Musik

Foo Fighters-Schlagzeuger Taylor Hawkins tot

Foo-Fighters-Drummer mit Charisma – Taylor Hawkins stirbt auf Tour

26.03.2022, 08:1027.03.2022, 01:52
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Taylor Hawkins of the Foo Fighters performs at the Innings Festival at Tempe Beach Park on Saturday, Feb, 26 2022, in Tempe, Ariz. (Photo by Amy Harris/Invision/AP)
Taylor Hawkins
Taylor Hawkins.Bild: keystone

Er hatte einen Job, um den ihn viele beneidet haben dürften - oder auch nicht, denn seine Aufgabe war durchaus delikat. Taylor Hawkins, der jetzt völlig überraschend mit nur 50 Jahren auf einer Tournee in Kolumbien gestorben ist, sass seit 1997 am Schlagzeug der Foo Fighters. Und deren Frontmann Dave Grohl, einst Drummer bei den Grungerock-Ikonen Nirvana, kannte sich mit Trommeln, Becken und Hi-Hats so gut aus wie kaum ein anderer, er setzte sich immer noch gern selbst ans Drumkit.

Ein anspruchsvoller Chef, soviel steht wohl fest. Doch Hawkins wurde in der mit zwölf Grammys ausgezeichneten, weltweit populären US-Hardrockband zur festen Grösse, sogar zu einem der besten Schlagzeuger der Welt. Mehr als das: Im Gegensatz zu Kollegen, die hinter ihrer «Schiessbude» brav den Takt angeben, feste schwitzen und ansonsten zu den weniger beachteten Bandmitgliedern gehören, war dieser am 17. Februar 1972 geborene Musiker eine echte Show-Grösse mit eigenem Künstlerprofil.

So wiesen die Foo Fighters in der Nacht zum Samstag in ihrer Twitter-Botschaft zu Hawkins' Tod direkt auf das grosse Können und das einnehmende Charisma ihres Schlagzeugers hin: «Sein musikalischer Geist und sein ansteckendes Lachen werden für immer unter uns allen weiterleben.» Die stets kumpelhaft auftretende Band teilte ausserdem ihre tiefe Trauer mit: «Die Familie der Foo Fighters ist durch den tragischen und verfrühten Verlust unseres geliebten Taylor Hawkins am Boden zerstört.» Nach Angaben des Musikfachblatts «Metal Hammer» hinterlässt er seine Frau Alison und drei gemeinsame Kinder.

Hawkins sei tot in einem Hotel in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá aufgefunden worden, berichtete zunächst das Magazin «Semana» am Freitag (Ortszeit). Die Band sollte dort beim Musikfestival Estereo Pìcnic auftreten. Die Todesursache war zunächst unklar. Nach ersten Berichten hatte der Schlagzeuger über Schmerzen in der Brust geklagt, ein Krankenwagen wurde gerufen. Als dieser ankam, war Hawkins jedoch schon gestorben. Am Samstag bestätigte das zuständige Gesundheitsamt den Hergang. Über die Todesursache wurde weiter nichts bekannt.

Bei einer ersten gerichtsmedizinischen Untersuchung wurden in Hawkins' Körper zehn verschiedene Substanzen festgestellt. Darunter waren THC (Marihuana), trizyklische Antidepressiva, Benzodiazepine und Opioide, wie die Generalstaatsanwaltschaft des südamerikanischen Landes am Samstag (Ortszeit) mitteilte. Das Nationale Forensische Institut setze seine medizinischen Untersuchungen fort, um die Umstände zu klären, die zum Tod des Künstlers geführt haben, hiess es.

Bei dem Rockfestival in Bogotá kam es zu einer Schweigeminute, Fans pilgerten zum Hotel der Band und zündeten Kerzen an. Wie es mit den Auftritten der Foo Fighters weitergeht, war zunächst unklar – schnell war am Samstag von einem Abbruch der Südamerika-Tournee die Rede. Für den 8. Juni ist ein Deutschland-Termin der 2021 in die «Rock and Roll Hall of Fame» aufgenommenen Band in Berlin geplant.

Oliver «Taylor» Hawkins war zwar gebürtiger Texaner, wuchs jedoch «mit viel Sand und Sonne» in Laguna Beach/Kalifornien auf, wie das Internetlexikon Allmusic schreibt. Seinen Künstlervornamen wählte er demnach in Anlehnung an eines seiner Schlagzeug-Vorbilder: Roger Taylor von der britischen Mega-Band Queen. Auch Stewart Copeland (The Police) und Phil Collins (Genesis) beeinflussten den Musiker, der erstmals in den 90ern als Mitglied der Live-Band von Songwriterin Alanis Morissette («Jagged Little Pill») hervortrat.

Aus diesem Drummer-Job warb ihn Grohl ab, der gerade mit seiner zweiten Band Foo Fighters durchstartete. «Ich und Dave, wir wirkten auf verrückte Weise wie zwei lange getrennte Brüder», erinnerte sich Hawkins im Vorjahr laut Sender NBC. «Wir hatten einen ähnlichen Vibe.» Nach dem zweiten Band-Studioalbum «The Colour And The Shape» 1997 gehörte Hawkins dazu – und er blieb trotz mancher Drogenprobleme (angeblich aufgrund seines Lampenfiebers) eine Konstante in der auch wegen ihrer lockeren Unbekümmertheit rasch sehr beliebten Band.

Trotz des Riesenerfolgs der Alternative-Rocker mit Hits wie «Best Of You», «My Hero», «Learn To Fly» oder «All My Life» sah sich Hawkins – nicht ganz ungewöhnlich bei Schlagzeugern, siehe Ringo Starr, Phil Collins oder Grohl selbst – als unterschätzten Songschreiber. Daher startete er 2004 sein Nebenprojekt Taylor Hawkins & The Coattail Riders, mit denen er auf mehreren Alben als Frontmann und Sänger auftrat. 2014 gründete der Drummer mit der Metal-Truppe The Birds Of Satan ein weiteres Projekt, an dem auch Grohl mitwirkte.

Die Beziehung zwischen den beiden Musikern scheint immer eng gewesen zu sein. Bei Konzerten trugen Hawkins und Grohl manchmal Drummer-Duelle aus, oder sie tauschten die Plätze bei Schlagzeug, Gitarre und Gesang. Und gerade erst in diesem Februar brachte Grohl (53) seine schräge Horrorkomödie «Studio 666» in die US-Kinos, in der die Foo Fighters inklusive Taylor Hawkins die Hauptrolle spielen.

Kultrocker Ozzy Osbourne (73, Black Sabbath) bezeichnete Hawkins am Samstag als «grossartigen Menschen und erstaunlichen Musiker». Er schrieb: «Wir sehen uns auf der anderen Seite - Ozzy.» 80er-Jahre-Star Billy Idol (66) zeigte auf Twitter ein Hawkins-Bild und schrieb: «So tragisch. Ruhe in Frieden». Queen-Schlagzeuger Roger Taylor (72) verglich Hawkins' Tod mit dem Verlust eines jüngeren Lieblingsbruders. «Er war ein freundlicher, brillanter Mann und ein inspirierender Mentor für meinen Sohn Rufus und der beste Freund, den man haben kann.» Auch der ehemalige Beatles-Schlagzeuger Ringo Starr (81) sprach Hawkins' Familie und Bandkollegen sein Beileid aus.

Der frühe Tod dieses US-Musikers mit 50 erinnert nun erneut an den Aderlass, den die Grungerock-Generation mit vielen traurigen Fällen erleiden musste: angefangen bei Kurt Cobain (Nirvana/1994) über Layne Staley (Alice In Chains/2002) und Chris Cornell (Soundgarden/2017) bis zu Mark Lanegan (Screaming Trees/2022). Alle wurden seit Mitte der 1960er Jahre geboren und in den 90ern als junge Wilde berühmt. (sda/dpa)

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21 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ott*ger
26.03.2022 08:49registriert Mai 2016
R.I.P. Taylor
🖤🕯️🤘🏼
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Donny Drumpf
26.03.2022 09:49registriert November 2019
Ah shit. Ich hatte gehofft, dass du die inneren Dämonen besiegen konntest. Mögest du in Frieden ruhen alter Freund.

Hart für Dave Grohl und Pat Smear, wieder ein Freund der die Welt zu früh verlässt...
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Raembe
26.03.2022 09:33registriert April 2014
Ich bin geschockt. RIP
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