Erneut sind schwere Gewitter am Montagnachmittag über die Schweiz hinweggezogen. Betroffen waren hauptsächlich das Emmental und das Berner Oberland. Am Oberlauf der Emme wurde der bekannte Landgasthof Kemmeribodenbad geflutet, die Gäste mussten sich in den ersten Stock retten. Das Restaurant hat seinen Betrieb bis auf Weiteres eingestellt.
Die Übersicht:
Wo sonst Alkohol fliesst, sind am Montagabend 4 Millionen Liter Niederschlag eingedrungen: Der unterirdische Vegas Nachtclub in Kriens LU ist vom Unwetter heimgesucht worden und bleibt bis auf Weiteres geschlossen.
Das unterirdisch angelegte Lokal sei von den Wassermassen stark in Mitleidenschaft gezogen worden, teilte die Stadt Kriens am Dienstag mit. Der Club schreibt auf seiner Webseite: «Es ist schlimm, oder besser gesagt Schlamm.»
Für das Abpumpen der fast 4 Millionen Liter Schmutzwasser sowie Schlamm und Sand setze die Feuerwehr schweres Gerät ein. Die Arbeiten werden in den nächsten Tagen zu Lärm führen.
Bei der Feuerwehr Kriens seien am Montag rund 60 Alarmmeldungen eingegangen. Hauptsächlich betroffen waren die Quartiere Obernau sowie Kuonimatt/Schlund. Im Musikschul-Gebäude wurden musizierende Kinder und Lehrpersonen während des Unterrichts von den Wassermassen überrascht. Grössere Personenschäden habe es aber nicht gegeben.
Am Montagnachmittag hatte ein heftiges Gewitter die Emme innert Kürze rasant anschwellen lassen. Der Fluss führte viel Schwemmholz mit. Am Oberlauf der Emme kam es zu Überschwemmungen.
Nach dem heftigen Gewitter über dem oberen Emmental sucht die Gemeinde Schangnau Helferinnen und Helfer fürs Aufräumen. Sie hat auch einen Spendenaufruf erlassen. Die Behörden sprechen von enormen Sachschäden.
Besonders getroffen von den Fluten wurde am Montag das über die Kantonsgrenzen hinaus bekannte Ausflugsziel Kemmeribodenbad mit seinem Hotel-Restaurant. Ebenfalls überflutet wurden das Dörfchen Bumbach und das Gebiet Schwand. Das Hotel-Restaurant bleibt laut einer Mitteilung der Gemeinde und der regionalen Behörden längere Zeit geschlossen.
Die Gäste des Hotels wurden rechtzeitig in Sicherheit gebracht. Die Betreiber des Hotels konnten die Nacht auf Dienstag nicht zuhause verbringen - ebenso wie einzelne weitere Personen, welche am Montagabend unterwegs waren. Das sagte die Emmentaler Regierungsstatthalterin Claudia Rindlisbacher auf Anfrage. Verletzte gab es nicht. Die Höhe der Sachschäden ist noch unbekannt.
Bereits am Aufräumen ist der Zivilschutz der Region Oberemmental. Rindlisbacher ruft dazu auf, derzeit keine Ausflüge in dieses Gebiet zu machen, um die Aufräumarbeiten nicht zu behindern. Auch sind gewisse Strassen, Wanderwege und Brücken zeitweise nicht passierbar. Die Trinkwasserversorgung ist sichergestellt.
Schon 2014 wurde die Gemeinde Schangnau von einem Hochwasser heimgesucht. Damals führte die Emme bis zu 340 Kubikmeter Wasser pro Sekunde ab, am Montag bis zu 270. Die Wucht des Wassers war also vor acht Jahren grösser.
Laut #BAFU waren der maximale Durchfluss 273 m3/s. Das entspricht einem Ereignis, das etwa alle 80 bis 100 Jahre vorkommt. Am 24. Juli 2014 wurden an der selben Station im Eggiwil gar 338 m3/s gemessen. ^chs https://t.co/iPKMqIMiTH pic.twitter.com/WnDdI3RgGn
— SRF Meteo (@srfmeteo) July 4, 2022
Anders als 2014 regnete es am Montag am stärksten im Quellgebiet der Emme – im Gebiet Lombachalp. Deshalb wurde das Kemmeribodenbad so stark getroffen. Es liegt fast zuhinterst im Emmental. Auch waren die Seitenbäche der Emme dieses Jahr weniger reissend, wie laut der Mitteilung ein Naturgefahrenberater feststellte.
Die Unwetter führten auch anderswo im Kanton Bern zu Schäden. Zwischen Brienz BE und Oberried BE entgleiste am Montagnachmittag ein Zug der Zentralbahn. Dieser war mit einem Baum kollidiert, der während eines heftigen Gewitters auf die Gleise gestürzt war.
Eine starke Gewitterzelle mit eingelagertem #Hagelzug ist südlich von #Fribourg durchgezogen und verlagert sich nun weiter ostwärts über #Plaffeien in Richtung #Wattenwil und #Thun. Hier vom Bantiger aus gesehen. (km) pic.twitter.com/XDhBCrXGcA
— MeteoNews Schweiz (@MeteoNewsAG) July 4, 2022
Am rechten Brienzerseeufer im Berner Oberland waren derweil auch am Dienstag die Hauptstrasse und die Eisenbahnlinie der Zentralbahn zwischen Brienz und Oberried unterbrochen. Dies nach dem Murgang vom Montagnachmittag bei Ebligen.
Die Zentralbahn beförderte die Passagiere schon ab Montag mit Ersatzbussen und tat dies auch am Dienstag. Zusätzlich fuhren Regiozüge zwischen Interlaken Ost und Oberried. Ab dem Mittwoch fahren die Züge wieder nach Fahrplan, wie das Unternehmen am Dienstag gegen Abend mitteilte.
Die Hauptstrasse zwischen Brienz und Oberried wollte der Kanton Bern an der Stelle des Murgangs ab Dienstagabend wieder einspurig freigeben, wie er ebenfalls gegen Dienstagabend mitteilte.
Am Montagnachmittag war ein Zug der Zentralbahn entgleist, weil er auf einen vom Murgang mitgerissenen Baum auffuhr. Wie Zentralbahn-Mediensprecher Thomas Keiser auf Anfrage sagte, unterquerte der grösste Teil des Murgangs die Gleise, nicht aber der Baum.
Zurzeit sind wieder ein paar kräftige #Gewitter unterwegs. In der Region #Thun fielen in 20 Minuten über 20 mm #Regen. Für die Kanalisation war das lokal zu viel des Guten...⛈️ ^ls pic.twitter.com/8jSYjdFG9X
— SRF Meteo (@srfmeteo) July 4, 2022
Das Unternehmen musste das entgleiste Fahrzeug wieder auf die Gleise stellen und das Trassee untersuchen. Derselbe Murgang unterbrach die Hauptstrasse, wie Markus Wyss, zuständiger Kreisoberingenieur des Kantons Bern, auf Anfrage sagte.
Eine Mediensprecherin der Berner Kantonspolizei sagte am Dienstagmorgen auf Anfrage, die Polizei habe keine Kenntnis von verletzten Personen im Zusammenhang mit den Gewittern vom Montag. Insgesamt zwölf Schadenmeldungen aus dem ganzen Kanton Bern seien zwischen Montagnachmittag und Dienstagmorgen bei der Polizei eingegangen.
Am Abend kam es in Vaduz zu einem Erdrutsch. Dieser riss in dünn besiedeltem Gebiet Bäume und Schlammmassen mit sich, wie ein Video zeigt, das auf dem Newsportal von «20 Minuten» veröffentlicht worden ist. Die Liechtensteiner Regierung teilte mit, es bestehe keine Gefahr für die Bevölkerung.
Im Laufe der Nacht auf Dienstag hat sich die Wetterlage beruhigt. Das Gröbste sei überstanden, teilte MeteoNews auf Twitter mit. Es gebe nur noch vereinzelt Regengüsse. Laut SRF Meteo sind am Dienstag im Flachland keine weiteren Gewitter zu erwarten. (sda/mlu)
Der Dienstag beginnt vor allem in der Zentral- und Ostschweiz noch mit dichten Wolken und #Regengüssen. Tagsüber wird es nur noch selten nass, und die #Sonne kann sich gut in Szene setzen. 25 bis 27 Grad im Norden, bis über 30 Grad im Süden. https://t.co/2HbU97BwMO (rv) pic.twitter.com/jtdUwTdVHk
— MeteoNews Schweiz (@MeteoNewsAG) July 5, 2022
Mir ist schon klar, dass man in Züri nicht alles mitkriegt: aber die Familie Invernizzi vom Kommeriboden-Bad wurde vor gut einem Monat zum „Hotelier des Jahres“ gewählt.
Mir tut es für die Familie Invernizzi und deren Mitarbeitenden wahnsinnig leid!