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Darum solltest du dieses Jahr keinen Urlaub in Barcelona (Spanien) machen

Seit 40 Monaten herrscht Dürre in Katalonien.
Seit 40 Monaten herrscht Dürre in Katalonien. bild: imago/nurphoto

Warum du dieses Jahr wirklich keinen Urlaub in Barcelona machen solltest

18.03.2024, 04:3918.03.2024, 08:57
Josephine Andreoli / watson.de
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Barcelona ist eine der am meisten besuchten Städte Europas. Kein Wunder, denn neben Sonne, Strand und Meer hat die Stadt auch noch jede Menge Kultur, traditionelle Märkte und leckeres Essen zu bieten. Entsprechend beliebt ist die Stadt auch unter deutschen Tourist:innen.

«Notfall. Das Wasser fällt nicht vom Himmel.»
Plakate in Barcelona warnen vor Wasserknappheit

Doch so schön ein Urlaub in der katalanischen Hauptstadt auch sein könnte, solltest du in diesem Jahr vielleicht eher auf eine Reise in die dortige Region verzichten. Der Grund: In Katalonien haben die Behörden nach monatelangen Warnungen den Dürrenotstand ausgerufen. Schon seit Februar herrscht im Stadtgebiet von Barcelona die höchste Alarmstufe.

Barcelona trocknet aus: So dramatisch ist die Lage vor Ort

Die Region befindet sich inmitten der schlimmsten Dürre seit Beginn der Wetteraufzeichnung, was zum einen an ausbleibenden Niederschlägen liegt, aber auch der fehlenden Schneeschmelze. Und das hat gravierende Folgen für die Menschen und das Leben vor Ort, die der Tourismus weiter verschlimmern könnte.

Der Sau-Stausee nahe Barcelona ist zu 95 Prozent ausgetrocknet.
Der Sau-Stausee nahe Barcelona ist zu 95 Prozent ausgetrocknet.bild: ap / emilio morenatti

Katalonien trocknet aus. Wasser ist kaum noch vorhanden. Weder, um die schon seit Jahren vertrockneten Grünflächen und Bäume zu bewässern. Noch für Springbrunnen oder Pools. Die Stauseen der beiden Zulieferflüsse Barcelonas sind praktisch leer. Und diese Situation dürfte sich weiter verschärfen, wenn der Sommer kommt. Auch für Tourist:innen.

Anfang der Woche wurde bereits der Druck in den Wasserleitungen in sechs Gemeinden im Grossraum Barcelona gesenkt. Die Strandduschen, an denen man Meer und Sand von sich abduschen sollte – ausser Betrieb. Je knapper das Wasser wird, umso mehr drängt sich eine Frage auf: Wer bekommt das verbleibende Wasser? Die Landwirtschaft und die Menschen vor Ort – oder die Tourist:innen? Das Konfliktpotenzial ist enorm.

Touristen vs. Landwirte und Einwohner: Wer bekommt das Wasser?

Schon jetzt verbrauchen die Einwohner:innen Barcelonas nur rund 103 Liter Wasser pro Tag. Zum Vergleich: In anderen spanischen Städten wie Madrid sind es etwa 140 Liter. Das geht mit einigen Sparmassnahmen einher. Überall in der Stadt hängen Plakate mit der Aufschrift: «Notfall. Das Wasser fällt nicht vom Himmel.»

Für die Landwirtschaft gelten ebenfalls Einschränkungen: Um mehr als 80 Prozent mussten Landwirt:innen ihren Wasserverbrauch reduzieren – ein enormer Einschnitt für Bauern. Diese leiden bereits seit Jahren unter Trockenheit und damit einhergehenden Ernteausfällen. Doch wer gegen die Regelungen verstösst, muss tief in die Tasche greifen: Bis zu 150'000 Euro Strafe kostet ein Verstoss, wie der «Focus» berichtet.

Der Boden trocknet immer weiter aus.
Der Boden trocknet immer weiter aus. bild: ap / emilio morenatti

Touristen verbrauchen fünfmal so viel Wasser wie die Menschen vor Ort

Auch Tourist:innen werden laut dem «Tagesanzeiger» bereits dazu aufgerufen, Wasser zu sparen. Doch während die Einwohner:innen knapsen, verbrauchen Tourist:innen rund 500 Liter Wasser pro Tag. Ein Teil dessen ist zwar dem Hotelbetrieb geschuldet. Hotelpools dürfen befüllt sein, während es aus den Duschen der einheimischen Haushalte nur noch tröpfelt.

Und als wäre all das nicht schon schlimm genug, geht so langsam auch das Trinkwasser zur Neige. Zahlreiche Tankwagen sind in der Stadt unterwegs – voll beladen mit Wasser. Einem immer kostbarer werdenden Gut.

Die Meerwasser-Entsalzungsanlagen laufen auf Hochtouren und produzieren Trinkwasser. Doch ihre Kapazität ist begrenzt, weitere Entsalzungsanlagen sind schon in Planung. Doch bis sie fertig gebaut sind, dauert es noch bis Ende 2027 und 2028. Der Notfallplan, der schon bald zur Realität werden könnte: Tankschiffe, die Trinkwasser nach Barcelona bringen, wie zum Beispiel aus Palma de Mallorca oder sogar dem französischen Marseille. Doch auch das ist teuer – und löst das Problem nicht vollends.

Die Wasserknappheit und anhaltende Dürre fördern ein neues Problem zutage: Verteilungskonflikte. Denn natürlich ist Barcelona trotz der Dürre und trotz der Wasserknappheit auf den Tourismus angewiesen.

Wer also eine Reise nach Katalonien plant, der sollte diese Probleme im Hinterkopf behalten – und vielleicht auch die eigene Duschdauer ein bisschen verkürzen. Die Einwohner:innen werden es danken.

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138 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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banda69
18.03.2024 06:27registriert Januar 2020
Es ist März. Und es herrscht bereits Wassernot.

"Je knapper das Wasser wird, umso mehr drängt sich eine Frage auf: Wer bekommt das verbleibende Wasser?"

Das Problem wird in Zukunft auch die Schweiz erreichen. Was wohl der kommende SVP-Präsi Marcel Dettling darauf für eine Antwort hat....?

a) "Ich lebe gerne in wärmeren Zeiten".
b) "Klimawandel, alles nur linke Hysterie.".
c) "Die Ausländer sind schuld!"
d) Die Landwirtschaft profitiert von wärmeren Temperaturen."
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Monkay
18.03.2024 07:05registriert Mai 2019
Ich will eh nicht nach Barcalona und solange ich Erdbeeren und Tomaten im März von Spanien bekomme ist meine Welt in ordnung. So ich gehe jetzt eine halbestunde Duschen (Sarkasmus)
🤮
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GODisFAKE
18.03.2024 06:38registriert Juni 2023
Ich denke das Wort Tourist müsste man nicht unbedingt gendern... - die Touristen, Mehrzahl.

Man kann es auch übertreiben...
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