Es ist immer wieder erstaunlich, wie wenig Konsens über scheinbar allgegenwärtige Dinge herrscht. Hochaktuelles Beispiel: Socken im Sommer.
Verwirrt? Nun, geh mal nach draussen und beobachte ... Knöchel. Nackte Knöchel. Solche mit Socken. Und beobachte, welches Schuhwerk getragen wird. Von «Hmm – ist ganz stylish» bis «Boah, geht gar nicht» – egal, welche Meinung du zum Beobachteten haben wirst, die nächste Person wird eine andere haben.
Ich nehme mich selbst als Fallbeispiel: Ich vermeide tunlichst Socken, sobald das Thermometer auch nur über 10 Grad klettert. Und im Sommer, wenn Mokassins oder ähnliche Lederschüheli angesagt sind, sowieso. Ich darf mich zu den Glücklichen zählen, die nie unter Schweissfüssen zu leiden haben, weshalb diese kühlere Option mir sozialverträglich erscheint. (Und zum ganz sicher gehen, kann man noch Frische-Sohlen in die Schuhe tun.) Und trotzdem: «Wäh – so grusig», so die Meinung meiner Gen-Z-Tochter dazu. «Egal, wer es ist – wenn ich jemanden sehe, der Schuhe ohne Socken trägt, finde ich das abstossend. Einfach weil ich weiss, dass manche Menschen Schweissfüsse haben.»
Da haben wirs also: Manche von euch assoziieren Schuhe ohne Socken mit Schweissfüssen. Andere nicht.
Und wir haben noch nicht einmal mit der Frage des Stils begonnen.
«Darf» man überhaupt sockenlos in Schuhen sein? Falls ja, mit welcher Art von Schuh?
Und, falls ja, wo genau? Nur südlich der Alpen? Nur innert Sichtweite eines Meeres?
Wann und zu welchem Anlass? Erst nach Ostern? Zum Business-Meeting? Zum Hochzeitsapéro?
Falls Socken, welche denn? Welche Farbe? Welche Länge?
Fragen über Fragen! Wetten, dass wir alle unterschiedliche Antworten darauf haben?
Menschen tragen seit der Antike Socken – aus Notwendigkeit, aus Bequemlichkeit und als Fashion-Statement. Und so sind sie seit jeher Anlass für Lob oder Spott. Hey, sogar Shakespeare hat in «Twelfth Night» («Was ihr wollt») sogar einen Witz über Malvolios Socken eingebaut. Mit anderen Worten: Man kann viel über jemanden erfahren, wenn man sich seine Socken ansieht.
Weisse Socken, etwa: Jahrzehntelang waren sie als Aargauer-Kennzeichnung schlechthin verschrien (ausser, du spieltest in einer Ska-Band). Doch die Kids von heute haben diesen Look mit Begeisterung angenommen: Crew-Socken, so die amtliche Bezeichnung für jene, die etwa bis Mitte Wade reichen, kennzeichnen ihren Träger mittlerweile als Angehörigen der Gen Z, einer Kohorte, die längere Besockung bevorzugt. Knöchel-Socken hingegen sind die Domäne der Millennials. Und die Debatte darüber, welcher Stil besser ist, wurde letzten Sommer so hitzig, dass die New York Times sie als Generationenkonflikt einstufte.
Sieht man sich aber heute auf den sommerlichen Strassen umher, stellt man alsbald fest: sowohl als auch. Knöchel-Socken wie Crew-Socks. Zu langen Hosen wie zu kurzen Hosen. Es gibt keinen Konsens. Denn auch sockenlose Individuen erspäht man auf Schritt und Tritt, ... sofern diese nicht jene ominösen No-Show-Socken tragen! Jene, die suggerieren, dass jemand barfuss in seinen Schuhen ist, obwohl dies gar nicht der Fall ist. Das sind wohl die hinterlistigsten Socken von allen.
Da haben wir es also wieder? Im Jahr 2025 gilt, anything goes. Man darf alles – ABER man wird dafür zwangsweise kategorisiert.
Okay, liebe User, nun wollen wir wissen: Wie macht ihr es? (Die Kommentarspalte steht offen.) Hier als Beispiel nochmals meine Handhabung:
Da sage ich nur "let them".
Wer sich fragt, was er/sie anziehen soll, weil andere ihn/sie kategorisieren, der/die hat schon verloren.
Hört auf, euch zu verbiegen weil andere ein Urteil fällen (könnten). Hört auf, andere zu ver-/be-urteilen aufgrund eures persönlichen Geschmacks. Das ist schlicht übergriffig.
Kleidung muss zweckmässig und bequem sein, aus meiner Sicht sollte sie sauber sein und nicht stinken.
Es gibt keine optische Belästigung. Wem es nicht gefällt, kann wegschauen....
Ich bevorzuge im Sommer FlipFlops.