Vor zwei Jahren trat Lego ordentlich ins PR-Fettnäpfchen. Auslöser war der YouTube-Kanal Held der Steine Inh. Thomas Panke. Hintergrund war das Logo des damaligen YouTube-Kanals. Panke, der einen Laden für Lego (und andere Klemmbausteine) betreibt, wollte damals den Namen Held der Steine samt zugehörigem Logo als Marke eintragen lassen. Daraufhin legte Lego Einspruch ein und schickte dem YouTuber via Anwaltskanzlei einen Brief. Darin erklärte ihm Lego, dass das Logo seines YouTube-Kanals irreführend sei und den Eindruck vermitteln könne, sein YouTube-Kanal repräsentiere Lego.
Was folgte, waren im Wesentlichen drei Dinge:
Im Nachhinein müsste Panke Lego fast eine Dankeskarte für all die Gratiswerbung schreiben. Lego wiederum, so würde man meinen, hätte aus diesem Fehlgriff seine Lehren ziehen müssen. Wie sich nun zeigt, hat es das aber nicht: Fast pünktlich zwei Jahre nach dem ersten anwaltlichen Brief ist beim Held der Steine ein weiteres Schreiben von Legos Anwälten eingetrudelt. Das berichtet der YouTuber in seinem neusten Video, dass er vor zwei Tagen hochlud.
Dieses Mal stört sich der Spielzeughersteller daran, dass der YouTuber den Begriff «Legosteine» (oder eben die Kurzform «Lego») als Synonym für Klemmbausteine verwendet.
Nach Ansicht des dänischen Konzerns sei Lego keinesfalls ein Gattungsbegriff für Klemmbausteine. Oder anders ausgedrückt: Obwohl umgangssprachlich wohl die Mehrheit der Menschen Lego als Synonym für Klemmbausteine verwendet, sieht der Lego-Konzern das anders.
Die Folgen für den YouTuber: Wenn er nicht innert 48 Stunden sämtliche Videos von seinem Kanal entfernt, in dem er Klemmbausteine anderer Hersteller als Legosteine bezeichnet, hat er mit Konsequenzen zu rechnen.
Immerhin habe dieses Mal eine Dame der Anwaltskanzlei das Schreiben am Vorabend per Telefon angekündigt, gibt sich Panke in seinem Video zynisch. Natürlich werde er die Videos nun löschen und müsse sie dann eben neu aufnehmen. Er werde dabei auf jeden Fall versuchen, Klemmbausteine zu sagen, anstatt Lego – auch wenn selbst seine Kunden im Laden den Begriff als Synonym verwenden würden. Ihnen müsse er wohl auch erklären, dass dies nicht okay sei.
Dann holt der Ladenbesitzer, der in seinem Geschäft auch Lego verkauft, zum Rundumschlag gegen Lego aus. Er kritisiert die immer schlechter werdende Qualität der Legosets, die gleichzeitig immer teurer würden. Als Beispiel nennt er die Legosets, die nur in den offiziellen Lego-Shops erhältlich seien und nicht bei Händlern, wie er einer sei. Hätte man 2020 alle Legosets mit mehr als 400 Teilen gekauft, die neu erschienen sind, hätten man 13'000 Euro bezahlt. Noch vor fünf Jahren hätte man nicht einmal 8000 Euro bezahlt.
Als Grund nennt er, dass Lego massive Absatzprobleme habe, da ihnen die jungen Kunden wegbrechen. Der Konzern erhöhe die Preise der Sets stetig, um das zu kompensieren, während die Qualität abnehme, da bei den Materialien gespart würde. Gleichzeitig werde die viel günstigere Konkurrenz bezüglich Qualität immer besser. (Seit 2010 das Patent von Lego ausgelaufen ist, dürfen auch andere Firmen Lego-kompatible Klemmbausteine herstellen).
Panke gibt sich dann auch vermeintlich versöhnlich und meint zynisch, man müsse auch Verständnis für Lego haben. Es sei nicht einfach, wenn einem als Konzern die Absätze wegbrechen würden und der mit Abstand reichweitenstärkste Kanal im deutschsprachigen Raum die Klemmbausteine der qualitativ und preislich besseren Konkurrenz als Legosteine bezeichnen würde.
Mit dem Video landete der YouTuber erneut einen Hit. Innert zwei Tagen wurde das Video knapp 1,5 Millionen Mal angeschaut und generierte über 20'000 Kommentare.
Dass die Sympathien der Zuschauer*innen dabei mit dem Klemmbausteinhändler sind, zeigen die Bewertungen des Videos: Über 152'000 «Daumen hoch» stehen knapp 1600 «Daumen runter» gegenüber. Panke geniesst bei seiner Community vor allem auch deshalb hohes Ansehen, da er Produkte möglichst objektiv bewertet und ehrlich kritisiert – auch wenn er sie selbst verkauft.
In der Kommentarspalte kriegt Lego so richtig sein Fett weg:
Während Lego nun erneut mit einem veritablen Shitstorm klarkommen muss, erhält der Kanal von Held der Steine wiederum massiven Zulauf. Alleine in den letzten zwei Tagen haben über 30'000 Personen auf Abonnieren geklickt.
Geht es im aktuellen Tempo weiter, wird der Kanal noch vor Ende Jahr die Million knacken. Der Analystedienst Social Blade schätzt, dass der Kanalinhaber in den letzten drei Tagen durch Beteiligung an Werbeeinblendungen etwa zwischen 300 und 5000 Dollar pro Tag verdient hat. Zuvor lagen die Einnahmen des Kanals an guten Tagen bei schätzungsweise 125 bis 2000 Dollar.
Für Lego beginnt nun ein wahrlicher PR-Albtraummarathon, denn Panke hat nun damit angefangen, die gelöschten Videos neu aufzunehmen und hochzuladen. Dementsprechend erscheinen nun lauter Videos, in denen der YouTuber noch einmal erklärt, was vorgefallen ist, damit sich niemand wundert, weshalb er das scheinbar gleiche Video noch einmal hochgeladen habe. Dabei kann sich Panke den einen oder anderen heftigen Seitenhieb nicht verkneifen.
Auf die Situation angesprochen, hat sich Lego gegenüber watson mit folgendem Stellungnahme dazu geäussert: