Russland
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Putin-Freund aus Genf in Bedrängnis

Die Sanktionen der USA machen Timtschenko zu schaffen. Erst musste er Unternehmensanteile verkaufen, jetzt steckt sein Privatjet fest.
Die Sanktionen der USA machen Timtschenko zu schaffen. Erst musste er Unternehmensanteile verkaufen, jetzt steckt sein Privatjet fest.Bild: SERGEI KARPUKHIN/REUTERS
Ukraine

Putin-Freund aus Genf in Bedrängnis

Rohstoff-Milliardär Gennadi Timtschenko ist einer der reichsten Menschen mit Wohnsitz in der Schweiz. Die USA haben ihn auf ihre Sanktionsliste gegen Russland gesetzt. Doch auch in Europa fühlt er sich nicht mehr wohl.
06.08.2014, 06:2706.08.2014, 16:17
LORENZ HONEGGER / aargauer Zeitung
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Aargauer Zeitung

Das Leben meint es gut mit Gennadi Timtschenko. Der 61-jährige russisch-finnische Doppelbürger ist seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Rohstoffgeschäft und heute laut «Forbes» mit einem geschätzten Vermögen von 13 Milliarden Franken einer der 100 reichsten Menschen der Welt. 

2002 lässt sich der Vater von drei Kindern pauschal besteuert in der Schweiz nieder. Hier studiert sein 19-jähriger Sohn, hier befindet sich die wichtigste Niederlassung des von ihm mitgegründeten Rohstoffhandelsunternehmens Gunvor. Umsatz im letzten Jahr: mehr als 80 Milliarden Franken. 

Timtschenko macht sich auch als Gönner des Servette FC Genève einen Namen und wünscht sich den Schweizer-Meister-Titel. Diesen Frühling gerät die perfekte Welt aus den Fugen. Denn Timtschenko ist nicht nur einer der zehn reichsten Menschen mit Wohnsitz in der Schweiz, er ist auch ein jahrzehntelanger Freund des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Schon lange gibt es Gerüchte, er habe einen Grossteil seines Milliardenvermögens Putin zu verdanken. Er bestreitet dies. 

Hockeyfan Timtschenko an den Olympischen Spielen.
Hockeyfan Timtschenko an den Olympischen Spielen.Bild: KEYSTONE

«Ich war schon ein erfolgreicher Geschäftsmann und bin mit Privatjets geflogen, als Wladimir Putin noch Vizebürgermeister von St. Petersburg war. Zwischen meinem Erfolg und seiner Bekanntschaft gab, gibt und wird es keinen Zusammenhang geben», sagt er im April 2013 in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung». 

US-Präsident Barack Obamas Beraterstab indes ist überzeugt, dass Putin über seinen Genfer Freund Timtschenko an Gunvor beteiligt ist. Als Reaktion auf Moskaus umstrittene Rolle im Ukraine-Konflikt setzt ihn die amerikanische Regierung mit anderen 20 einflussreichen Russen auf ihre Sanktionsliste. Damit der viertgrösste Ölhändler der Welt nicht in Schieflage gerät, verkauft Timtschenko sein Gunvor-Aktienpaket Mitte März überstürzt an seinen Geschäftspartner. 

Bisher keine Signale für Wegzug

In der Zwischenzeit ist auch sein luxuriöser Privatjet den Sanktionen zum Opfer gefallen. Die Herstellerin der 60 Millionen Franken teuren Gulfstream G650 weigert sich, die Maschine zu warten oder Ersatzteile zu liefern. Sie steckt auf dem Flughafen in Moskau fest. 

In der Schweiz muss Timtschenko von offizieller Seite keine Einschränkungen befürchten. Das hat Volkswirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann am Wochenende mehr als deutlich gemacht. Auch die EU hat ihn bisher verschont. Und dennoch ist sein Verbleib im Land nach dem erzwungenen Verkauf seines Gunvor-Aktienpakets infrage gestellt. 

Als ihn Washington im März zur Persona non grata erklärt, kehrt er auf direktem Weg nach Russland zurück. «Ich fand, es war langsam Zeit», sagt er der Nachrichtenagentur Itar-Tass am Montag. Nach Europa will er aus Furcht vor «möglichen Provokationen amerikanischer Geheimdienste» bis auf weiteres nicht mehr fliegen. 

«Singapur ist auch ein stabiler und sicherer Standort. Das Klima ist vielleicht etwas anders, aber man kann sich daran gewöhnen.»
Gennadi Timtschenko

Der Präsident der schweizerisch-russischen Handelskammer, Guy Mettan, sagt zwar auf Anfrage, er habe bis jetzt «kein Signal, dass Timtschenko die Schweiz verlassen will». Auf ewig mit der Eidgenossenschaft verbunden fühlt sich der Milliardär jedoch nicht. 

«Wir fühlen uns wohl, aber ...»

Im «NZZ»-Interview von letztem Jahr schliesst er nicht aus, dass er im Fall einer starken Erhöhung der Unternehmenssteuern einen Wegzug in Betracht ziehen würde. «Wir fühlen uns wohl in Genf, aber wir könnten jederzeit nach Singapur umziehen. Wir haben bereits ein Büro dort. Singapur ist auch ein stabiler und sicherer Standort. Das Klima ist vielleicht etwas anders, aber man kann sich daran gewöhnen.» 

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