Die grösste Panne in der Geschichte von Orell Füssli heute vor dem Bundesstrafgericht: 1800 halbfertige Tausendernoten wurden gestohlen
Für die Notendruckerei Orell Füssli war es eine der grössten Pannen in ihrer Geschichte: Im Jahr 2012 wurden während des Produktionsprozesses 1800 halbfertige Tausendernoten gestohlen. Drei Personen wurden von der Bundesanwaltschaft mit dem Diebstahl in Verbindung gebracht. Eine von ihnen muss sich am Dienstag vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona verantworten.
Der 44-jährige Angeklagte ist geständig, steht jedoch in keiner Verbindung zu den beiden anderen Beschuldigten. Dem gebürtigen Libanesen mit deutscher Staatsangehörigkeit wird vorgeworfen, zwischen März 2012 und September 2013 unfertige Geldscheine im Wert von 84'000 Franken bei seinem ehemaligen Arbeitgeber Orell Füssli entwendet zu haben.
Die bei der Notendruckerei gestohlenen Geldscheine nutzte der Angeklagte, um «die Kosten des täglichen Lebens» zu decken, wie aus der Anklageschrift hervorgeht. Insgesamt habe der Mann so 60 bis 65 1000-Franken-Blüten in Umlauf gebracht - 43 konnten in der Zwischenzeit sichergestellt werden.
Fälschung in Heimarbeit
Gemäss der Anklageschrift hatte der Druckereihilfsarbeiter die Notenbögen bei sich zu Hause mit frei erfundenen Seriennummern versehen. Er nutzte dabei einen handelsüblichen Tintenstrahldrucker, den ihm ein mittlerweile verstorbener Arbeitskollege zur Verfügung gestellt hatte. Die fehlende Microperforation der Scheine fertigte der Angeklagte ebenfalls in Heimarbeit an.
Die Anklage lautet auf Geldfälschung, Diebstahl, in Umlaufsetzen falschen Geldes sowie gewerbsmässigen Betrug.
Der Angeklagte befand sich bereits 79 Tage in Untersuchungshaft - die Anträge zu möglichen Sanktionen stellt die Anklage erst während der Hauptverhandlung, die am Dienstagnachmittag beginnt. Die Orell Füssli Sicherheitsdruck AG tritt als Privatklägerin auf.
Im Oktober 2013 informierte die Bundesanwaltschaft die Öffentlichkeit darüber, dass bei Orell Füssli im Jahr zuvor Banknoten im Wert von 1.8 Millionen Franken entwendet worden seien. Orell Füssli druckt im Auftrag der Schweizerischen Nationalbank (SNB) die Banknoten der Schweiz. (aeg/sda)
