Auch aus einem Hit kann ein Hit werden. Laurent & Max machen aus «What Is Love» von Haddaway das grossartige «Was Isch Los». Die Zürcher brauchen dazu nur Gitarre, Cajon (eine Kistentrommel) und ihre Stimmen. Sie brechen den Eurodance-Klassiker auf ein paar Akkorde und Klopfereien runter, und vor allem spüren sie dem Text punktgenau nach. Aus «What is love?/Oh baby, don’t hurt me/Don’t hurt me/No more» wird «Was isch los? S’Baby das stört mi, das stört mi, Horror».
Während Haddaway über unerwiderte Liebe singt, erzählen Max Kämmerling und Laurent Aeberli (alte watson-Legende) über einen anderen Abgrund der Liebe. Von der Geschwisterliebe. Oder genauer: der Nicht-Liebe. Im Text geht es um das Wachsen einer Familie. Von 3 zu 4. Und der Neuankömmling verpfeffert die Laune des Erstgeborenen mit umgeworfenen Lego-Türmen, geteilter Aufmerksamkeit und anderen Gemeinheiten. Laurent & Max machen Songs für Kinder. Der Text ist in klaren Bildern erzählt. «Bei Kindermusik ist es noch wichtiger, dass man die Essenz einer Geschichte herausschält», sagt Laurent Aeberli.
Laurent & Max wurden Laurent & Max, weil sie vor ein paar Jahren an einem Festival auftreten wollten. Der einzig freie Slot war im Kinderprogramm. Kurzerhand wurden ein paar alte Hits neu getextet. «Es hat mega Freunde gemacht», sagt Aeberli. Und so wurden die beiden kinderlosen Frühzwanziger zu einer Kinderband.
Normalerweise ist die Kinderband-Werdung eher etwas für ältere Semester, die nach dem geplatzten Rockstar-Traum nicht loslassen können. Obendrein gilt das Geschäft mit Musik für die Kleinsten als lukrativ. Aeberli gibt auch unumwunden zu, dass mit Kindermusik durchaus «einfach Geld verdient werden kann». Der Markt sei hungrig und das Angebot nicht sättigend. «Deswegen machen wir es aber nicht», schiebt er nach. Viel motivierender sei der Fakt, dass sie als Band für Kinder leicht an Auftritte kommen. «Ob du vor eine Schulklasse oder in einem Club auftrittst, ist gar nicht so wichtig: Der Kick ist derselbe», sagt er. Der grosse Unterschied liege im Danach. Geht die Party im Club nach dem Gig erst richtig los, gibt es anderswo Kaffee und Gipfeli im Lehrerzimmer. «Auch komplett in Ordnung», sagt Aeberli.
In dieser unverkrampften Herangehensweise liegt auch die grosse Stärke von Laurent & Max. Wo andere Kinderbands eine halbe Mini-Club-Turnstunde in ihre Lieder packen, verzichten Aeberli und Kämmerling auf ein Animationsprogramm. «Wir haben den Anspruch, mit unserer Musik zu unterhalten, sonst könnten wir gleich Ballermann-Schlager machen», so Aeberli. Wer seine Musik mit Mitmach-Spielen und anderen Gauklereien füllt, der hat Angst, dass er «nur» mit den Liedern die Kinder überfordert. Angst mache selten gute Musik.
Laurent & Max machen gute Musik. Solche, die auch die Eltern hören können, ohne dass sie sich fast schämen müssen, wenn sie mitwippen. «Hängs i dä Badi» (Original: «Dance With Somebody») ist eine schöne Liebeserklärung an das Freibad, «Lauwarme Tee» (Original: «Laura non c’é») ist eine Durchhaltehymne für die Grippezeit, und aus «No Woman, No Cry» wird «Ich wott nonig hei». Daneben zweitverwerten sie auch Songs von angesagten Schweizer Bands wie Black Sea Dahu und Stereo Luchs.
Immer wieder zaubern einem die beiden Musiker ein Lächeln auf die Lippen. Es ist eindrücklich, wie genau sie die Phonetik der Originale treffen und doch etwas ganz anderes erzählen. Max Kämmerling hat einen beeindruckenden Bandrucksack und spielt unter anderem auch bei Faber. «Da staune ich schon, wie er es schafft, die Originalsongs für unser Duo zu arrangieren», sagt Aeberli. Auch er selbst spielt noch in weiteren Bands. Der grosse Durchbruch ist eher nicht in Sichtweite. Aber wer braucht schon eigene Hits, wenn er aus Hits Hits machen kann.