Während andere Jugendliche ihre Sommerferien geniessen, bereitet Fabio Blazevic seinen Wahlkampf vor. Der 18-Jährige will Gemeinderat in Würenlos werden. «Der Zeitpunkt ist ideal», findet er. Anfang Juli hat Blazevic seine Volljährigkeit erreicht und damit steht ihm für seine Kandidatur bei den Erneuerungswahlen Ende September nichts mehr im Weg.
Der Kantischüler sorgte mit seiner Petition gegen Konsumationszwang und reservierte Tische in der Cafeteria der Kanti Wettingen Anfang Jahr für Wirbel und eine neue Mensa-Regelung. Bei einer Wahl dürfte er erneut Schlagzeilen generieren: denn Blazevic wäre mit 18 Jahren der jüngste Gemeinderat – nicht nur im Aargau sondern schweizweit.
«Ich finde es schön, etwas verändern zu können», sagt er. Auf Gemeindeebene sei das am ehesten möglich. «Was man bewirkt, ist greifbar, in Form eines neuen Schulhauses oder eines Fussballplatzes. Dafür braucht es nicht 20 Jahre wie etwa für einen neuen Gesetzestext in der Bundesverfassung.» Politik sei für ihn mehr als das, was im Bundeshaus stattfinde. «Es gibt sie hier bei uns in der Turnhalle an einer Gemeindeversammlung», sagt Blazevic.
Er sei in einem sehr apolitischen Haushalt grossgeworden. «Niemand in meiner Familie ist Mitglied in einer Partei und man ging sehr unregelmässig wählen und stimmen.» Bis zu dem Zeitpunkt, als Blazevic mit 12 Jahren nach einem Besuch im Bundeshaus der Juso Sektion Aargau beitrat und politisch aktiv wurde. «So blöd es klingt, aber ich habe meine Familie politisiert», erzählt der Würenloser.
Sein Interesse für das politische Geschehen machte sich jedoch schon viel früher bemerkbar. «Als Vierjähriger war die Tagesschau meine Lieblingssendung.» Im Kindergarten wollte Blazevic zum Leidwesen seiner Gspänli bereits Diskussionen mit ihnen führen. In der Primarschule hörte er dann von seiner Lehrerin: «Fabio, du wirst einmal Bundesrat, du hast so eine starke Meinung.»
Mit 16 orientierte er sich um, verliess die Juso und wurde Mitglied der SP Wettingen. «Die Politik der Juso war für mich nicht mehr zielführend. Pragmatismus und Kompromisse sind wichtig. Man muss von seinen Maximalforderungen zurücktreten können, um zusammenzuarbeiten», findet Blazevic, dessen Vater aus Kroatien und dessen Mutter aus dem Thurgau stammt. Vor einem Jahr gründete er das Würenloser Jugendparlament, das aktuell rund 30 Mitglieder zählt.
«Im Alleingang kommt man nicht weit»: ist das Credo des Jugendlichen. Die passende Einstellung für die Arbeit in der fünfköpfigen Exekutive. Doch wie will er dies mit der Kanti unter einen Hut bringen? Eine Frage, die sich auch seine Eltern zunächst stellten. «Wie willst du so deinen Abschluss schaffen», habe es geheissen. «Mir fällt die Schule leicht. Ich erziele mit wenig Lernaufwand gute Leistungen», sagt Blazevic, der bald die dritte Gymi-Klasse in Wettingen besucht. Zudem habe ihm die Schulleitung zugesichert, dass er bei einer Wahl ab Amtsantritt im Januar 2026 für einige Stunden pro Woche vom Unterricht dispensiert werde.
Blazevic rechnet sich gute Chancen aus, einen Sitz in der Exekutive zu ergattern. Antreten werden neben ihm auch die bisherigen Gemeinderatsmitglieder Barbara Gerster Rytz (Mitte), Nico Kunz (FDP), Lukas Wopmann (Mitte) sowie Gemeindeammann Anton Möckel (parteilos). Nicht zur Wiederwahl stellt sich Consuelo Senn (FDP). Einer der Gründe dafür ist gemäss «Limmatwelle» die Ablehnung der BNO-Revision an der Gemeindeversammlung im April. Als Ressortleiter Hochbau war Senn für die neue Nutzungsplanung verantwortlich.
«Die neue BNO war im Grundsatz gut, doch sie wurde der Bevölkerung schlecht verkauft», findet Blazevic. Der Senkung der Ausnutzungsziffer steht er jedoch kritisch gegenüber, weil dies die Preise für den Wohnraum weiter erhöhe und den Wert der Grundstücke erheblich senke. Er zeigt sich offen für alle Ressorts, würde sich aber mit sozialen Themen am wohlsten fühlen.
Am Herzen liegt ihm, dass die Jugend mehr ins Gemeindeleben integriert wird. Es brauche mehr Treffpunkte für junge Menschen und mehr bezahlbaren Wohnraum in Würenlos – auch für Seniorinnen und Senioren, so Blazevic. «Wenn ich in fünf Jahren ausziehen würde, will ich hier im Dorf bleiben. Derzeit findet man fast keine Wohnung in Würenlos unter 2500 Franken», sagt der Jubla-Leiter.
Ihm geht es auch um die Förderung der Vereine. «Würenlos hat trotz 7000 Einwohnenden eine schöne Dorfkultur. Dieser gilt es, Sorge zu tragen.» Das heisse aber nicht, dass man sich gegen Wachstum sträuben müsse. «Qualitatives Wachstum ist anzustreben, eines für alle und nicht nur für die Wohlhabenden», sagt Blazevic. Seine Vision: «Ein Dorf, in dem alle mitreden können und in dem Jung und Alt gut leben.» (aargauerzeitung.ch)