Am 27. September kommt es zu einem direktdemokratischen «Super Sunday»: Die Stimmbevölkerung muss auf eidgenössischer Ebene über vier Behördenvorlagen und eine Volksinitiative befinden, hinzu kommen zahlreiche kantonale und kommunale Wahlen und Abstimmungen. Am Mittwoch haben die SRG sowie das Verlagshaus Tamedia die Ergebnisse der letzten Umfragen zu den fünf Vorlagen veröffentlicht. Das sind die wichtigsten Erkenntnisse:
CVP-Verteidigungsministerin Viola Amherd dürfte dem Abstimmungssonntag entspannt entgegenblicken: Gemäss beiden Umfragen zeichnet sich eine deutliche Mehrheit für die sechs Milliarden teure Beschaffung von neuen Kampfjets für die Luftwaffe ab.
Laut der vom Forschungsinstitut Gfs Bern für die SRG durchgeführten Umfrage wollen 56 Prozent der Teilnehmenden bestimmt oder eher für die neuen Kampfjets stimmen. Sogar 65 Prozent Zustimmung zur Kampfjet-Beschaffung sind es gemäss der von den Politologen Lucas Leemann und Fabio Wasserfallen für Tamedia durchgeführten Umfrage.
Die Meinungsbildung ist weit fortgeschritten, nur vier (SRG) beziehungsweise drei Prozent (Tamedia) der Teilnahmewilligen haben noch keine Meinung. Eine Annahme des Beschaffungsgeschäfts ist deshalb gemäss beiden Umfragen die realistischste Option.
Zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen sie, was die Zustimmung in der Westschweiz beziehungsweise unter Frauen angeht: Gemäss SRG-Umfrage sind nur 45 Prozent der Romands für die neuen Kampfjets und 50 Prozent dagegen: Der Trend in der Romandie weise Richtung Nein-Mehrheit, einzelne Westschweizer Kantone könnten die Vorlage ablehnen.
Bei Tamedia hingegen wollen 62 Prozent der befragten Westschweizer der Vorlage zustimmen und lediglich 37 Prozent ablehnen. Unter den Frauen sind gemäss SRG-Umfrage 50 Prozent für neue Kampfjets. Bei der Tamedia-Umfrage sind 58 Prozent der Frauen dafür, ein deutliches Plus gegenüber der letzten Umfrage von Ende August.
Die SVP vermag mit ihrer Begrenzungsinitiative kaum über die eigene Anhängerschaft hinaus zu mobilisieren. In der SRG-Umfrage sagten 63 Prozent der Befragten, sie lehnten die Initiative ab, lediglich 35 Prozent wollen ihr zustimmen. Laut der Tamedia-Umfrage sagen gar 64 Prozent Nein und nur 33 Prozent der Befragten Ja.
Gemäss den Autoren der SRG-Umfrage findet die Initiative nur innerhalb der SVP-Anhängerschaft sowie bei den «Regierungsmisstrauischen» eine Mehrheit. Sie schreiben von einer «stabilen Mehrheit dagegen». Während die Ablehnung in der deutsch- und französischsprachigen Schweiz deutlich in beiden Umfragen deutlich ausfällt, halten sich das Ja- und das Nein-Lager in der italienischsprachigen Schweiz die Waage.
Weiterhin offen ist die Ausgangslage bei den Abstimmungen über das neue Jagdgesetz und die Erhöhung der Kinderabzüge. Bei ersterem kommen die Befürworter in der SRG-Umfrage auf 46 Prozent, in der Tamedia-Umfrage auf 49 Prozent.
Die Umfragen konstatieren eine widersprüchliche Trendbewegung: Gemäss der SRG-Umfrage haben die Befürworter acht Prozent an Zustimmung eingebüsst, die Autoren schreiben von einer «Pattsituation bei einem Nein-Trend». In der Tamedia-Umfrage hingegen konnte das Ja-Lager um sechs Prozent zulegen. Entscheidend dürfte sein, welches Lager bis zum Abstimmungssonntag stärker mobilisieren kann.
Ebenfalls völlig offen ist das Rennen bei der Erhöhung der Kinderabzüge bei der direkten Bundessteuer. Laut SRG-Umfrage sind 43 Prozent dafür, 52 Prozent dagegen. In der Tamedia-Umfrage stimmten 51 Prozent der Vorlage zu, 46 Prozent lehnten sie ab.
Gemäss SRG-Umfrage ist die Meinungsbildung noch nicht abgeschlossen. Fünf Prozent der Teilnahmewilligen wissen noch nicht, wie sie abstimmen werden und nur knapp die Hälfte ist entweder bestimmt dafür oder bestimmt dagegen. Gemäss den Autoren der SRG-Umfrage könnten sich die Stimmabsichten nach wie vor verschieben.
Allerdings schreiben sie von einem «deutlichen Nein-Trend» in allen Sprachregionen. Argumentativ hätten die Gegner der Vorlage die Oberhand gewonnen. Es handle sich um einen «Ausnahmefall der Meinungsbildung zu einer Behördenvorlage». Auch wenn sich die Studienautoren auf kein Szenario festlegen wollen, spreche der vorgefundene Trend für eine Fortsetzung der «Polarisierung zum Nein» und somit für die Ablehnung der Vorlage.
Die deutlichste Zustimmung dürfte es am Abstimmungssonntag für den zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub geben. Das Ja-Lager liegt mit 61 Prozent (SRG) beziehungsweise 70 Prozent (Tamedia) uneinholbar weit vorne. Die Vorlage dürfte in allen Sprachregionen angenommen werden, am höchsten ist die Zustimmung in der Romandie.
Während eine Mehrheit der SVP-Wähler den Vaterschaftsurlaub ablehnt, findet er in der Anhängerschaft aller anderen Parteien eine Mehrheit. Auch bei der FDP, deren Delegiertenversammlung sich knapp für eine Nein-Parole ausgesprochen hatte. Die grösste Unterstützung kommt gemäss SRG-Umfrage von der Altersgruppe der 18- bis 39-Jährigen, wo 81 Prozent für die Vorlage sind. Bei den über 65-Jährigen wollen 49 Prozent der Befragten zustimmen. Die Tamedia-Umfrage zeichnet ein ähnliches Bild, allerdings bei durchgehend höheren Ja-Anteilen.
(aargauerzeitung.ch)
"Ach die Initiative hat eh keine Chance, da muss ich mein NEIN gar nicht abstimmen gehen'...