Der Saxofonist Donny McCaslin beschreibt seine Musik als „furchtlos und gefährlich“. Auch herrscht die Angst, die Verstärker mit ihren Klängen zu sprengen. Die Musik hat eine gewisse Punk Energie und die vier Musiker improvisierten ständig, wofür es ordentlich Mut braucht[, sich das zu wagen]. Diese Energie spürte man auch im Publikum, denn dieses wippte die Köpfe den ganzen Abend über zur Musik mit. Die Spannung blieb den gesamten Abend lang im Raum, denn es wurde nicht viel Raum/Pause für Ankündigungen der Songs oder sogar für Applaus gelassen.
Sobald das Stück vorbei war, ging es weiter mit dem nächsten, und das Publikum wurde von den völlig unterschiedlichen Gefühlen, die von den Instrumenten ausgestrahlt wurden, jedes Mal überrascht. Am Keyboard verzauberte Jason Lindner die Zuhörer mit der riesigen Bandbreite an Tönen, die er kreierte. Im Hintergrund der Musik verschwand die wunderschöne Begleitung des Bassisten Jonathan Maron und den Takt bestimmte der Schlagzeuger Zach Danziger. Die Höhepunkte lagen bei den Solos, denn als Danziger seine Einlage spielte, sah McCaslin, mit der Zunge hinausgestreckt nach seinem Saxofon-Einsatz, mit dem Rücken zum Publikum gedreht und mit dem ganzen Körper mittanzend, den unglaublich komplexen Rhythmen der Schlagzeug-Darbietung zu.
Um vier Uhr früh noch in Kroatien erwacht, um in die von McCaslin geliebte Schweiz zu fliegen, und am Montag schon in London für die nächste Aufführung. Ein anstrengender Tag, jedoch ein wundervolles Geburtstagsgeschenk für den Konzertorganisator Stephan Diethelm, der den Jazzmusiker bei der Begrüssung als Superstar bezeichnete. Donny McCaslin hat 2016 unter anderem mit dem Gitarristen Nate Wood, der auch schon im Pflegidach für das kleine Schweizer Publikum gespielt hat, das Album „Beyond Now“ veröffentlicht. Im Publikum versteckte sich ebenfalls Jojo Mayer, ein bekannter Schweizer Schlagzeuger.
Für McCaslin war die Musik schon immer ein Ventil, um Gefühle auszudrücken, die er nicht anders zeigen konnte. Sein Leben war von Anfang an von Musik geprägt, denn sein Vater führte ihn schon in jungen Jahren in die Welt des Jazz ein, und mit zwölf Jahren trat er mit der Band seines Vaters auf. Nach Jazz-Festivals während seiner High School Zeit und nach seinem Abschluss am „Berklee College of Music“ hat er neben einigen eigenen Alben auch bei David Bowies „Blackstar“ mitgewirkt, was ihm einen grossen Aufschwung an Bekanntheit gegeben hat.