Die Studie, für die das Forschungsunternehmen Interface und die Universität Luzern im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit 1300 Polizeibeamte aus den Kantonen Bern, Genf und Luzern sowie aus der Stadt Zürich online befragt wurden, zeigt: Bei 50 Prozent der rund 4800 Vorfälle in der Referenzwoche war Alkohol im Spiel.
Nicht in allen Fällen war der Alkoholkonsum allerdings nachgewiesen. Eine Gewalthandlung wurde auch dann mit Alkohol assoziiert, wenn der Alkoholkonsum nur vermutet wurde. Dies geht aus der am Dienstag veröffentlichten Studie hervor.
Zu den Gewalthandlungen wurden zudem auch Fälle verbaler Gewalt gezählt, etwa Ruhestörungen. Und gerade bei Ruhestörungen war mit einem Anteil von 78 Prozent bei besonders vielen Fällen Alkohol im Spiel. Bei Streitigkeiten (74 Prozent), Körperverletzungen (73 Prozent) und Tätlichkeiten (70 Prozent) spielte der Alkohol gemäss der Studie ebenfalls eine besonders wichtige Rolle.
Einen geringeren Anteil des Alkoholkonsums stellten die Polizeiangestellten bei Sachbeschädigungen und Vandalismus fest (32 Prozent). Hier werde der Alkoholeinfluss aber oft nicht konstatiert, weil die Täter in vielen Fällen nicht bekannt seien, heisst es in der Studie.
Die Online-Befragung der Polizeiangestellten wurde ergänzt mit Expertengesprächen. Die beiden Gruppen sind sich gemäss Studie in einer Einschätzung einig: Die Bedeutung von Alkohol bei Gewalthandlungen im öffentlichen Raum hat in den vergangenen fünf Jahren zugenommen.
Zumindest im Kanton Bern lässt sich diese Einschätzung aber nicht mit Daten belegen: Im Vergleich zu einer Befragung aus dem Jahr 2007 habe der Anteil alkoholassoziierter Vorfälle dort nur bei Ruhestörungen und Streitigkeiten zugenommen, halten die Studien-Autoren fest.
Wenig überraschend konstatiert die Studie eine Häufung der alkoholassoziierten Vorfälle am Wochenende. Neben Städten seien auch Agglomerationsgemeinden besonders häufig betroffen.
Die Altersgruppe, welche die Polizeiangestellten als typische Täter und Opfer identifiziert haben, ist jene der 19- bis 24-Jährigen. Bei rund einem Drittel der Vorfälle waren aber auch Frauen beteiligt.
Die Polizeiangestellten wurden ausserdem gefragt, mit welchen Massnahmen sich die Gewalthandlungen unter Alkoholeinfluss reduzieren liessen. Am ehesten Besserung versprechen sich die Befragten von repressiven Massnahmen wie beispielsweise einer stärkeren Polizeipräsenz.
Wenig halten die Vertreter der Polizei von Informationskampagnen, wie sie etwa im Nationalen Programm Alkohol (NPA) des Bundesrats zu finden sind: Nur 20 Prozent der Befragten halten solche Kampagnen für wirkungsvoll. (rar/sda)