«Mean Girls» ist einer dieser Filme, der so tief in unserer Filmkultur verankert ist, dass die ikonischen Quotes kaum mehr aus der Popkultur wegzudenken sind. Umso herausfordernder war es also für Tina Fey, eine Neuverfilmung zu schreiben, die nicht einfach den alten Film kopiert, sondern gewieft die alte Story in das heutige Zeitalter bringt. Gleichzeitig soll er eine Hommage an den alten Film sein.
Vorab ist wichtig zu wissen, dass der neue «Mean Girls»-Film nicht auf dem alten Film von 2004, sondern auf dem Musical, das seit 2017 – unter anderem auch am Broadway – aufgeführt wurde, basiert. Eine Produktion, die bei uns wohl weniger bekannt ist. Und: Dieser «Mean Girls»-Film ist ein Musical.
Die Story bleibt allerdings die gleiche: Cady Heron (Angourie Rice) versucht, sich an ihr neues Leben in den USA anzupassen, inmitten von Cliquen und Klatsch. Mit ihren neuen Freunden Janis (Auli'i Cravalho) und Damian (Jaquel Spivey) heckt Cady einen Plan aus, um das Leben von Regina George (Reneé Rapp) und ihren Kolleginnen Gretchen (Bebe Wood) und Karen (Avantika) zu ruinieren. Doch die Dinge geraten aus dem Ruder, als Cady selbst den Verlockungen der pinkfarbenen Machtspielen verfällt, insbesondere als sie und Regina um die Aufmerksamkeit des beliebten Aaron Samuels (Christopher Briney) buhlen.
Die Teenager-Kultur hat sich seit 2004 drastisch verändert, da Gen Z mehr auf Inklusivität und Akzeptanz bedacht ist, als jede Generation vor ihnen. So wurden einige der problematischeren Aspekte aus dem Drehbuch gestrichen. Die Plastics verlieren so aber an Biss, denn der Film soll eigentlich die Boshaftigkeit von Teenagerinnen darstellen, die so unbarmherzig wie die afrikanische Steppe sind.
Im Zeitalter von Smartphones hat die Boshaftigkeit ein komplett neues Ausmass angenommen. Trends finden auf Social Media statt, wenn etwas passiert, zückt jeder sofort das Handy. Videos gehen viral, Nachrichten verbreiten sich wie ein Lauffeuer.
Dies schafft neue Probleme, auch mit dem Burn Book, in dem die Plastics über ihre Mitschüler*innen fiese Dinge schreiben. Denn diese Inhalte werden nun auch online geteilt, wo jeder noch seinen Senf dazugeben kann. Smartphones sind allgegenwärtig in «Mean Girls» und werden oft überspitzt dargestellt.
Regina ist das It-Girl schlechthin. Sie setzt Trends. Sie entscheidet, was gerade angesagt ist. Umso enttäuschender ist daher Reginas Look. Das pinkfarbene Korsett-Top, aus dem ihr einziges ikonisches pinkfarbenes Outfit besteht, sieht wie eine Mischung zwischen Zara und Shein aus und setzt 2024 leider keine Modetrends mehr.
Janis ist das komplette Gegenteil von Regina: Sie ist eine Aussenseiterin und trägt komische Klamotten. Doch hier ist das Problem, dass ihre Kleider fast schon zu modisch sind. Auch wenn sie mehrmals betont, dass sie ihre Jacke selbst gemacht hat, haben hier die Kostümdesigner die Chance verpasst, ihren Charakter noch mehr durch ihre Kleidung hervorzuheben. Selbstgestrickte Pullis, lange Röcke und das ein oder andere ausgefallene Schmuckstück hätten ihren Look perfekt gemacht. Stattdessen trägt sie zerrissene Jeans und farbiges Make-up.
«Mean Girls» hat Amanda Seyfried zum Star und Lacey Chabert zur Meme-Vorlage gemacht. Doch in dieser Musical-Adaption geraten Karen und Gretchen schon fast in Vergessenheit. Viele ihrer besten Quotes wurden aus dem Film gestrichen und sie werden somit ins Abseits gedrängt. Auch die Darstellungen von Avantika und Wood sind oft übertrieben und nicht sehr glaubhaft.
Der wahre Star ist Renée Rapp. Sie bringt die richtige Portion Selbstbewusstsein mit, um die fiese und manipulative Queen Bee zu spielen. Für die Sängerin, die hauptsächlich in der queeren Community grossen Erfolg hat, könnte dieser Film das Eintrittsticket für Hollywood sein.
Auch Auli’i Cravalho (bekannt aus «Moana»), die Reginas Rivalin spielt, legt eine sehr authentische Darbietung hin und singt sich bei ihren Solos die Seele aus dem Leib. Janis bekommt ausserdem endlich das Ende, das sie verdient.
Die Geschichte, die «Mean Girls» erzählt, ist zeitlos und kann wohl alle paar Dekaden mit einem modernen Twist neu verfilmt werden. Genau deshalb hätte es eigentlich kein Remake gebraucht. Die Aussage der Story bleibt die gleiche und hat auch 20 Jahre später noch Gewicht. Immerhin bringen die Songs ein wenig frischen Wind.
«Mean Girls»-Fans können sich über viele Referenzen zum Originalfilm freuen, die klug in die Geschichte eingebaut wurden. Es ist eine Neuverfilmung, die natürlich bei Weitem nicht an das Original herankommt – aber haben wir wirklich etwas anderes erwartet?
Gretchen, stop trying to make fetch happen!
«Mean Girls» läuft ab dem 25. Januar in den Deutschschweizer Kinos.
Werd wohl langsam alt 😅