Am Donnerstagabend war es soweit: Gemeinderätin Franziska Teuscher (Grünes Bündnis) informierte die Anwohner des zentrumsnahen Standorts über die Pläne der Stadt. Wie Teuscher vor rund 400 Zuhörerinnen und Zuhörern ausführte, wird im Verlauf des Jahres 2016 im Zieglerspital ein Bundesasylzentrum entstehen. Die Gemeinderätin rechnet mit rund 350 Asylsuchenden, die dereinst im Zieglerspital wohnen werden.
Die ersten Asylsuchenden werden aber bereits früher einziehen. So soll das Zieglerspital «so schnell als möglich» vom Kanton als Durchgangszentrum betrieben werden können, wie Teuscher sagte. Allerdings sei diese Nutzung auf drei Monate beschränkt.
Applaus für Bundesasylzentrum in Bern – sogar die Behörden sind überrascht. https://t.co/YotEmMYF3w pic.twitter.com/xUmW3pRJTJ
— SRF Regionaljournal (@srfbern) 29. Oktober 2015
Langfristig soll auf dem Areal des Zieglerspitals neuer Wohn- und Geschäftsraum entstehen. «Die Planung für die Überbauung dauert voraussichtlich fünf bis acht Jahre», sagte Sozialdirektorin Teuscher. Man stelle das Zieglerspital dem Bund aber während zehn Jahren als Asylzentrum zur Verfügung.
Bereits im September hatte der Gemeinderat mitgeteilt, dass er das Zieglerspital «im Rahmen einer Zwischennutzung» zur Unterbringung von Asylsuchenden nutzen möchte.
Die Spital Netz Bern AG hatte den Betrieb im Zieglerspital Ende August eingestellt. Den Betten- und Behandlungstrakt sowie das Renferhaus plante sie bis Ende Oktober grösstenteils zu räumen.
Die Bundesbehörden waren der Ansicht, dass eine Nutzung als Asylzentrum ohne grössere Umbauten rasch realisierbar ist. Stadt und Kanton Bern waren ihrerseits an einer möglichst raschen Nutzung interessiert.
Für eine Nutzung des Zieglerspitals als Flüchtlingsunterkunft hatte sich auch der bernische Grosse Rat ausgesprochen. Nur ein Teil der SVP stellte sich gegen eine entsprechende Motion. Mit der Unterbringung von 350 Asylsuchenden im einstigen Spital muss die Asylregion Bern dem Bund noch weitere 270 Plätze zur Verfügung stellen.
Wo die Bundeszentren entstehen sollen, ist erst teilweise bekannt. Bund und Kantone sind im Grundsatz einig, insgesamt 5000 Plätze in solchen Zentren verteilt auf sechs Regionen zu schaffen. In jeder Region sollen Zentren für das beschleunigte Verfahren sowie Ausreisezentren geschaffen werden.
Bereits auf dem Tisch liegen die Pläne für die Region Ostschweiz. Geplant sind 700 Unterkunftsplätze an den bisherigen Standorten des Bundes in Altstätten SG und Kreuzlingen TG. In Altstätten ist ein Neubau geplant, in Kreuzlingen ein Umbau.
Fest steht auch der Standort für das Verfahrenszentrum der Asylregion Zürich. Auf dem Duttweiler-Areal in Zürich sollen 360 Asylsuchende Platz finden. Gleich viele Asylsuchende sollen in Embrach unterkommen, wo ein Ausreisezentrum geplant ist. In der Region Zürich müssen damit noch 150 Plätze gesucht werden.
In der Region Westschweiz ist bisher ein Bundeszentrum in Giffers FR mit rund 300 Plätzen geplant. Insgesamt muss die Westschweiz 1280 Plätze zur Verfügung stellen. In der Region Nordwestschweiz, die 840 Plätze schaffen muss, ist ein Ausreisezentrum mit 250 Plätzen in Flumenthal SO geplant.
Ein Bundeszentrum geht im November auf dem Glaubenberg bei Sarnen OW in Betrieb. Es hat 400 Plätze. Weitere solche Zentren gibt es in Bremgarten AG, Losone TI, Menzingen ZG, Perreux NE und Les Rochats VD. Deren Betrieb ist zeitlich befristet. (dwi/sda)