Streublümchen. Sie sind das unmotivierte Petersilienbüschel der Jetztzeit. Nein, nicht ganz. Denn im Gegensatz zur Petersilie sind sie schön. Okay, auch nicht ganz. Sie waren mal schön. In ihrer kurzen Jugend in irgendeinem Garten. In ihrer Blütezeit eben. Nun sind sie ausgetrocknet, geschrumpft, mit etwas Glück haben sie ihre Farbe behalten – das immerhin unterscheidet ihren Alterungsprozess von dem unsrigen.
Sie sind sogenannt dekorativ und verbreiten den leichtesten Hauch von «Hippies, die teuren Kaschmir tragen»-Vibes. Und manche Menschen, vornehmlich Frauen, muss man an dieser Stelle ganz klar sagen, halten sie für unverzichtbar. Sie dekorieren restlos alles mit Streublümchen: Badewasser, Rühreier, Torten, Steaks. Man könnte dazu auch sagen: Make Heu great again.
Meghan, die Duchess of Sussex, ist besonders streublümchenwütig. In ihrer Netflix-Show «With Love, Meghan» kann man ihr beim Streublümchen-Streuen zuschauen. Im Online-Shop ihrer Marke As Ever verkauft sie 5 Gramm davon für 15 Dollar. Bei Globus Delicatessa gibt's 8 Gramm für 9 Franken. Meghans Mischung enthält getrocknete Rosen, Hisbiskusblüten, Ringel- und Kornblumen.
Der Text dazu ist geradezu lyrisch: «Eine Mischung aus winzigen, leuchtenden, essbaren Blütenblättern, die wie Konfetti auf Ihrem Teller liegen. Dieser Zusatz verkörpert die Idee von ‹Überraschung und Freude›, verschönert jedes Gericht und verwandelt Alltag in Magie. Die As-Ever-Streublümchen sind so einfach wie eine Prise Salz, aber mit einem Hauch von Schönheit.»
Magisch ist auch der Serviervorschlag zum Thema Frühstück: «Eine leichte Prise verleiht Ihrem morgendlichen Parfait, Ihrem Chiasamenpudding, Ihrem Avocado-Toast oder selbst Ihrem Milchkaffee einen letzten Schliff, der Sie zum Lächeln bringt.» Hach! Morgendliches Parfait! Diese kalifornischen Aristo-Hipster kennen wieder Dinge, die hier noch gar nicht angekommen sind.
Doch so sehr Meghans splendide Alltagsferne dazu einlädt, sich wieder und wieder über sie lustig zu machen: Die Frau hat gerade eine Erfolgssträhne. Ihre Netflix-Serie wird verlängert. Ihr Online-Shop war beim Start Anfang April bereits nach einer einzigen Stunde ausverkauft und ist es seither geblieben. Streublümchen, Dreierlei vom gesunden Tee, Wildblütenhonig mit Honigwabe, ein Crêpe-Mix und die Himbeer-Marmelade in der Geschenkpackung – restlos alles ist weg.
Weil? Weil der Mensch in Krisenzeiten verständlicherweise zum Cocooning neigt. Dazu, sich ein Nest mit Vorräten wie Serien, Marmelade und Gin Tonic zu bauen und sich darin von der Welt abzuwenden. Und offenbar kann Meghan einem grossen Publikum aller Spottamseln zum Trotz prima vermitteln, wie so eine softe, süsse, Kaschmir-Hippie-warme Art von Self Care gehen könnte. Oder wie sie neulich im Wirtschafts-Magazin «Fortune» sagte: «Ich denke, dass Menschen auch in Rezessionszeiten nach kleinen Annehmlichkeiten suchen, nach Dingen, die ihnen Freude bereiten können.»
Doch was meinen Menschen, die bereits von Meghans Manufakturware kosten durften? Am lustigsten ging es definitiv auf der Redaktion der New Yorker Online-Publikation The Cut zu, dort durften nämlich zwölf Redaktionsmitglieder einen Löffel voll Marmelade probieren. Hier ein paar der Reaktionen:
«Ich war von der Konsistenz abgestossen. Sie ist schleimig und zähflüssig, ein bisschen wie Babynahrung.»
«Das ist ätzend! Es ist wie etwas, das man an einer Toppings-Bar sehen würde, nicht wie eine eigenständige Marmelade an sich ... Ich dachte, sie wäre besser darin, Marmelade zu kochen als Podcast-Inhalte zu produzieren, aber nein.»
«Es ist irgendwie gleichzeitig stückig und flüssig, irgendwie sehr süss und vielleicht auch salzig? Zu gleichen Teilen ‹Hmmmm, mag ich das? Ich glaube nicht, dass ich das mag› und ‹Warte, ich mag das irgendwie›. Ich könnte mir vorstellen, dass es mir ans Herz wächst – oder dass ich seine Existenz völlig vergesse.»
«Ich stimme allen zu, dass sie zu flüssig und ölig ist, aber sie schmeckt auf eine unauffällige Art und Weise wie Marmelade.»
Kostenpunkt: 14 Dollar. Das ist selbstverständlich in jedem Zürcher Fine-Food-Geschäft normal, im Rest der Welt (noch) nicht. Wie viele Marmelade- und Streublümchen-Gläser Meghan bereits verkauft hat, ist nicht bekannt. Halt alle. Und wegen Trumps Zoll-Politik macht sie sich explizit keine Sorgen, schliesslich werden alle ihre Produkte in den USA hergestellt.
Und wer ist wohl der Hauptinvestor hinter As Ever? Na? Netflix! Meghan schickte der Netflix-Chefetage nämlich ein paar Jahre lang zu Weihnachten ihre Himbeer-Marmelade und irgendwann kam die Antwort: «Sie müssen den Menschen zeigen, wie man das macht!» Und: «Zusätzlich zu einer Show sollten Sie mit unserer Abteilung für Verbraucherprodukte über eine Partnerschaft sprechen.»
So einfach. Prinzessinnen sind dazu da, dass Märchen für sie wahr werden. Herzoginnen dagegen verwirklichen Business-Pläne. Make Heu great again.
Wenn man sie und ihren bemitleidenswerten Mann ernst nehmen möchte, sollten sie sich erst mal mit anderen schwerreichen Kaliforniern zusammentun um gegen die üble US Regierung anzukämpfen.
Das Badewasser von Belle Delphine fand ich aber fantasievoller als Marmelade.
Da werden Bücher geschrieben! Triaden und negative Bekenntnise zum Königshaus geschrieben.
Meghen ist das beeinflussbare Zugpferd und Harry eigentlich nur das trottelige Mitbringsel.
Aber er hat's immer noch nicht gecheckt?!