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Pilgerstätte für Fans des Surrealismus

Pilgerstätte für Fans des Surrealismus

Ein Ausstellungsbesucher betrachtet ein Porträt von Salvador Dalí.Bild: EPA
25. Todestag von Salvador Dalí
Am 23. Januar 1989 starb der spanische Maler Salvador Dalí im Alter von 84 Jahren an Herzversagen. Noch heute – 25 Jahre später – ist die Faszination für seine Kunst ungebremst.
23.01.2014, 07:2823.01.2014, 09:34
Hubert Kahl, dpa
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25 Jahre nach dem Tod des spanischen Malers Salvador Dalí bricht die Faszination seiner Werke alle Grenzen. Die drei Museen in Figueras, wo der Künstler am 23. Januar vor 25 Jahren gestorben war, lockten 2013 fast 1,6 Millionen Besucher an – 8,4 Prozent mehr als 2012. 

Das Madrider Königin-Sofía-Museum verzeichnete 2013 dank einer grossen Dalí-Ausstellung einen Rekordansturm von 3,2 Millionen – die höchste Besucherzahl, die jemals eine spanische Pinakothek erreichte. Es übertraf damit sogar das berühmte Prado-Museum. 

Die Museumsdirektoren mussten mehrere Krisensitzungen abhalten, um darüber zu beraten, wie sie des ungewohnten Andrangs Herr werden sollten. Das Dalí-Museum im ehemaligen Stadttheater von Figueras ist zu einem internationalen Zentrum für das künstlerische Erbe des Malers, Bildhauers, Performance-Künstlers und Filmautors geworden. Die Dalí-Stiftung erstand seit den 1990er Jahren mehr als 300 Werke und legte eine Bibliothek mit 9000 Studien an. 

Eine Auswahl von Dalís Werken

«Ich bin der Surrealismus»

Das Gebäude mit den überdimensionalen Eiern auf dem Dach, in dem sich auch das Grab Dalís befindet, ist heute eine der grössten Touristenattraktionen in Spanien und eine Pilgerstätte für Anhänger des Surrealisten. Dalí hatte zu Lebzeiten gewusst, sein Werk und sich selbst zu verkaufen. Er machte seine ständig wiederkehrenden Motive des Eis und der schmelzenden Uhren sowie seinen ausgefallenen Schnurrbart zu Markenzeichen. 

Es störte ihn auch nicht, wenn seine Werke gefälscht wurden. Im Gegenteil: Er sah darin einen Beweis für seine Grösse. Dalí leistete Fälschungen zuweilen sogar Vorschub, indem er leere Blätter mit seinem Zeichen versah. Der Exzentriker und Provokateur förderte mit dem Show-Gehabe seinen kommerziellen Erfolg. Er brach Tabus und verstand es, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

Dalí verabscheute nichts mehr als das Mittelmass. «Ich bin der Surrealismus», sagte der Künstler, der 1989 mit 84 Jahren an Herzversagen starb. «Dalí wurde als Person selbst zu einem Kunstwerk», schrieb der Maler Luis Gordillo unlängst in der Zeitung «El País», fügte aber auch hinzu: «Die Kunstwelt ist sich einig darin, dass der Künstler seine besten Werke in den 20er und 30er Jahren schuf und die künstlerische Bedeutung danach zurückging.» 

Hier wird ein Werk von Salvador Dalí als Hintergrundkulisse für eine Adaption der Oper «Tristan und Isolde» in der Salle Métropole in Lausanne aufgebaut.Bild: KEYSTONE

Arrangement mit Diktator

Der Biograf Ian Gibson führte dies darauf zurück, dass sich der Maler seine homosexuellen Neigungen nicht eingestehen wollte. Die Kunst sei zu einer Maske geworden, hinter der Dalí seine Ängste verbergen wollte, meinte der irische Historiker und Spanien-Experte. Einen wesentlichen Anteil am Erfolg Dalís hatte seine Frau Gala. Die gebürtige Russin war für den Künstler nicht nur Lebensgefährtin, sondern auch Muse, Managerin und Mutterfigur. Sie hielt die Spleens ihres Mannes in Grenzen und vermarktete seine Werke. 

Im Laufe der Zeit wurde die Beziehung jedoch immer absonderlicher. Gala umgab sich im Schloss Púbol, das der Maler für sie gekauft hatte, im hohen Alter mit jungen Liebhabern. Dalí selbst zog sich in die Fischersiedlung Port Lligat bei Cadaqués zurück. Bis heute umstritten ist, weshalb Dalí, der als junger Mann in linken Zirkeln verkehrt war, sich später mit dem spanischen Diktator Francisco Franco (1939-1975) arrangierte. Manche Experten meinen, Diktatoren hätten den Künstler fasziniert, weil sie für ihn mit seinem chaotischen Lebensstil eine Art von Ordnung repräsentierten. Andere gehen davon aus, dass Dalí das Franco-Regime hingenommen habe, um sich in seiner Heimat in Ruhe seiner Kunst widmen zu können.

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