Wenn die Waffenlobby in den USA zu einer Demonstration aufruft, dann werden nicht nur Kartons mit schmissigen Slogans verziert. Dann werden die Sturmgewehre geschultert, die Walkietalkies montiert und die Kampfmontur übergestreift. 22'000 zum Teil schwer bewaffnete und/oder vermummte Demonstranten mit Sturmgewehren, Faustfeuerwaffen, Schrotflinten und Stichwaffen zogen gestern durch die Hauptstadt von Virginia.
Sie demonstrierten gegen schärfere Waffengesetze. Seit November sind die Machtverhältnisse im Parlament von Virginia gekippt. Neu besitzen die Demokraten eine Mehrheit. Und nun befürchten die Waffenfreunde Repressalien.
Vor zwei Jahren führten wir mit einer führenden Forscherin auf dem Gebiet des Waffenbesitzes, Prof. Dr. Alexandra Filindra von der University of Illinois in Chicago, ein Interview zu diesem Thema, das die USA so sehr spaltet wie vielleicht nur noch die Abtreibungsfrage.
Sie erklärte gegenüber watson unter Anderem, dass Waffen weissen Männern in den USA als Symbol für ihre Überlegenheit dienen würden. Die Forscherin, welche sich bei ihren Aussagen auf wissenschaftliche Studien stützte, erntete dafür von unseren Laien in der Kommentarspalte Kritik. Und wieder einmal bewahrheitet sich: Die Laien wissen einfach, wovon sie sprechen! Und damit leiten wir gleich weiter zu unserem zynischen Waffendemo-Quiz. Wir haben keinen anderen Weg gefunden, diesen schaurig-faszinierenden Event zu verarbeiten.
Ein kleines Wort der Warnung. Es könnten dabei Aggressionen entstehen. Doch bevor du zur Waffe greifst, öffne schnell das Fenster und gönne dir ein paar Züge frische Abendluft.
Wir schreiben den 21. Januar und bereits kam es in den USA zu elf Mass Shootings in diesem Jahr. Jeden zweiten Tag wird geballert. Dabei kamen 12 Menschen ums Leben, 39 wurden verletzt.
Trotzdem beharren die Demonstranten auf ihr Recht, Waffen zu bunkern und zum Teil sogar offen mit sich herum zu tragen. Ob die Demonstranten tatsächlich glauben, dass ihre Waffen Leben retten, so wie sie das mit ihren Stickern proklamieren, ob sie es sich einreden, weil Waffen und die Macht, die von ihnen ausströmt, ihnen einen angenehmen Kitzel beschert, oder ob es ihnen einfach egal ist, wissen nur die einzelnen Individuen selbst.
Dem neutralen Beobachter bleibt die Erkenntnis, dass die Waffenfrage in den USA ein gutes Beispiel dafür ist, dass rationales Denken selten gegen Emotionen ankommt. Eine Erkenntnis, die immer wieder einmal zynische Reaktionen auslöst. So auch heute. Man möge es uns verzeihen.