Gontenschwil im Aargauer Wynental, Haltestelle der WSB (heute Aargau Verkehr). Aus der Bahn aussteigen und vom Perron schnell über die Gleise Richtung Zetzwilerstrasse hüpfen. Geht ja am schnellsten, denn reguläre Übergänge gibt es erst an einem der Perron-Enden.
Doch Vorsicht – auch die Regionalbahn braucht nach einer Vollbremsung ihre 150 bis 200 Meter, bis sie steht. Auch, wenn sie nur mit 40 bis 50 Stundenkilometern unterwegs ist. Das Queren der Gleise ist also genauso gefährlich wie bei herkömmlichen Zuggleisen und ist gemäss Eisenbahngesetz genauso strafbar.
Weil die Regionalbahn eine zunehmende Tendenz zur widerrechtlichen Gleisüberschreitung beobachtet, hat die WSB die Sensibilisierungskampagne «Gleisüberschreitung ist gefährlich und strafbar» lanciert. An den Haltestellen hängen gelbe Transparente mit dem Kampagnenspruch.
Man wolle auf Gefahren für Passagiere und Bahnpersonal hinweisen, sagt Erwin Rosenast, Leiter Kommunikation bei Aargau Verkehr. Bei einer Vollbremsung sei nicht nur der Gleisquerer betroffen, «auch unsere Fahrgäste und der Chauffeur könnten sich dabei verletzten».
700 fehlbare Handlungen hätten WSB-Mitarbeiter in den letzten neun Monaten gemeldet, daraus hätten 150 Strafanzeigen resultiert. Stellt die Staatsanwaltschaft einen Strafbefehl aus, heisst das 100 Franken Busse plus bis 300 Franken Strafbefehlsgebühren.
Im Rahmen der Kampagne führt die WSB an Haltestellen, an denen Gleise besonders gerne überschritten werden, Stichkontrollen durch. Gestern war das Team «Stichkontrolle und Sicherheit» unter der Leitung von Dominik Grenacher erst an der Haltestelle Gontenschwil, dann Unterkulm Nord im Einsatz. Eine Handvoll widerrechtlicher Gleisüberschreiter wurde angehalten und muss mit einer Busse rechnen.
«Wir wollen keine Jagd auf Fahrgäste machen», sagt Rosenast. Vom Bussgeld bekomme die WSB keinen Rappen, «uns geht es alleine um das Verbessern der Sicherheit.» Ziel der Kontrollen sei, dass niemand mehr beim Überschreiten der Gleise erwischt werde.
Dann stellt sich aber die Frage, ob das überschreiten der Gleise bei einem offiziellen Übergang weniger gefährlich ist. Kann der Zug dort schneller anhalten?
Grundsätzlich ist es natürlich gefährlich, Gleise neben einem Übergang zu überschreiten. Gerade Hochgeschwindigkeitszüge kommen viel schneller, als man denkt und wenn man stolpert...
Aber bei der dargestellten Situation sind die offiziellen Übergänge genauso unbewacht. Und die Situation im Video ist gänzlich unproblematisch: hinter einem abfahrenden Zug kann man überall das Gleis überschreiten, denn dann kommt garantiert eine Zeit lang keiner mehr.
Sicherheit ist wichtig, aber so macht man sich lächerlich.