«Es wird wild, verrückt und vor allem lustig!» stand auf der Einladung. Und: «Nach Passar ist vor Passar». Es sei Zeit, «auf die bereits erreichten Meilensteine anzustossen», Energie für neue zu tanken, «den Arbeitsstress hinter uns zu lassen und stattdessen unsere Tanzschuhe auszupacken».
Endlich wieder mal ein Freudenfest im Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) – aber nicht für alle. Und nicht so, wie die Mehrheit der Belegschaft es sich vorstellte.
Die «unvergessliche Party» ging, das erfuhren manche BAZG-Angestellte, wenn überhaupt, erst einen Monat später, am 23. August 2023 in Lyss BE über die Bühne. Dazu hatte der Zoll die Kulturfabrik Kufa gemietet, laut Einladung sollte die Party von 17.30 bis 23.30 Uhr dauern.
Das Einladungsmail sei «an 350 Mitarbeiter im oberen Bereich» gegangen, sagt eine Person, die im Nachhinein von der Veranstaltung erfuhr. Insgesamt beschäftigt der Zoll gut 4500 Personen.
In der Tat ging die Einladung nur an einen erlauchten Kreis. Im «PS» stand darunter: «Dies ist eine persönliche Einladung und nicht zur direkten Weiterleitung gedacht.»
Was hier gefeiert wurde, war die erste Version des neuen Warenverkehrssystems «Passar», wie die BAZG-Medienstelle auf Anfrage von CH Media festhält. Diese erste Version sei am 1. Juni 2023 in Betrieb genommen worden. Am 1. August sei auch die E-Vignette erfolgreich eingeführt worden. «Der Programmleitung DaziT war es ein Anliegen, den an der Entwicklung und Einführung der Projekte beteiligten Personen für die geleistete Arbeit zu danken», so das BAZG.
Programmleiterin DaziT ist Isabelle Emmenegger, die seit dem Abgang des umstrittenen Direktors Christian Bock als interimistische Zollchefin amtet. Anfang 2024 wird der Neuenburger Polizeikommandant Pascal Lüthi die Bock-Nachfolge antreten.
DaziT ist das umstrittene und mehrere Hundert Millionen teure Digitalisierungs- und Umbauprojekt des Zolls. 2017 bewilligte das Parlament dafür 393 Millionen Franken. 2021 war bereits von 465 Millionen die Rede. BAZG-intern wird immer wieder bemängelt, das Monsterprojekt mit den in grosser Zahl angeheuerten sehr teuren IT-Spezialisten werde massiv über die ordentliche Zoll-Rechnung quersubventioniert. Die Kosten seien weit höher als ausgewiesen.
Was die Passar-Party betrifft, hält das BAZG fest: «Insgesamt beliefen sich die Kosten für Raummiete und Catering auf rund 19'000 Franken, bei 180 Teilnehmenden sind das etwa 100 Franken pro Person. Dieser Betrag wurde durch das Projektbudget übernommen.»
War auch die für den Zoll zuständige Finanzministerin Karin Keller-Sutter (FDP) eingeladen? Das BAZG hält fest: «Eingeladen waren ausschliesslich Mitarbeitende, die an der Entwicklung und der Einführung der genannten Systeme mitgewirkt haben. Diesen wurden ein Apéro, ein Nachtessen sowie Softdrinks, Bier und Wein offeriert. Weitere Konsumation ging zu eigenen Lasten.» Weil am selben Tag in den Räumlichkeiten des BAZG in Lyss ein Workshop durchgeführt worden sei, habe der Anlass «ohne Transferaufwand organisiert werden» können, antwortet der Zoll auf eine weitere Frage.
Wie und womit die Partygäste den Weg nach Hause fanden, ist nicht überliefert.
Während das offizielle BAZG die Fortschritte der Digitalisierung und Projekte wie «Passar» als Erfolgsstory feiert, klingt es bei vielen Teilen des Personals und auch bei Kunden teilweise ganz anders. Von Flops ist die Rede und hohen Mehrkosten zulasten anderer Bereiche. Vertreter der Wirtschaft bemängeln zudem, dass die Digitalisierung ihnen vor allem Mehrkosten bringt. Der laufende Umbau habe teilweise bereits massiven Kompetenzverlust beim Zollpersonal zur Folge.
Die «Passar-Party» bringt viele Leute auch darum in Wallung, weil sich die interne Stimmung seit dem Abgang von Direktor Bock kaum verbessert hat. Der Grenzwacht fehlt es massiv an Personal. Manche Chefs oder Chefinnen nützen das Führungsvakuum offenbar aus, scheren sich auch nicht gross um Weisungen von oben.
Dass der Nachfolger ein Polizist ist, werten vor allem Mitglieder des bisherigen Grenzwachtkorps positiv. Zivile Zollfachleute befürchten dagegen, intern weiter an Boden und Bedeutung zu verlieren.
Ist doch super, wenn von den 350 Millionen die das Projekt kostet 20 Tausend für die Mitarbeiter eingesetzt werden, die durch Mehraufwand dazu beigetragen haben, dass das die Lösung funktilniert.
Viele Digitalisierungs Projekte greifen stark in bestehende Prozesse und Gärtli ein…
Bei Digitlasierung geht es, wenn man es richtig macht, immer auch um eine Veränderung der Arbeitsweise, der Führung und der Kultur…
Da gibt es natürlich viele, vorallem Kader, denen dies garnicht passt…