Zu diesem Schluss kommt eine Studie des UNO-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), die am Dienstag in Genf vorgestellt wurde. Damit gehörten Armut, Not und Angst zum Alltag von 145'000 Syrerinnen, die vor dem Bürgerkrieg in ihrer Heimat geflohen sind und ihre Familien ohne Hilfe ihres Mannes versorgen müssen.
Die Flucht aus ihrem Heimatland sei für diese Frauen erst der Beginn des Elends gewesen, sagte der UNO-Hochkommissar für Flüchtlinge, António Guterres. «Sie haben alles verloren, werden täglich bedroht und als Ausgestossene behandelt, nur weil sie ihre Männer in einem brutalen Krieg verloren haben.»
Armut stellt demnach das grösste Problem der alleinerziehenden Mütter dar. Nur jede fünfte der befragten Frauen war in der Lage, Arbeit zu finden. Oft müssten Kinder arbeiten, anstatt zur Schule zu gehen. Die meisten Frauen seien von privater Hilfe in den Aufnahmeländern abhängig.
Viele Frauen klagen ausserdem über eine Häufung von sexuellen Übergriffen. «Eine Frau, die alleine ist, gilt in Ägypten allen Männern als Beute», zitieren die Autoren der Studie eine Syrerin in Alexandria. Der Bericht basiert auf persönlichen Gesprächen mit 135 alleinstehenden syrischen Frauen, die über drei Monate hinweg in ihren Exilländern Ägypten, Libanon, Irak und Jordanien begleitet wurden.
Guterres forderte Geberländer auf, mehr Geld für die betroffenen Familien bereitzustellen. Die bisherigen Mittel reichten bei weitem nicht aus. Ausserdem müsse der Nachzug von Angehörigen erleichtert werden.
Die UNHCR-Sonderbeauftragte und Schauspielerin Angelina Jolie hob die zentrale Rolle der syrischen Flüchtlingsfrauen im Überlebenskampf der Familien fern der Heimat hervor: «Syrische Flüchtlingsfrauen sind das Bindeglied einer zerbrochenen Gesellschaft. Ihre Stärke ist aussergewöhnlich, aber sie sind allein in ihrem Kampf. Ihre Stimmen sind ein Hilfsappell, der nicht ignoriert werden darf.»
Vor dem Bürgerkrieg in Syrien sind nach UNO-Angaben mehr als 2,8 Millionen Menschen auf der Flucht. (pma/sda/dpa/apa)