Der Sonntag war einer dieser Tage: Von sieben Zügen von München nach Zürich kamen drei pünktlich an ihr Ziel, zwei mit einer Verspätung und zwei gar nicht. Von einem stabilen, pünktlichen Betrieb sind die Eurocitys weit entfernt, auch wenn sich die Situation zuletzt gebessert hat.
Trotzdem setzen sich immer mehr Reisende in die Züge. Im vergangenen Jahr waren es 123'000 zwischen den beiden Städten, 16 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Verbindung gehört zu den fünf internationalen Strecken der Deutschen Bahn mit dem stärksten Wachstum, wie diese kürzlich bekannt gab. Erst im Dezember 2023 wurde der durchgehende Zweistundentakt eingeführt. Ein siebtes Zugpaar, das zuvor nur an Tagen mit hohem Aufkommen verkehrte, fährt seither ganzjährig.
Das Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft. Schon 2015 wurden aus der Schweiz über 160'000 Reisen mit Übernachtungen pro Jahr nach München gezählt – mehr als nach Mallorca oder Amsterdam. Der Fernbusanbieter Flixbus bietet täglich bis zu 16 Abfahrten pro Richtung auf der Strecke an, hinzu kommen sechs tägliche Flüge pro Richtung von Swiss und Lufthansa.
Die SBB wollen das Angebot ausbauen, haben aber ein Problem: Die Strecke wurde auf dem deutschen Abschnitt zwar bis 2020 elektrifiziert und ausgebaut, aber viele Abschnitte blieben einspurig. Deshalb kann nur alle zwei Stunden ein Eurocity pro Richtung verkehren. Das Bundesamt für Verkehr (BAV) und die SBB wollen das Angebot mittelfristig auf den Stundentakt verdichten.
Dafür wären weitere Ausbauten in Deutschland nötig, deren Kosten der Bund vor zwei Jahren in einer ersten groben Kostenschätzung auf 250 Millionen Euro bezifferte. Ob Deutschland den Ausbau angeht, zeigt sich frühestens Ende Jahr, wenn das dortige Verkehrsministerium eine neue Version des Konzepts «Deutschlandtakt» veröffentlicht. Die Schweiz, Österreich und die Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg haben den Stundentakt beantragt. Entschieden wird aber in Berlin.
Zunächst soll der letzte Ausbau erfolgen, der ohne weitere Infrastruktur möglich ist: Ein achtes Zugpaar pro Tag dürfte bereits ab Dezember dieses Jahres verkehren, wie CH Media aus involvierten Kreisen der SBB erfahren hat. Dabei dürfte es sich einerseits um eine Frühverbindung von Zürich nach München handeln, die Zürich um kurz nach halb sechs Uhr morgens verlässt und gegen 9 Uhr in München eintrifft. Bisher war die erste Ankunft in München erst um 11 Uhr, was für viele Geschäftsreisende zu spät ist.
In Gegenrichtung soll ein später Zug mit Abfahrt in München um kurz vor 21 Uhr eingeführt werden, der etwa um halb ein Uhr morgens in Zürich eintreffen wird. Ein Selbstläufer dürften die Züge nicht werden, denn das Potenzial in den Randstunden ist beschränkt: Für Touristen sind sie oft zu früh oder zu spät unterwegs, und es fehlen wichtige Anschlüsse.
Der Zug um halb sechs Uhr morgens von Zürich nach München könnte zwar auch mit den ersten Zügen aus Bern, Olten, Aarau, Lenzburg oder Zug erreicht werden sowie aus beinahe den ganzen Kantonen Zürich und Schaffhausen und mit Einstieg in St.Gallen aus grossen Teilen der Ostschweiz.
Die letzte Verbindung abends hingegen würde in St.Gallen und Winterthur Anschlüsse in Richtung Ostschweiz und Schaffhausen ermöglichen. In Zürich aber gäbe es – ausser in den Wochenendnächten – keine Anschlüsse mehr in Richtung Aargau, Olten und Bern, sondern nur noch nach Zug und in Teile des Kantons Zürich. Ob dies zusammen mit der Stadt Zürich reicht, den Zug dauerhaft auszulasten, müssen die Bahnen noch beweisen.
Neu sind die Überlegungen für das achte Zugpaar nicht. Es war bereits vor der Coronakrise geplant. Wie ein Insider sagt, könnten nun aber auch politische Überlegungen eine Rolle spielen, es rasch einzuführen. In Verhandlungen zu einem neuen Rahmenabkommen mit der EU dürfte nämlich eine Liberalisierung des internationalen Personenverkehrs zur Sprache kommen.
Der deutsche Anbieter Flixtrain interessiert sich laut Informationen von CH Media genau für solche Randzeiten-Verbindungen zwischen Zürich und München. Wenn die Staatsbahnen bereits mit einem eigenen Angebot vorpreschen, wird es für die Billigkonkurrenz schwieriger, einen neuen Zug zu vermarkten – und ein geeignetes Trassee zu finden. Denn einen bestehenden Zug im Taktverkehr dürften neue Anbieter nicht verdrängen.
Die SBB beantworten Fragen zum Ausbau nach München nicht. Sie wollen voraussichtlich am 21. Mai zum Fahrplan im nächsten Jahr kommunizieren.
Bei 2,5 Stunden ab SG würde ich aber gern umsteigen. Stellt sich nur die Frage der Zuverlässigkeit.
Mit Wissing und FDP stellen die da lieber Mercedes oder BMW oder Flugtaxis zur Verfügung anstatt eine Bahn auszubauen.
Schade.