«She moves through the fair» («Sie geht über den Jahrmarkt») ist der Titel eines tradi9onsreichen irischen Volkssongs, der vom Trio in einer modernen Jazz-Version gecovert worden ist.Shore fasste den Inhalt fürs Publikum folgendermassen zusammen: Am Abend vor dem Hochzeitstag eines Paares verstarb die Braut. Noch in derselben Nacht erschien sie jedoch ihrem Verlobten als Geist, um ihm von ihrem Tod zu berichten. Zudem machte sie ihm die Hoffnung, dass sie irgendwann noch einmal vereint sein würden.Musikalisch verwandelte das Trio diese Tragödie in ein Zusammenspiel aus drei einfachen Melodien.
Diese erzählen vereint eine fesselnde Geschichte voller Schmerz, Leid und Trauer. Es waren genau jene Momente, in denen das Publikum gebannt den drei Musikern auf der Bühne lauschte, die den Abend zu etwas Unvergesslichem gemacht ha`en.Zwischendurch wendete sich der Bandleader Shore mit Anekdoten zu den einzelnen Stücken ans Publikum. Doch er ist eigentlich kein Mann der vielen Worte. Lieber lässt er seine Musik für sich sprechen.
Die Musik des Trios nimmt einem auf eine emo9onale Reise, auch ohne die strengen Grundregeln des Jazz verstehen zu müssen. Denn die Melodien vermi`eln ein Gefühl von Lebensfreude und Energie, von Ruhe und Geborgenheit, aber auch von Verlust und Trauer. So kündigte Shore in der Mi`e des Aubri`s mit belegter S9mme ein Stück an, das er erst vor wenigen Tagen geschrieben ha`e. «Mission one» sei eine Hommage an den Jazz- Saxophonisten Wayne Shorter, der im März dieses Jahres verstarb. Der Pianist erklärte seinen Bezug zu Shorter mit folgenden Worten: «He was a looming figure in most of my musical life» («Er war eine leuchtende Persönlichkeit im grössten Teil meines musikalischen Lebens»).
Der Titel «Mission one» bezieht sich auf die letzten Worte von Shorter, die Shore ebenfalls wiedergab: «He was excited to get a new body and con9nue the mission». («Er war aufgeregt einen neuen Körper zu bekommen und mit der Mission fortzufahren.»)Nach der Ansage liess das Trio eine erst nachdenkliche Melodie voller Trauer erklingen. Diese wurde immer intensiver und gipfelte schliesslich in einem lauten Klagen. Für dieses fulminante Ende gaben sowohl der Pianist als auch der Bassist und Schlagzeuger jeweils alles. Der Titel war eine rundum würdige Ehrerbietung an einen erfolgreichen Künstler, der einen festen Platz in der New Yorker Jazz-Szene innegehabt ha`e.Die Szene, aus der auch Shore nicht mehr wegzudenken wäre. Er hat schon früh in seiner Karriere mit berühmten Jazz-Musikern wie Gretchen Parlato, Sara Gazarek oder John Pahtucci im Due` gespielt.Dabei wollte der Mann aus Rhode Island gar nicht von Anfang an Jazz-Pianist werden.
Mit einem schelmischen Grinsen verrät der 36-jährige nämlich, dass er mit etwa 15 Jahren Jazz für sich entdeckt ha`e. Dies, weil seine Mu`er ihn dazu überredet ha`e, ein Jazz-Camp zu besuchen. Das ha`e er erst nur mit Widerwillen getan.Zu seinem Instrument hingegen ha`e Shore schon immer eine enge Bindung gehabt: Sein Vater war ein Amateurpianist und bereits als kleiner Junge hörte er ihm liebend gerne zu. Diese enge Verbundenheit mit Musik spürt man deutlich: Ohne sie leben zu müssen, käme für ihn mit dem Verlust einer Gliedmasse gleich. Sie gehört einfach zu ihm.Selbst beschreibt Shore seine Komposi9onen als «exploratory, honest and risky» (also als «forschend, ehrlich und riskant»).
Letzteres ist der Jazz des Trios auf jeden Fall: Denn 90 Prozent eines Stückes bestehen aus Improvisa9on während des Konzerts.Eine solche Herangehensweise erfordert viel Mut – und eine Band, die hinter einem steht. Seit nunmehr drei Jahren sind Shore, Nevin und Mednard gemeinsam unterwegs. Egal, ob auf der Bühne oder beim Wandern in den Schweizer Bergen.Wie Shore besuchte auch Nevin ein Jazz-Camp, in dem er sich nicht mehr als ein Aussenseiter fühlen musste, sondern auf viele Gleichgesinnte traf. Mednard ha`e ebenfalls viel Spass in einem solchen Camp und wurde bestärkt, den rich9gen Weg eingeschlagen zu haben.Keiner der drei hat es bereut ihn gegangen zu sein.Und wer weiss, mit was für Meisterwerken sie in Zukunb noch die Zuschauer auf der ganzen Welt in Staunen versetzen werden, wie an diesem gelungenen Abend im Pflegidach.