«Cheese-Hang!» Schreit Stephan Diethelm, Ressortleiter von «Musig im Pflegidach» nach dem Konzert und bringt alle zum Lachen. Der sogenannte «Cheese-Hang» ist eine Tradition, die nach jedem Konzert im «Pflegidach» stattfindet. Die Musiker setzen sich in eine gemütliche Sitzecke hinter die Bühne und kosten Schweizer Käse. Dabei lernen sie gemeinsam mit Diethelm die schweizerische Kultur näher kennen und lassen den Abend Revue passieren.
«Ich komme gleich», ruft der Pianist Jake Sherman zurück. Er lässt sich Zeit. Gekleidet in bunten Socken und einem Overall steht er neben der Bühne und verliert sich in seinen Gedanken. So speziell wie er gekleidet ist, ist auch sein Musikstil. Jazz mit Techno gemischt und ein wenig Gospel. Völlig noch von der Stimmung des Konzertes absorbiert, sagt er nach einiger Zeit: «Es war mir eine Ehre, mit Larry zu spielen».
Für Sherman wird ein Kindheitstraum wahr. Der Pianist ist mit den Songs des Jazzmusikers und Komponisten Larry Goldings aufgewachsen und sieht ihn als Vorbild. «Er hat einfach so einen grossen Einfluss auf mich», sagt er begeistert. Seine Begeisterung für Goldings hat man ebenfalls auf der Bühne gesehen. Sherman schaute ihn mehrmals verblüfft und beeindruckt von seiner Spielart an. Der begabte Jazzpianist konnte aber nicht nur Sherman aus seinen bunten Socken hauen, sondern zugleich das Publikum.
Wie hätte das Publikum denn nicht beeindruckt sein können? Das gut aufeinander abgestimmte Konzert wirkte auf die Besucherinnen und Besucher souverän und gutvorbereitet. Doch es war eine komplette Improvisation, äussert Sherman: «Wir haben uns erst zwei Stunden vor dem Konzert getroffen». Trotz Improvisation gelang es den beiden Musiker, die Zuschauerinnen und Zuschauer in eine Art Trancezustand zu versetzen: tief entspannt und dennoch hoch konzentriert.
Einige hielten die Augen geschlossen und wippten simultan auf dem Stuhl zum schnellen Rhythmus mit. Andere genossen ihren Wein und schnippten im Takt. Doch die Amerikaner packten den Saal nicht nur mit ihrem musikalischen Können, sondern auch mit ihrem Auftreten.
«Ihr Auftreten war authentisch und lustig», meint eine Zuschauerin nach dem Konzert. Während des Konzertes verschwand Goldings hinter die Bühne und kam mit einer neuen Identität zurück. Mit einer aufgesetzten Perücke stellte er sich als «Hans Groiner» vor und das Konzert wurde zu einer musikalischen Comedyshow. Mit verstellter Stimme sang er Stücke, begleitete sich am Flügel und riss dazwischen Witze. Hierzu erwähnt Sherman: «Das Wichtigste für uns ist eine Interaktion mit den Menschen, als wären sie deine Freunde» und diese Verbindung zum Publikum ist ihnen definitiv gelungen.
Damit erschufen die beiden Pianisten eine packende Atmosphäre. Mit den zahlreichen Musikgenres von Jake Sherman und dem facettenreichen Larry Goldings wurde das Publikum verführt. Sie leiteten den Saal weg vom Alltag und direkt in ihre eigene musikalische Welt.