Anzügliche Sprüche, intime Fragen, Oben-ohne-Auftritt: Ruag entlässt Mitarbeiter
Ein Mitarbeiter des bundeseigenen Rüstungsbetriebs Ruag am Standort Emmen LU ist entlassen worden. Wie Inside Paradeplatz berichtet, soll der Mann mehrere weibliche Lernende während Wochen mit anzüglichen Sprüchen und intimen Fragen bedrängt haben. Zudem soll er vor den teilweise noch minderjährigen Frauen mit nackten Oberkörper aufgetreten sein.
Laut «Inside Paradeplatz» hat die Mutter einer Betroffenen eine Meldung an die Ruag erstattet. Der Vorgesetzte des fehlbaren Mitarbeiters habe jedoch nicht durchgegriffen. Vor anderthalb Monaten sei dann bei der Hinweisgeberlinie «Integrity Line» eine Meldung eingegangen. Dort können Mitarbeitende und Dritte – auf Wunsch auch anonym – Unregelmässigkeiten und Verstösse gegen den Verhaltenskodex der Ruag melden.
Ruag: «Der interne Prozess hat funktioniert»
Auf Anfrage bestätigt die Ruag, dass der fehlbare Mitarbeiter entlassen wurde und nicht mehr für die Ruag arbeitet. Aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen und zum Schutz der persönlichen Integrität der Beteiligten «dürfen wir zu Einzelheiten des Vorfalls keine weiteren Angaben machen», so Sprecherin Kirsten Hammerich.
CH Media hat die Ruag aufgrund der von «Inside Paradeplatz» geäusserten Vorwürfe um eine Stellungnahme und eine Rekonstruktion des zeitlichen Ablaufs gebeten. Die Ruag teilt jedoch lediglich mit, dass der interne Prozess funktioniert habe. Ein seriöser Investigationsprozess sei aufwendig und komplex. Die Rechte aller involvierten Personen müssten jederzeit und umfassend geschützt werden: «Unter Berücksichtigung dieser Rahmenbedingungen hat die Ruag in sehr adäquater Frist die Fakten eruiert, den Fall beurteilt und die richtigen Konsequenzen daraus abgeleitet.»
Immer wieder Negativschlagzeilen
Der Rüstungsbetrieb Ruag gehört zu hundert Prozent dem Bund. Er sorgte in letzter Zeit immer wieder für Negativschlagzeilen. Zwischen 2020 und 2025 gaben sich bei der Ruag fünf CEOs die Klinke in die Hand. So musste beispielsweise Brigitte Beck aufgrund umstrittener Äusserungen zur Neutralitätspolitik gegenüber CH Media nach nur einem Jahr im Amt ihren Posten als CEO im August 2023 wieder räumen.
Im Februar dieses Jahres publizierte die Eidgenössische Finanzkontrolle drei Berichte, welche dem Unternehmen ein miserables Zeugnis ausstellten. In einem Fall mutmasslicher Korruption wickelte ein Ruag-Manager über zehn Jahre lang krumme Deals ab und wirtschaftete dabei in die eigene Tasche. Die Schadensumme beläuft sich wohl auf über 60 Millionen Franken.
Eine externe Untersuchung in diesem Zusammenhang, welche die Zürcher Anwaltskanzlei Nieder Kraft Frey seit Sommer 2023 im Auftrag der Ruag durchführt, läuft immer noch. Deren Kosten belaufen sich laut SRF unterdessen auf über 10 Millionen Franken.
Bundesrat will Ruag an die Leine nehmen
Weiter kritisierte die Eidgenössische Finanzkontrolle die mangelhafte Führung und Verwaltung von Armeelagern, welche die Ruag im Auftrag des Verteidigungsdepartements VBS leistet. Und schliesslich bemängelte die Finanzkontrolle die Führung und Steuerung der Ruag durch das VBS.
Ex-Verteidigungsministerin Viola Amherd kündigte bereits im November 2024 an, dass der Bundesrat die heute als privatrechtliche AG konstituierte Ruag wieder an die engere Leine nehmen will. Ihr Nachfolger Martin Pfister wird nun im laufenden Jahr dem Bundesrat einen Vorschlag für eine neue Rechtsform für die Ruag unterbreiten. Im Fokus stehen eine öffentlich-rechtliche Anstalt, wie es etwa die Suva ist. Oder eine spezialgesetzliche Aktiengesellschaft des öffentlichen Rechts, wie es die SBB sind. (aargauerzeitung.ch)