Mal kein Begriff aus der Netzwelt wie bisher oft: Der Ausdruck «Blackfacing» für schwarz angemalte Gesichter von Weissen ist in Deutschland zum «Anglizismus des Jahres» gekürt worden. Am Wort «Blackfacing» überzeugte die Jury, dass es in Deutschland schon lange «geblackfacete» Weisse gebe, aber erst das Englische dem Deutschen ein Wort gegeben habe, diese Tradition zu benennen.
Gut im Rennen waren 2014 demnach auch «Social Freezing» (Einfrieren von Eizellen zur karrierebedingten Verschiebung des Kinderkriegens), «Photobombing» (Fremde im Foto sprengen das eigentliche Motiv) sowie «Sexting» (Wort aus Sex und Texting; für erotische Fotos und den möglichen Missbrauch solcher Bilder via Handy etwa).
Im Jahr 2014 gab es «Blackfacing» etwa bei der Fussball-WM, als sich deutsche Fans beim Spiel gegen Ghana schwarz schminkten. Diskutiert wurde auch die Sternsinger-Tradition mit einem Schwarzen unter den Heiligen Drei Königen oder das Auftreten vom Zwarte Piet in den Niederlanden, einem angeblich dunklen Nikolaus-Helfer.
Ende 2013 gab es in Augsburg eine «Wetten, dass ..?»-Saalwette, bei der sich Dutzende wie Lukas, der Lokomotivführer, und der dunkelhäutige Jim Knopf zurechtmachten – beliebte Figuren aus der Augsburger Puppenkiste. Das ZDF handelte sich Rassismus-Vorwürfe ein.
Über den Begriff «Blackfacing» sagte der Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch der Deutschen Presse-Agentur in Berlin: «Das Blackfacing gilt als rassistisch, weil es die Identität und die Erfahrungen schwarzer Menschen als Kostüm behandelt, das weisse Menschen beliebig an- und ausziehen können. Mit dem Blackfacing massen sich weisse Menschen an, für schwarze Menschen sprechen und handeln zu können, und nehmen ihnen damit den Raum, dies selbst zu tun.»
Seit 2010 kürt die Initiative «Anglizismus des Jahres» um Anatol Stefanowitsch von der Freien Universität Berlin jährlich positive Beiträge des Englischen zur Entwicklung des deutschen Wortschatzes. 2013 gewann etwa die Skandal-Nachsilbe «-gate». (whr/sda/dpa)