einer Pressekonferenz mitteilte.
Der CEO beschrieb seine Vision so: «Wir arbeiten darauf hin, dass ab dem 1. Mai alles über die App abgewickelt wird und nichts mehr auf Papier geschieht.»
Dass es den Iren mit der Digitalisierung ernst ist, lässt sich auch an dem horrenden Preis ablesen, den der Check-in vor Ort bereits jetzt kostet: 55 Euro pro Person. Bereits im kommenden Jahr soll das aber Geschichte sein, denn dann wird Ryanair überhaupt keinen Schalter mehr auf Flughäfen betreiben.
Wie radikal der Vorstoss ist, zeigt sich laut Branchenplattform «aerotelegraph» an einem weiteren Aspekt der Abwicklungsreform. Können Kund:innen der Fluggesellschaft aktuell – auch mit Online-Check-in – ihren digitalen Code ausdrucken, soll auch diese Option ab dem zweiten Quartal 2025 wegfallen.
Damit bleibt der einzige Verbindungskanal zwischen Passagier:innen und der Airline die App. Gegen aufkommende Kritik wehrte sich der Airline-Chef gewohnt lautstark: «Die Kunden, die ein Stück Papier wollen, sind dieselben, die bei der Umstellung auf das Internet nicht umsteigen wollten, dann aber die ersten waren, die wegen der günstigeren Flugpreise ins Internet wechselten.»
Gegen technische Probleme will Ryanair auch gleich vorsorgen. Wer sein Mobiltelefon verloren hat oder den Akku verbraucht hat, brauche sich keine Gedanken machen: «Sobald wir den Namen und den Pass haben, ist alles in Ordnung.»
Dabei verriet er allerdings nicht, ob für derartige Notfälle zusätzliche Kosten anfallen. Ryanair gilt als berüchtigt dafür, für jeden Extraservice erhebliche Aufpreise zu berechnen.